Deutsche Umwelthilfe
kritisiert geplante EU-Vorgaben, die auf einen Verzicht auf Messungen am Auspuff
hinauslaufen – Manipulationen vorprogrammiert
Berlin, 5.12.2013: Nach der unter dem
Druck der scheidenden Bundesregierung erfolgten Aufweichung der EU-Vorgaben für
die künftigen CO2-Grenzwerte von Pkw stehen die deutschen Automobilhersteller in
Brüssel nach Informationen der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH) schon wieder vor
einem zweifelhaften Erfolg: Aktuell droht der Verzicht auf jegliche
Abgasmessungen am Auspuff (so genannte „Endrohrmessung“), zugunsten einer
alleinigen Auswertung der elektronischen On Board Diagnostik (OBD), die Fehler
unter anderem im Abgasverhalten der Fahrzeuge vermelden soll. Die Diagnosegeräte
übersehen jedoch einen Großteil der abgasrelevanten Fehler und sind überdies
leicht zu überlisten.
Deutschland zählt erneut zu den
Mitgliedstaaten, die eine im Vorschlag der EU-Kommission ursprünglich
vorgesehene verbindliche Endrohrmessung als Ergänzung zur so genannten
OBD-Auslesung torpediert haben. Sollte die Vereinbarung in der derzeit drohenden
Form in der kommenden Woche endgültig beschlossen werden, ist nach Überzeugung
der DUH absehbar, dass auch künftig ein Großteil fehlerhafter Abgassysteme
unerkannt bleibt und Gesundheit und Umwelt belastet. Zahlreiche Studien belegen,
dass die OBD auch grobe Fehler bei der Abgasreinigung nicht zuverlässig bemerkt.
Zudem waren die Daten allein im letzten Jahr laut Zentralverband des
Kraftfahrzeuggewerbes bei ca. drei Millionen Fahrzeugen aufgrund von
Softwarefehlern nicht prüfbar.
Nach DUH-Recherchen finden sich im Internet
zahlreiche Anbieter, die den Ausbau von Partikelfiltern bei gleichzeitiger
„Anpassung“ der OBD anbieten, damit „Ihre Maschine wieder durchatmet“, wie einer
der Anbieter verspricht. Mehr Leistung und kein weiterer Aufwand zur Wartung des
Filters werden versprochen. Damit die Bordelektronik nicht Alarm schlägt, ist
eine „Überarbeitung“ der Software mit im Angebot.
„Auch für Pkw gilt: Entscheidend ist was
hinten rauskommt“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Wenn
die EU-Regelung so wie derzeit diskutiert komme, werde damit nicht nur die
aktuell praktizierte Abgasuntersuchung, sondern auch jede Weiterentwicklung von
Abgasstandards in der Zukunft zur Farce. Resch: „Wieder einmal setzt sich
die Bundesregierung ausschließlich für die Interessen der Autohersteller ein.
Bei Umsetzung der derzeit vorgesehenen Regelung werden wir künftig deutlich mehr
Fahrzeuge ohne funktionierende Partikelfilter und Katalysatoren sehen als heute.
Das wird die Luft in unseren Städten weiter verschlechtern.“
Stichprobenartig hat die DUH mit Hilfe eines
tragbaren Messgerätes die Zahl der ultrafeinen Partikel in der unmittelbaren
Umgebung von Dieselfahrzeugen der Abgasstufe Euro 5 gemessen. Diese Fahrzeuge
müssen ab Werk mit einem Partikelfilter ausgestattet sein. „Unsere
Messergebnisse sind erschreckend. Der massive Anstieg der Partikelanzahl bei
Vorbeifahrt dieser Fahrzeuge zeigt eindeutig, dass etwa acht Prozent der
Fahrzeuge einen fehlerhaften oder sogar gar keinen Filter mehr an Bord haben.
Die OBD wird ausgetrickst. Wenn wir künftig bei der Abgasuntersuchung allein auf
die Instrumente und die Angaben der Autohersteller setzen, dann bestimmt der
Teufel die Temperatur der Flammen. Das können wir nicht zulassen“, so der
internationale Verkehrsberater Axel Friedrich.
Die DUH fordert die amtierende
Bundesregierung (noch zuständig ist Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, CSU)
dringend auf, ihren Kurs zu überdenken. Sie müsse sich im Rahmen der aktuellen
Verhandlungen in Brüssel für die Festlegung einer verbindlichen Endrohrmessung
bei der Abgasuntersuchung einsetzen, um den Schutz der Menschen vor den
hochgefährlichen ultrafeinen Partikeln sicherzustellen.
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