
Nach Angaben der
Gesellschaft für Anlagen und Reaktorsicherheit (GRS) und dem TÜV Süd
muss rein statistisch gesehen etwa alle 1,4 Jahre mit der Auslösung
dieses Störfalls gerechnet werden. Das Hauptproblem bei diesem
Unfallszenario ist, dass sich die Ventile in den Frischdampfleitungen
schlagartig schließen. Dies führt zu einer beschleunigten Zunahme der
atomaren Kettenreaktionen und zu einem explosiven Druckstoß im Reaktor.
Einer Störfallsimulation von Siemens ist zu
entnehmen, dass der Druck bei diesem Störfall auf etwa das 2,7-fache des
normalen Betriebsdrucks ansteigt. Es könnte daher sein, dass der Druck
in Gundremmingen auf eine Größenordnung von 190 bar hochschnellt. Laut
GRS/TÜV Süd ist aber bereits ab etwa 120 bar mit dem Versagen des
Reaktordruckbehälters zu rechnen. Aktuelle Berechnungen haben zudem
ergeben, dass an einer Schweißnaht des Reaktordruckbehälters gefährliche
und unzulässige Spannungen auftreten können.
Der Physiker Reiner Szepan, der vor Jahren im
Auftrag der GRS Sicherheitsanalysen für Atomkraftwerke durchgeführt hat,
warnt davor, dass der explosionsartige Druckstoß auch zur Beschädigung
von Armaturen führen kann, die für die Störfall-Beherrschung zwingend
erforderlich sind.
Auch die offiziellen Wahrscheinlichkeitsrechnungen
sind laut Szepan falsch. Berechnungen der GRS und des TÜV Süd zufolge
wäre ein Atomunfall in Gundremmingen sehr unwahrscheinlich. Der
Spezialist hat nachgerechnet und kommt demgegenüber zum Ergebnis, dass
die Eintrittswahrscheinlichkeit für einen Atomunfall in Gundremmingen um
mehrere Größenordnungen über derjenigen liegt, von der die
Atomaufsichtsbehörde bislang offiziell ausgeht.
„Die Betriebsgenehmigung beruht insofern auf
fehlerhaften Grundlagen“, so Paulitz. „Selbstverständlich ist es auch
unzulässig, dass bei einem mit großer Wahrscheinlichkeit zu erwartenden
Störfall Druckspitzen weit oberhalb des Auslegungsdrucks auftreten.
Derartige Belastungen sind in einem Atomkraftwerk ungeheuer gefährlich
und können jederzeit zum Super-GAU führen. Keine Frage: Gundremmingen
muss umgehend abgeschaltet werden, bevor dort etwas passiert.“
Wenn es im Atomkraftwerk Gundremmingen zum Super-GAU
käme, wären Millionen Menschen von den Folgen betroffen. Denn das
Atomkraftwerk Gundremmingen steht, anders als Fukushima, nicht in
Küstennähe, so dass praktisch die gesamte Radioaktivität über
besiedeltem Gebiet niedergehen würde.
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