30. April 2014

Grußwort des BBU zur Demonstration in Brokdorf am 28. Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe (26.04.2014).


Das Grußwort hielt das Hamburger BBU-Vorstandsmitglied Regina Ludewig.
Hier der genaue Wortlaut:

Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

Ich habe Euch heute etwas Besonderes mitgebracht. Jodpillen sollen laut Katastrophenschutzbehörde gegen radioaktive Strahlung helfen. Die mitgebrachte Menge müsste in etwa für zwei GAUs reichen. Diese Masken sollen uns vor Schadstoffen aus den Kohlemeilern schützen. Darauf vertrauen wir nicht. Diese lächerlichen Requisiten sind bestenfalls für eine Realsatire geeignet. Es ist einfach höchste Zeit, das AKW Brokdorf abzuschalten. Sofort, nicht erst 2021. Und höchste Zeit, das Kohlekraftwerk Moorburg gar nicht erst anzuschalten.

Das AKW Brokdorf steht für mich persönlich als Zeichen meiner Politisierung. Nach Tschernobyl kam ich viele Jahre gemeinsam mit kritischen ChristInnen an jedem 6. eines Monats zu den Mahnwachen und Blockaden. Viele von euch wollen so lange weiter machen, bis das Ding am Deich endlich abgeschaltet ist.
Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz arbeitet als bundesweiter Dachverband verschiedener Umweltinitiativen zusammen mit Anti-Atom-Initiativen, Anti-Fracking-Initiativen, unterstützt Initiativen gegen CCS-Verpressung und Bürgerinitiativen gegen Kohlekraftwerke. Unsere wichtigste Forderung heute ist: Der sofortige Atomaustieg muss Hand in Hand gehen mit dem Ausstieg aus der Kohlestromerzeugung. Anders bekommen wir keine Energiewende hin.

Alle Fakten in Brokdorf besagen nur eins: Das AKW ist für den Strombedarf in Noddeutschland überflüssig.. Durch das Stromüberangebot bei der Strombörse in Leipzig lassen sich für den Betreiber Eon mit Atomstrom keine Gewinne mehr erzielen. Vor einigen Tagen hat ein Stromausfall den Kühlwasserkreislauf im Reaktor lahmgelegt. Der Einsatz von MOX-Brennelementen im AKW Brokdorf schafft ein weiteres Unfall- und Strahlenrisiko. Für die wachsenden Atommüllberge gibt es nach wie vor keine sichere Lösung. Im Sommer wird der Reaktor wieder wegen der jährlichen Revision abgeschaltet. Fehlt uns da was? Leiden wir da an Strommangel? Nein! Dabei ist der Moorburg-Meiler noch gar nicht am Netz. Also: Wir brauchen beide Kraftwerke nicht!

Bei den nachfolgenden Angaben stütze ich mich auf die Angaben der Initiative „Moorburgtrasse stoppen“. Die Inbetriebnahme des Kraftwerks Moorburg würde mit ca. 9 Mio t CO2 - Ausstoß jährlich das Klima anheizen. Auch 400 t Feinstaub jährlich, Stickoxide und Schwermetalle werden aus den Schloten kommen. Ein Co2- Ausstoß doppelt so hoch wie durch den gesamten Hamburger Straßenverkehr. Überall dort, wo Kohlekraftwerke laufen, mehren sich kritische Stimmen von Ärzteinitiativen. Es droht eine rasante Zunahme von Herz-Kreislauferkrankungen, Atemwegserkrankungen und eine steigende Lungenkrebsrate.

Nach Angaben der Münchner Rückversicherung hat sich die Anzahl der klimabedingten Wetterkatastrophen seit 1980 weltweit verdreifacht. Auf den Philippinen gab es nach der klimabedingten Überschwemmung durch Hurrikan Haiyan 2013 über 10.000 Tote Die Provinhauptstadt Tacloban wurde dem Erdboden gleichgemacht.Da sind wir mit dem Elbehochwasser und einigen Deichbrüchen letztes Jahr noch glimpflich davon gekommen. Diese Klimakatastrophen sind menschengemacht. Die Folgen unseres Energiehungers baden die ärmeren Länder aus. Kohlekraft wird in den den Folgen ähnlich zerstörerisch und nicht versicherbar werden.wie Atomkraft Die katastrophalen Kohleabbaubedingungen in der Lausitz und in Kolumbien mit Vertreibung und Menschenrechtsverletzungen erwähne ich hier nur beiläufig. Sie ähneln dem zerstörerischen Uranabbau in Afrika.

Atomkraft und Kohlekraft sind keine Brückentechnologien in eine Zukunft mit regenerativen Energien.Das besagen auch die neusten Studien von BUND und Greenpeace. Eine glaubwürdige Energiewende investiert in Sonne, Wind, intelligente Speichertechnologien und Energieeinsparung. Sie subventioniert nicht Dinosauriertechnologien wie Atom- und Kohlestrom. Da lassen wir uns von Herrn Gabriel mit seinem Windenergiedeckel und von Herrn Habeck, der im Schleswig-Holsteinischen Umweltministerium nicht klar Postition gegen das AKW bezieht, nichts vormachen. Eine Energieerzeugung, welche die Lasten und Folgeschäden über Jahrtausende nachfolgenden Generationen aufbürdet und damit deren Lebensgrundlage zerstört, brauchen wir nicht. Eine von BürgerInnen gestaltete Energieerzeugung sieht anders aus. Brokdorf abschalten sofort, das KoKW Moorburg gar nicht erst anschalten. Für diesen Kampf wünsche ich euch und uns im Namen des BBU viel Erfolg.

Weitere Informationen und Fotos des Aktionstages unter http://akw-brokdorf-abschalten.de/fotos/
 

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