Kirchenoberhäupter
der evangelischen Kirche fahren überwiegend mit sparsamen
Dienstlimousinen – Essener Bischof Overbeck erneut mit der
spritdurstigsten Motorkutsche negativer Spitzenreiter – Acht „Rote
Karten“ gehen ausschließlich an katholische Bischöfe und den Malteser
Hilfsdienst
Berlin, 5.12.2014:
Wie jedes Jahr bewertet die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) auch 2014
zum Nikolaustag,
mit welchen Dienstwagen die 52 obersten Manager in göttlichem Auftrag
unterwegs sind. Dabei beurteilte sie Motorisierung, Spritverbrauch und
CO2-Emissionen der personengebundenen Fahrzeuge. Die Entscheidung von
Papst Franziskus, den Wagenpark seines Vorgängers
aufzulösen und auf sparsamere und weniger prunkvolle Fahrzeuge
umzusteigen, ignorierte die überwiegende Anzahl seiner katholischen
Statthalter in Deutschland. Alle von der DUH verteilten „Roten Karten“
gingen an Vertreter seiner Kirche.
Papst
Franziskus hatte bereits vor über einem Jahr angehenden Priestern
gesagt: „Mir tut es weh, wenn ich einen Priester oder eine Schwester mit
dem neuesten Automodell sehe:
Das geht doch nicht!“ Das Fahrrad sei ein angemessenes
Fortbewegungsmittel. Wenn es denn ein Auto sein müsse, dann doch bitte
ein bescheidenes Modell. Während sein Vorgänger Papst Benedikt XVI. noch
eine Phaeton-Luxuslimousine mit einem 12-Zylinder-Motor bevorzugte
ist Papst Franziskus demonstrativ auf einen sparsamen Ford Focus
umgestiegen.
Bei
den protestantischen Kirchenleitern setzte sich hingegen der Trend zu
„Grünen Karten“ erfreulicherweise fort: Die Mehrzahl ist mit
klimaverträglicheren Motorschlitten unterwegs.
Die Zahl der „Grünen Karten“ stieg von 14 auf 24, während die Zahl der
„Gelben Karten“ geringfügig von 20 auf 19 sank. Insgesamt gab es 2014
nur acht „Rote Karten“ – das sind fünf weniger als im Vorjahr.
„Die
Botschaft von Papst Franziskus zu mehr Bescheidenheit und Umweltschutz
gerade auch beim Fahrzeugpark ist bei seinen deutschen Statthaltern ganz
offensichtlich nicht angekommen.
Interessant ist, dass in dieser Frage die protestantischen
Kirchenleiter dem neuen Papst näher stehen. Wir fordern die katholischen
Kirchengemeinden und die Pastoren auf, ihre Bischöfe zum Verzicht auf
klimaschädliche Protzlimousinen zu bewegen“,
fordert Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.
Positiver
Spitzenreiter ist, wie auch schon vor zwei Jahren, Landesbischof Jochen
Bohl von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen, dessen
Mercedes Benz E300 B BlueTEC
Hybrid 99 Gramm CO2 pro Kilometer ausstößt. Damit hat er sich im
Vergleich zum Vorgängerfahrzeug noch einmal um zehn Gramm verbessert.
Die „dunkelrote“ Karte gab es für den Bischof Franz-Josef Overbeck aus
Essen. Sein Dienstwagen, ein VW Phaeton, liegt mit
224 g CO2/km etwa 70 Prozent über dem geltenden
EU-Klimaschutzgrenzwert. Er verweigert damit dem Heiligen Vater am
deutlichsten die Gefolgschaft.
„Der
Essener Bischof Overbeck hat immer noch nicht verstanden, dass auch die
obersten Manager mit göttlichem Auftrag irdische Klimaschutzregeln zu
befolgen haben“,
so Resch weiter. Die Auskunft verweigerten in diesem Jahr erneut die
Bistümer Augsburg, Mainz und Regensburg und sahen dafür rot. Die
Bistümer Görlitz und Essen antworteten im Gegensatz zum Vorjahr.
Als
besonders erfreulich bezeichnete die DUH den Aufstieg einzelner
Befragter von einer „Roten Karte“ in 2013 auf eine „Grüne Karte“ bei der
diesjährigen Erhebung. Einen großen
Sprung macht beispielsweise Bischof Friedhelm Hofmann aus der Diözese
Würzburg. Im letzten Jahr noch in einem Fahrzeug mit einem Ausstoß von
159 g CO2/km unterwegs und dafür mit einer „Roten Karte“ bewertet,
erhielt er in diesem Jahr die „Grüne Karte“ für
seinen Mercedes Benz E 300 mit 107 g CO2/km.
Positiv
zu bewerten sind auch die Entwicklungen in der Erzdiözese Freiburg:
Erzbischof Stefan Burger hat das mit einer „Roten Karte“ beurteilte
Fahrzeug seines Vorgängers Robert
Zollitsch gegen einen Ford Mondeo Turnier mit einem CO2-Ausstoß von 128
g CO2/km getauscht und erhält dafür die „Grüne Karte“. Auch Bischof
Gerhard Feige aus dem Bistum Magdeburg verbessert sich von rot (163
g/km) auf grün (124 g/km). Kardinal Woelki, der
erst vor kurzem von Berlin zurück ins Erzbistum Köln wechselte, hat
sich offenbar des Wagens seines Vorgängers Kardinal Meisner entledigt
und damit den Sprung von einer „Roten Karte“ für den Vorgänger auf eine
„Grüne Karte“ geschafft (129 g/km). Ebenfalls
bewertet wurde die Gesamtflotte der jeweiligen Kirchenleitung. Die
beste Flotte hinsichtlich des Klimaschutzes weist demnach die
Evangelisch-lutherische Landeskirche auf mit einem Durchschnittswert von
99 g CO2/km. Schlusslicht ist das Bistum Görlitz.
Interessant
ist ein Blick auf die Entwicklung der Spritverbräuche und damit
verbunden die Klimagasemissionen über die vergangenen vier Jahre hinweg:
Im Durchschnitt verbesserte
sich der CO2-Ausstoß der bischöflichen Dienstlimousinen seit Beginn der
Abfrage im Jahr 2011 von damals 172 g auf 135 g CO2/km. Auffällig ist
auch, dass die katholischen Oberhäupter den evangelischen Kollegen beim
Klimaschutz weiter hinterherfahren. Betrug
der durchschnittliche CO2-Ausstoß der Dienstwagen evangelischer
Kirchenoberhäupter im Jahr 2011 noch 169 g CO2/km, so liegt er in diesem
Jahr mit 125 g CO2/km unter dem aktuell gültigen EU-Grenzwert – eine
Verbesserung um 26 Prozent. Die katholischen Bischöfe
verbesserten ihren Durchschnittswert nur um 18 Prozent – von 174 g
CO2/km im Jahr 2011 auf nun 143 g CO2/km.
Die Ergebnisse der diesjährigen Erhebung finden Sie unter
http://l.duh.de/p061214.
Hintergrund:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen