4. April 2014

Wir wollen nicht vergessen! In Gedenken an Halit Yozgat und Mehmet Kuba??k - ermordet vom NSU im April 2006

Seit heute, den 25.3.2014, hängt mitten in Kreuzberg an der Wand des
 Hauses Oranienstr./Ecke Manteuffelstr. ein 3x6m großes Wandbild weithin
 sichtbar über die gesamte Kreuzung am Görlitzer Bahnhof. Zu sehen: zwei
 Porträts. Zu lesen: die Namen Mehmet Kuba??k und Halit Yozgat mit
 Geburts- und Todesdaten. Eingerahmt vom Text: ?In Gedenken an?,
 ?ermordet vom NSU? und ?Rassismus tötet?. Bereits im September 2013
 wurde ein Plakat in Gedenken an Enver ?im?ek, der am 09.09.2000 in
 Nürnberg vom NSU ermordet wurde, an derselben Hauswand aufgehängt.

 Mehmet Kuba??k und Halit Yozgat wurden vor 8 Jahren von der rechten
 Terrorzelle ?Nationalsozialistischer Untergrund? am 4. bzw. am 6. April
 2006 ermordet. Zu den Jahrestagen der Taten wollen wir der beiden mit
 diesem Wandbild gedenken. Niemand soll vergessen, dass diese beiden
 Menschen, die mitten unter uns lebten, gewaltsam aus dem Leben gerissen
 wurden. Mehmet Kuba??k wurde in Dortmund im Alter von 39 Jahren an
 seinem Arbeitsplatz erschossen. Er war Kioskbesitzer und dreifacher
 Vater. Halit Yozgat wurde zwei Tage später, 21-jährig, in seinem
 Internetcafé in Kassel erschossen. Den Laden hatte er kurz vor seiner
 Ermordung eröffnet. Bei den Morden an Mehmet Kuba??k und Halit Yozgat
 handelt es sich mutmaßlich um die letzten beiden rassistischen Morde
 der
 Mordserie des NSU.

 Wir wollen und werden nach den Morden und der Selbstenttarnung des NSU
 nicht zum Alltag übergehen. In Öffentlichkeit, Medien und Politik
 werden
 der rechte Terror und seine Effekte kaum noch thematisiert. Ein
 Großteil
 der Gesellschaft ist zum Alltag übergegangen, als ob nichts gewesen
 wäre. Es wird der Eindruck erweckt, das Thema sei mit dem derzeit in
 München stattfindenden Strafprozess 'erledigt.' Für uns ist das
 unfassbar und unerträglich. Wir sind ein Zusammenschluss von Berliner
 Initiativen und Einzelpersonen, die in unterschiedlichen Formen die
 Erinnerung an die Opfer lebendig zu halten versuchen. Ihnen und ihren
 Angehörigen gilt unser Mitgefühl und unsere Solidarität. Mit Aktionen
 wie dem Wandbild tragen wir gleichzeitig unsere Wut über den
 allgegenwärtigen Rassismus in unserer Gesellschaft auf die Straße, der
 die Verbrechen des NSU mitgetragen und ermöglicht hat. Wir erkennen
 nach
 wie  vor keine konsequente gesamtgesellschaftliche Auseinandersetzung
 mit Rassismus und seinen tödlichen Folgen. Die großen
 Aufklärungsversprechen von politisch Verantwortlichen im Rahmen der
 offiziellen Trauerfeier im Februar 2012 verpufften in folgenlosen
 Untersuchungs-ausschüssen. Diese förderten unglaubliche Informationen
 darüber zutage, wie die Polizei nur gegen die Opfer und ihre
 Angehörigen
 ermittelt, wie sie systematisch die Spuren in Richtung der
 Nazi-Täter_innen ignoriert hat und auf welche erschreckende Weise der
 Verfassungsschutz in der rechten Szene involviert ist. Übrig geblieben
 ist ein Strafprozess in München, der erneut keine Aufklärung des
 NSU-Komplexes verfolgt und bewirkt. Die Täter_innen und
 Verantwortlichen
 werden also weder gesellschaftlich noch juristisch in irgendeiner Weise
 in die Verantwortung genommen. Schlimmer noch: Wir beobachten, wie sich
 auch in diesem Prozess die respektlose Behandlung der Angehörigen
 fortschreibt. Erst letzte Woche wurde ?smail Yozgat, Vater von Halit
 Yozgat, während der Gerichtsverhandlung zunächst daran gehindert, eine
 vorbereitete persönliche Erklärung vorzulesen. Wir beobachten, dass der
 Richter die für die Aufklärung so wichtige Arbeit der
 Nebenklagevertretung dazu noch behindert statt sie einzubeziehen. All
 das ist untragbar. Wo findet die groß angekündigte konsequente
 Aufklärung statt?

 Wir fordern ein würdevolles Gedenken an die Ermordeten und einen
 respektvollen Umgang mit ihren Hinterbliebenen!

 Wir fordern eine umfassende Aufarbeitung von Nazi-Strukturen und
 behördlicher Verstrickungen!

 Wir fordern eine gesamtgesellschaftliche Auseinandersetzung mit
 rassistischen Institutionen und Strukturen!

 Wir fordern alle auf, die ermordeten Menschen nicht zu vergessen und
 die
 Erinnerung an sie wachzuhalten!

 In Gedenken und Solidarität
 Allmende e.V.
 Bündnis gegen Rassismus
 *aze (andere Zustände ermöglichen)

 Kontakt: bundgrass@yahoo.de

 www.allmendeberlin.de
 www.buendnisgegenrassismus.org
 www.aze.blogsport.eu
 www.ari-berlin.org/themen/themen.htm#mural-enver-simsek

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