Polizei, Bürgermeister und Verfassungsschutz kommen vor den Protesten gegen die rassistischen Ludendorffer in der Walsroder Zeitung am 17.4.14 zu Wort - nicht jedoch die VertreterInnen des "Bündnis-gegen-Ludendorffer", eines Bündnisses aus Gewerkschaften, Parteien, Jugendgruppen, Initiativen, Abgeordneten und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes. In dem Artikel werden die Ludendorffer durch den Geheimdienst Verfassungsschutz verharmlost. Dass die Ludendorffer leider keine überalterte aussterbende Sekte sind, wird deutlich, wenn man Folgendes betrachtet:
1. Die menschenverachtende, antisemitische und rassistische Weltanschauung wird in der Neonazi-Szene gelebt. Wissenschaftliche Untersuchungen der Friedrich-Ebert-Stiftung und weiterer Institute zeigen Jahr für Jahr neu, dass mehr als ein Viertel der Deutschen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit im Kopf haben.
2. Die Ludendorffer sind eine Ideologie-Schule, die Menschen rassistisch aufteilen in hochwertige ("Lichtrassen") und minderwertige ("Schachtrassen"). Menschenverachtung einerseits und Elitedenken andererseits wird in Familienverbänden gelebt und weitergegeben. Zudem nehmen bekannte Nazi-Größen und vorbestrafte Holocaust-LeugnerInnen (Hajo Herrmann, Steffen Hupka, Ursula Haverbeck-Wetzel, Richard Melisch) als Gäste oder ReferentInnen an ihren Tagungen in Dorfmark teil. Dass die
Teilnehmenden-Zahl der Ludendorffer geringer geworden ist, hat viel mit den Protesten zu tun. Sie meiden es von Nazi-GegnerInnen gesehen zu werden. Ludendorffer sind ein eher stiller, aber ideologisch intensiver Club.
An der Ostertagung 2014 nahmen zusätzlich zu den prognostizierten 50 Ludendorffern auch 20 Jugendliche und Kinder teil - wie
Recherche-Journalisten berichten. Darunter war auch mindestens ein Teilnehmer aus Frankreich. Und mindest ein Jugendlicher der Sekte trug Ostern öffentlich auf Dorfmarks Straßen Nazi-Kleidung der Marke "Thor-Steinar". Wie immer war das Tagungsprogramm der Ludendorffer antisemitisch geprägt.
Der Verfassungsschutz behauptet in der WZ am 17.4.14, dass die Ludendorffer in Niedersachsen über keine Strukturen verfügen. Allerdings waren bis 2013 zwei Niedersachsen stellvertretende Vorsitzende der Ludendorffer. Uns sind weitere Ludendorffer im Heidekreis bekannt.
3. Die angeblich harmlosen Ludendorffer sind nicht nur wegen ihres gelebten Rassismus gefährlich, sie schlagen auch selbst. Das haben sie in Dorfmark 2010 und 2012 gegenüber Journalisten handfest ausgelebt.
4. Die Ludendorffer finden vor Ort immer wieder Unterstützende. Es gibt weiterhin Hoteliers und Pensionswirte die die Rassisten beherbergen und bewirten. Als Jugendliche des Internationalen Workcamp Bergen-Belsen in Dorfmark dagegen protestierten, mussten sich Israelis, OsteuropäerInnen und SüdafrikanerInnen rassistische Beleidigungen anhören. Ein anderes mal führte die Polizei einen Einwohner wegen Hitler-Gruß-Zeigen ab. Immer wieder gibt es Pöbeleien und freche Bemerkungen gegen Verantwortliche des Bündnis-gegen-Ludendorffer, ein Zitat vom 19.4.14: "du hast in Dorfmark nichts zu suchen, hau wieder ab
nach Walsrode". Vor Ostern wurde Dorfmarker Einwohnern ihr gegen die Ludendorffer gerichtetes Plakat gestohlen. Ein weiterer Plakatdiebstahl scheiterte, aber dafür wurden Eier ans Haus von Dorfmarker Ludendorff-GegnerInnen geworfen. Es ist nicht leicht sich in Dorfmark als GegnerIn der Rassistentagung zu bekennen. Zudem wurden weitere Plakate, die auf die Proteste zu Ostern aufmerksam machen sollten, entwendet und beschädigt.
Die WZ hat vollkommen Recht, wenn sie schreibt: "Nicht die Demonstranten sind dafür verantwortlich, dass Dorfmark an jedem Osterfest überregional in einem schlechten Licht erscheint. Es sind die Ludendorffer und jene, die dieser rechtsextremen Gruppierung ermöglichen ... Jahr für Jahr ihre Tagungen abzuhalten, in denen es um Rassismus und menschenverachtende Weltanschauungen geht."
Im Ergebniswird deutlich, dass sich das Problem der Ludendorffer nicht von alleine löst. Durch die Indoktrination junger Menschen wird die gefährliche Rassenideologie in die nächsten Generationen getragen. Rassismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen - wie der Hitler-Faschismus und mindestens 182 Mordopfer durch Neonazis der letzten 20 Jahre beweisen. Jede Form von Rassismus gehört verboten. Wir verstehen nicht, warum der Staatschutz und neuerdings auch zivile Kripobeamte unseren
antifaschistischen Protest beobachten, aber dabei die rassistische Tagung unbeobachtet lassen.
Bleibt noch zu sagen:
Am 22.4.14 berichtet die WZ von "etwas mehr als 100 Demonstrierenden" am Ostersamstag. Richtig ist, dass an der Mahnwache gegen Ludendorffer am Karfreitag 100 Menschen teilnahmen und gezählte 150 an der Demo am Ostersamstag. Darunter an beiden Tagen Bürgermeister Schmuck/ CDU.
Leider ist nicht davon auszugehen, dass sich das Problem von allein erledigt. Denn solange diese rassistische, antisemitische und antichristliche Ideologie weitergegeben und von Neonazis aufgesaugt wird und solange der Boden für Rassismus fruchtbar ist, solange ist auch diese Sekte "eine Gefahr für die Demokratie" - wie Pastor Jürgen Schnare, Weltanschauungsbeauftragter der Evangelischen Landeskirche feststellt. Darauf hinzuweisen und auf der Straße zu demonstrieren bleibt leider notwendig.
Bad Fallingbostel, den 27.4.14
unterzeichnet von:
AK Umweltschutz Fallingbostel (AUF), Antifaschistische Initiative SFA, Andreas Jansen, Bd.90/Die Grünen Bad Fallingbostel, DGB-Heidekreis/ Charly Braun, DGB-Jugend/ Malte Wehrs, Jusos-Heidekreis / Florian Vorbeck und Gülbahar Colpan, Linksjugend
solid / Lennart Onken, Matthias Richter-Steinke/ DGB-Region, Michael Höntsch MdL SPD, Netzwerk-Südheide gegen Rechtsextremismus/ Anna Jander und Klaus Jordan, SPD-OV Bad Fallingbostel, Sven Köster KTA DieLINKE, Udo Jansen, ver.di / Renate Gerstel, Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes VVN/BdA und das Bündnis-gegen-Ludendorffer
PM Bündnis-gegen-Luendorffer 27.4.14 - Stellungnahme zu Ludendorffer, Protesten und Presseberichte
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen