31. Dezember 2013

Unser Programm 2014 – Ausstellungen, Pläne und Projekte + Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf



Von "unter der Erde" bis Ägypten, von Kandinsky, Malewitsch und Mondrian bis zu Gerhard Richter oder Katharina Sieverding reicht im kommenden Jahr das Ausstellungsprogramm der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. [...]

Von „unter der Erde“ bis Ägypten, von Kandinsky, Malewitsch und Mondrian bis zu Gerhard Richter oder Katharina Sieverding reicht im kommenden Jahr das Ausstellungsprogramm der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Eine eigens für die Kunstsammlung geschaffene Installation von Olafur Eliasson,  Werke der Französin Annette Messager sowie des ägyptischen Videokünstlers Wael Shawky stehen für internationale Positionen der jüngeren Kunst. Selbstverständlich wird auch 2014 das Diskussionsprogramm zur Zukunft des Sammelns im künstlerisch gestalteten F3 Schmela Haus fortgesetzt.

„Neben unseren Beiträgen zur Quadriennale Düsseldorf wird uns besonders der Aspekt nichteuropäischer Kunst beschäftigen. Wir zeigen aktuelle Arbeiten des Ägypters Wael Shawky und werden eine Kuratorin oder einen Kurator aus Ägypten längerfristig bei uns zu Gast haben“, fasste die künstlerische Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Marion Ackermann, die Schwerpunkte des kommenden Ausstellungsjahres zusammen.

„Mit besonderer Freude können wir mitteilen, dass wir im zu Ende gehenden Jahr mit einer Besucherzahl von 270 000 Gästen rechnen. Dies bedeutet ein plus von 8,5 % gegenüber 2012 mit 250 000 Besuchern“, erklärte der Kaufmännische Direktor der Kunstsammlung, Dr. Hagen Lippe-Weißenfeld. Gestiegen auf 30 % (2012: 28%) sei auch die Zahl der Gäste, die aufgrund des vielfältigen Vermittlungsangebotes der Abteilung Bildung ins Haus gekommen sind. Vorbehaltlich der Genehmigung durch den NRW-Landtag werden die Zuwendungen an Landesmitteln im kommenden Jahr auf 10,85 Mio. Euro (2013:10,5 Mio. Euro) ansteigen.

Als Überraschung zum Start des Ausstellungsprogramms im neuen Jahr zeigt die Kunstsammlung in der Grabbehalle im K20 eine Auswahl der Editionen Gerhard Richters (15.02. – 09.03.2014). Für den bedeutenden Maler sind seine Auflagenobjekte wie Druckgrafiken, Fotoeditionen und Künstlerbücher einerseits die Möglichkeit, ein größeres Publikum zu erreichen, andererseits aber auch ein künstlerisches  Experimentierfeld. Anlass der kurzfristig in das Programm aufgenommenen Präsentation Gerhard Richter – Die Kunst im Plural ist im Februar das Erscheinen eines aktuellen Werkverzeichnisses aller Editionen Richters seit 1965 (Hatje Cantz Verlag).

„Der weiße, freie Abgrund, die Unendlichkeit liegt vor uns“, hatte Kasimir Malewitsch 1919 formuliert und damit eine Metapher, eine Utopie formuliert, die wegweisend wurde für seine Kunst. Zur Quadriennale Düsseldorf 2014 untersucht die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen erstmals das Thema der weißen Flächen in den Gemälden von Wassily Kandinsky, Kasimir Malewitsch und Piet Mondrian (Kandinsky, Malewitsch, Mondrian – Der weiße Abgrund Unendlichkeit, 05.04. – 06.07.2014). Die Verwendung weißer Flächen ist ein Phänomen, das die Werke dieser Pioniere der Avantgarde verbindet.

Das Weiß steht dabei im Zusammenhang mit dem Interesse der Künstler für die Naturwissenschaften, insbesondere für die bahnbrechenden Entdeckungen der Physik zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Auf jeweils unterschiedliche Weise setzen sich die drei Künstler mit den neuen Erkenntnissen der Naturwissenschaften auseinander. Indem sie theosophisches Gedankengut und moderne Physik verknüpfen, stellen sie die traditionelle Vorstellung von Raum und Zeit in Frage und suchen innerhalb des Bildraums einen Weg zu einer weiteren Dimension.

In direkter Anlehnung an die Ausstellung Kandinsky, Malewitsch, Mondrian – Der weiße Abgrund Unendlichkeit entwickelt Olafur Eliasson mit der Kunstsammlung das ungewöhnliche Projekt Space for felt feelings. Es wird auf überraschende Weise den Besucher auf die Ausstellung vorbereiten und ihn dauerhaft für die komplexen Qualitäten des Weiß sensibilisieren. Ausgehend von einer raumgreifenden Installation in der Grabbehalle eröffnet Eliasson zudem die Möglichkeit, das Museum und seine Werke aus vollkommen neuartigen Perspektiven aktiv zu erfahren. Eliassons Arbeit wird auch nach dem Ende des „weißen Abgrundes Unendlichkeit“ bis zum 10. August im K20 zu erleben sein.

Bildende Künstler und Literaten haben sich besonders im 20. Jahrhundert intensiv dem Thema des Unterirdischen gewidmet. Die im K21 stattfindende Ausstellung Unter der Erde. Von Kafka bis Kippenberger (05.04. – 10.08.2014), die zweite Quadriennale-Ausstellung der Kunstsammlung, behandelt die Verlagerung des Lebensraums unter die Erdoberfläche: Bunker, Keller, Höhlen, Grotten und Tunnel sind die sowohl utopisch als auch antiutopisch besetzten Orte.

Die traumatisierende Erfahrung der Weltkriege und die Nutzung der unterirdischen Räume als Schutzraum haben die Topografie des Unterirdischen zu einem wichtigen künstlerischen Thema werden lassen. Henry Moores Skizzen der Schutz suchenden Menschen in den U-Bahntunneln Londons 1941 sind Teil der Ausstellung. Ebenso wurde das Unterirdische zur Metapher für das menschliche Subjekt: Die Verknüpfung des Unbewussten mit dem Ort des Kellers in der Traumdeutung von C.G. Jung zu Anfang des 20. Jahrhunderts fand einen Niederschlag in zentralen Kunstwerken.

Als zeitgenössische Künstler sind Christoph Büchel, Thomas Demand Fischli/Weiss, Roni Horn, Mike Kelley, Martin Kippenberger, Kris Martin, Matt Mullican, Bruce Nauman, Gregor Schneider, Thomas Schütte und Jeff Wall zu nennen. Als zweiter Vertreter der Moderne wird Max Ernst mit Arbeiten an dem Projekt beteiligt sein.

Für die starken künstlerischen Positionen der Moderne und Gegenwart bildet die unvollendete Erzählung „Der Bau“ von Franz Kafka die Matrix. Der Text wird in Kooperation mit dem Fischer-Verlag erstmals als eigenständige Publikation erscheinen. Jeder Besucher erhält dieses Buch, das die auch an der Ausstellung beteiligte Künstlerin Roni Horn illustriert hat.

Katharina Sieverdings Stauffenberg-Block (1969) aus dem Besitz der Kunstsammlung wird in der Bel Etage des K21 (10.05. – 21.09.2014) im Mittelpunkt stehen. Nur selten kann diese Arbeit aus großformatigen, farblich verfremdeten Selbstporträts der Fotokünstlerin gezeigt werden: Das frühe Werk Sieverdings nimmt eine Fläche von 3,80 mal 10,00 Metern ein. Thematisch bezieht sich die Künstlerin, die auf das Thema der Verantwortung des Einzelnen in der Gesellschaft anspielt, auf den 1944 hingerichteten Widerstandskämpfer Claus von Stauffenberg.

Nach Ägypten! Die Reisen von Max Slevogt und Paul Klee heißt es ab 6. September im K20: Rund 120 Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen zeigen die Auseinandersetzung der beiden Künstler mit ihren Ägyptenreisen 1914 beziehungsweise 1928/29. Die bildnerische Umsetzung ihrer Eindrücke vom „Orient“, die Arbeitsweisen des impressionistischen Farbenzauberers Slevogt (1868-1932) und des bildpoetischen „Seiltänzers“ Klee (1879-1940) könnten nicht verschiedener sein. Erreicht Slevogts Schaffen während seines Aufenthaltes am Nil einen künstlerischen Höhepunkt, so begleitet Klee die Auseinandersetzung mit Pyramiden oder Hieroglyphen vom Frühwerk bis in seine späten Jahre (bis 04.01.2015).

Zeitgleich hierzu ist in der Grabbehalle eine zeitgenössische Video-Installation des ägyptischen Künstlers Wael Shawky (*1971) zu sehen. Auch bei Shawky geht es um die Wirkungsweise von Projektionen und die Auseinandersetzung mit dem Fremden. Das Video des aufwendig produzierten Marionetten-Epos Cabaret Crusades , vieldiskutiert auf der documenta 13, unternimmt mit seinen beiden Teilen The Horror File, 2010, (30 Min.) und dem von der Kunstsammlung erworbenen The Path to Cairo, 2012, (60 Min.) die Schilderung der mittelalterlichen Kreuzzüge und zeigt diese konsequent aus arabischer Sicht. Der mit Unterstützung der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen produzierte dritte und letzte Teil der Cabaret Crusades, The Secret of Karbala (ca. 90 Min.), wird nach seiner Fertigstellung im Laufe des Herbst 2014 ebenfalls in der Ausstellung gezeigt.

Mit dem Aufenthalt eines Kurators oder einer Kuratorin aus Ägypten beginnt im kommenden September das „Goethe-Residenzprogramm Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen“. Dank der Förderung des Goethe-Institutes/München sind nicht-europäische Stipendiaten für jeweils drei Monate nach Düsseldorf zu Austausch und Dialog im Schmela Haus eingeladen.

Annette Messager zählt ohne Zweifel zu den wichtigsten Repräsentanten der französischen Gegenwartskunst. Seit 2011 bereichert ihre zunächst in Paris, Moskau und Warschau gezeigte Installation Sous vent die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen. Vom 13.09. bis zum 22.03.2015 ist ihre Arbeit, die sich über 30 Meter erstreckt, in voller Größe im Untergeschoss von K21 zu besichtigen. Unter einem riesigen Seidentuch, von dem Wind eines Ventilators wellenförmig in Bewegung versetzt, befinden sich Objekte, die an Hände oder Organe erinnern. Neben der raumgreifenden Arbeit „Unter Wind“, die an die Wirkung der Naturgewalten denken lässt, zeigt Annette Messager im K21 auch einige ihrer neueren Werke.

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