Zahl der "Grünen Karten"
gegenüber dem Vorjahr fast verdreifacht – Evangelische Kirche kassiert eine,
katholische Kirchenoberhäupter erhalten zwölf "Rote Karten"
Berlin, 5.12.2013: Zum dritten Mal
hat die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) das kirchliche Spitzenpersonal in
Deutschland zur Wahl ihrer Dienstwagen befragt. Im Fokus der Untersuchung unter
insgesamt 47 Kirchengliederungen beider Konfessionen standen Motorisierung,
Spritverbrauch und CO2-Emissionen der Fahrzeuge. Die Ergebnisse stellte die
Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation heute in Berlin vor.
Als erfreuliche Tendenz bewertet die DUH die
Verdreifachung der Zahl klimaverträglicher Dienstlimousinen gegenüber dem
Vorjahr. So halten nun insgesamt 14 Dienstwagen der Bischöfe, Landesbischöfe und
Kirchenpräsidenten den seit 2012 geltenden CO2-Grenzwert von 130 g CO2 pro
Kilometer ein und verdienen sich dafür eine "Grüne Karte" beim
DUH-Dienstwagencheck. Im vergangenen Jahr konnte die DUH insgesamt nur fünf
„Grüne Karten“ für ein glaubwürdiges Klimabewusstsein bei der Wahl des
Dienstwagens vergeben. Erstmals erhalten nicht nur evangelische
Kirchenoberhäupter insgesamt elf "Grüne Karten". Auch drei katholische Bischöfe
bestanden den Klimaschutz-Check bei der Wahl ihres Dienstfahrzeugs – der Bischof
des Bistum Dresden-Meißen, Dr. Heiner Koch, der Erzbischof des Erzbistums
Hamburg, Dr. Werner Thissen, sowie der Bischof des Bistums Eichstätt, Gregor
Maria Hanke. Absoluter Spitzenreiter unter allen untersuchten
Kirchengliederungen ist Kirchenpräsident Dr. Martin Heimbucher von der
Evangelisch-reformierten Kirche, dessen Mercedes-Hybrid E-Klasse im Mix nur 107
g CO2/km ausstößt.
Im Vergleich zum Vorjahr entwickelte sich
die Bereitschaft zur Transparenz unter den katholischen Kirchenvertretern zwar
insgesamt positiv. Allerdings verweigerten mit den Bistümern Augsburg, Mainz,
Görlitz, Essen, Regensburg aus Sicht der DUH immer noch zu viele Würdenträger
den Blick unter die Motorhauben.
Als besonders ärgerlich empfindet die DUH
das Verhalten des im vergangenen Jahr am schlechtesten Platzierten: "Der
Mainzer Kardinal Lehmann verweigert in diesem Jahr jede Auskunft zu seiner
Dienstlimousine. Uns liegen keine Informationen über einen klimafreundlichen
Fahrzeugwechsel vor, daher gehen wir davon aus, dass er weiterhin mit seinem
Luxus-SUV reist", erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen
Resch.
Besonders in der Kritik steht auch der
Essener Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck, der sich ebenfalls nicht zu seinem
Dienstwagen äußern wollte. Eine Recherche von Spiegel Online hatte bereits Ende
Oktober ergeben, dass er seine Dienstfahrten in einem VW Phaeton zurücklege, der
je nach Modell und Motorisierung zwischen 224 und 290 g CO2/km ausstößt. Den
drittschlechtesten Wert bei der DUH-Untersuchung belegt der Kölner Kardinal
Meisner mit einem BMW 730d und einem CO2-Ausstoß von 192g CO2/km.
Die mit den jährlichen Dienstwagen-Umfragen
verbundene öffentliche Diskussion ist nach Überzeugung der DUH wesentlich
mitverantwortlich für die derzeit beschleunigte Verbesserung der Fuhrparke. Ein
besonders eindrucksvolles Beispiel ist dabei der Wechsel des Landesbischofs der
Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover, Ralf Meister – 2011 bildete
Meister mit seinem VW Phaeton noch das Schlusslicht der Tabelle, wechselte dann
2012 auf einen 5er BMW und fährt 2013 mit einem Mercedes Benz E300 BlueTEC
Hybrid mit einem CO2-Ausstoß von nur noch 109 g CO2 pro km ganz vorne weg. Dafür
erhielt er in diesem Jahr erstmals die „Grüne Karte“.
Im Durchschnitt verbesserte sich der
CO2-Ausstoß der bischöflichen Dienstlimousinen im Vergleich zu 2012 um 11 auf
jetzt 140 Gramm CO2 pro Kilometer. Dabei ist die Diskrepanz zwischen der
evangelischen und katholischen obersten Kirchenleitung von Jahr zu Jahr
gestiegen. Betrug der Abstand zwischen den Konfessionen ganze 5 Gramm so
vervierfachten die Protestanten ihren Vorsprung in diesem Jahr auf 19 Gramm CO2
pro Kilometer.
Betrug der durchschnittliche CO2-Ausstoß der
Dienstwagen evangelischer Kirchenoberhäupter im Jahr 2011 noch 169 g CO2/ km, so
erreicht er nur zwei Jahre später mit 130 g CO2/km schon den aktuell gültigen
EU-Zielwert – eine Verbesserung um 24 Prozent. Die katholischen Bischöfe
verbesserten ihren Durchschnittswert nur um 15 Prozent – von 174 g CO2/km im
Jahr 2011 auf nun 149 g CO2/km.
Neben der obersten Kirchenleitung wurden
auch die Dienstwagen der gesamten kirchlichen Leitungsebene erfragt. Diese
nähern sich mit durchschnittlich 133 g CO2/km dem geltenden EU-Zielwert an. 58
Dienstwagen der befragten Kirchenvertreter erhalten eine „Grüne Karte“ für
CO2-Werte unter 130 g/km. Zum Vergleich: In der Vorjahresbefragung waren es nur
34 Fahrzeuge. Die Dienstwagen von 34 Würdenträgern überschreiten den Zielwert um
mehr als 20 Prozent oder geben keine Auskunft und erhalten dafür eine „Rote
Karte“.
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