Umweltverbände nicht in Kommission Endlager
Der Deutsche Naturschutzring (DNR) hat heute nach Abstimmung mit
Vertretern von Umweltverbänden und Bürgerinitiativen den zuständigen
BerichterstatterInnen im Deutschen Bundestag mitgeteilt, dass er derzeit
keine Vertreter der Umweltverbände für die Kommission Lagerung
hochradioaktive Abfallstoffe vorschlagen wird.
Der Wortlaut des Briefes lautet wie folgt:
Frau Dr. Maria Flachsbarth, MdB
Berichterstatterinnen der Bundestagsfraktionen
Berlin, 20.12.2013
Besetzung Kommission Lagerung hochradioaktiver Abfallstoffe
Sehr geehrte Frau Abgeordnete,
mit Schreiben vom 25. Juli 2013 baten Sie uns um Vorschläge für die
ursprünglich am 2./3. September 2013 im Rahmen einer Sondersitzung des
Deutschen Bundestages vorgesehene endgültige Besetzung der oben
genannten Kommission. Ich hatte Ihnen daraufhin am 16. August 2013
mitgeteilt, dass wir hierüber mit den zuständigen Vertretern der
Umweltverbände und Bürgerinitiativen intensiv beraten und dieser Prozess
eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen wird.
Beim letzten
Treffen der Umweltverbände und Bürgerinitiativen am 11. Dezember 2013
haben wir uns mit großer Mehrheit darauf verständigt, dass wir Ihnen
zunächst nochmals zentrale Kritikpunkte am Standortauswahlgesetz als
gesetzlicher Grundlage für die Einrichtung der Kommission mitteilen:
• für die Jahrtausendaufgabe der Atommülllagerung, die noch
Generationen beschäftigen wird, gab es vor der Verabschiedung des
Gesetzes keine dringend notwendige breite gesellschaftliche Debatte über
die Vorgehensweise und
die Kriterien,
• die
erforderliche breite gesellschaftliche Diskussion wurde in eine
Kommission verlagert, in der die Bevölkerung nicht beteiligt ist,
•
Die Konzentration auf „hochradioaktive Abfallstoffe“ beschränkt den
Blick auf lediglich rund 5 % des durch die Atomkraftwerke verursachten
radioaktiven Mülls,
• der politisch nicht akzeptierte und
wissenschaftlich als ungeeignet nachgewiesene Standort Gorleben, bleibt
bei der Endlagersuche weiter einbezogen,
• die Finanzierung des
Verfahrens durch einen öffentlichen Fonds, gespeist von den Betreibern
der AKW, ist nicht sichergestellt,
• das vorliegende Gesetz ermöglicht Enteignungen und minimiert derzeit noch bestehende juristische Überprüfungsmöglichkeiten,
• die Bundesländer werden entmachtet und es entsteht eine neue
„Superbehörde“ mit weit reichenden Kompetenzen auch in Fragen des
Gewässerschutzes oder des Bergrechtes
um nur einige zu nennen.
Als Folge dieser grundlegenden Kritik werden wir derzeit keine Vertreter der Umweltverbände für die Kommission vorschlagen.
Falls Sie uns und weitere Repräsentanten der Umweltverbände und
Bürgerinitiativen zu einem Gespräch dazu einladen wollen, was uns von
der Beteiligung in der Kommission abhält und ob die Hinderungsgründe
überwindbar sind, würden wir an einem solchen Treffen teilnehmen.
Um zu einem gemeinsamen Verständnis zu gelangen, wie ein geeignetes
Verfahren zur Standortsuche für ein Atommülllager aussehen kann, wollen
Umweltverbände und Bürgerinitiativen gemeinsam voraussichtlich im März
nächsten Jahres bei einer Veranstaltung Bedingungen für eine breite
Beteiligung der Bevölkerung und ein entsprechendes Verfahren als
Grundlage für einen gesellschaftlichen Konsens bei der Atommülllagerung
in Deutschland diskutieren.
Wir halten es für notwendig,
Aktivitäten zur Bildung des vorgesehenen Bundesamtes für kerntechnische
Entsorgung sowie der Kommission Lagerung hochradioaktiver Abfallstoffe
bis zu diesem Zeitpunkt zurückzustellen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Helmut Röscheisen
DNR-Generalsekretär
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