Zu den jüngsten Enthüllungen des SPIEGEL bezüglich des umfassenden
Instrumentariums der US-amerikanischen Nachrichtendienstes NSA zur Infiltrierung
von Computern und Mobiltelefonen erklärt Dr. Konstantin von Notz,
stellvertretender Fraktionsvorsitzender:
Die vergangene Bundesregierung
hatte an der Aufklärung des Überwachungs- und Geheimdienstskandals kein
Interesse. Sie hat vertuscht und vernebelt, wo es nur ging. Auch die
Sozialdemokraten haben dies im Wahlkampf stets laut kritisiert. Die neue
Regierung muss nun endlich alle Register ziehen, um die Bürgerinnen und Bürger,
den Rechtsstaat und die Wirtschaft zu schützen.
Unternimmt die neue
Regierung weiterhin nichts, ist das Parlament umso mehr gefragt. Eine
parlamentarische Untersuchung des NSA-Skandals und der Rolle der deutschen
Dienste scheint daher auch weiterhin unausweichlich. Es muss ein vordringliches
politisches Ziel der nächsten Monate sein, die höchst fragwürdigen Praktiken der
Geheimdienste endlich vollumfänglich auf den Prüfstand zu stellen und
gegebenenfalls notwendige Korrekturen entschlossen anzugehen.
In den
letzten sechs Monaten hat das Vertrauen in die wichtigsten
Kommunikationsinfrastrukturen unserer Zeit massiv gelitten. Sowohl für das
Zusammenleben von Menschen in einem Rechtsstaat, aber auch für die Wirtschaft
sind diese Entwicklungen verheerend. In der modernen, vernetzten Gesellschaft
gilt: Wer nicht frei kommuniziert, der lebt nicht frei.
Ein Blick in den
geheimen Werkzeugkasten der US-amerikanischen National Security Agency bestätigt
noch einmal sämtliche Schreckensszenarien: Das Überwachungsinstrumentarium der
NSA läßt jeden Diktator dieser Welt vor Neid erblassen. Den Diensten steht ein
Sammelsurium von Programmen zur Infiltrierung von Computern und Mobiltelefonen
zur Verfügung.
Dieses Instrumentarium wird seit Jahren umfassend genutzt
- längst nicht nur für die notwendige Terrorismusabwehr. Wo die NSA selbst nicht
weiterkommt, wird auf das Know-How zahlreicher Partnerdienste und -firmen
zurückgegriffen. Die auf höchst fragwürdigem Weg erlangten Daten werden
anschließend im internationalen Ringtauschverfahren verschoben.
Was
zunächst absurd klingt, scheint bittere Realität: Die Praktiken der Dienste
unterscheiden sich von denen der internationalen organisierten Kriminalität
kaum. NSA und Co. schaden der Sicherheit der Netze massiv. Denn bewusst offen
gehaltene oder gar selbst verbaute Sicherheitslücken können immer auch durch
Dritte genutzt werden.
Das vom Bundesverfassungsgericht entwickelte und
für die digitale Welt essentielle Grundrecht auf Gewährleistung der
Vertraulichkeit und Integrität informationstechnischer Systeme läuft so leer.
Wenn wir diesen von staatlicher Seite erzeugten Zustand einfach hinnehmen,
verlieren wir unsere Rechtsstaatlichkeit und
Freiheit.
http://www.gruene-bundestag.de
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