MONSANTO und BAYER größte Produzenten / PCB-Kontaminationen: „Hersteller müssen haften!“

Weltweit wurden rund 1,3 Millionen Tonnen Polychlorierte Biphenyle
(PCB) produziert. Große Mengen kamen in Elektrogeräten, Fugendichtungen,
Farben und Bodenbelägen zum Einsatz. Die Entsorgung dauert Jahrzehnte
und kostet Milliarden. Umweltverbände fordern, die Hersteller an den
Kosten zu beteiligen.
Tausende von Schulen und Universitäten
sind mit Polychlorierten Biphenylen (PCB) verseucht. Die Sanierungen
belasten die öffentlichen Haushalte in hohem Umfang. So musste die Uni
Bochum im Oktober beschließen, mehrere Gebäude komplett abzureißen und
neu zu errichten; die Kosten allein in diesem Fall liegen im
dreistelligen Millionenbereich. Ähnliche Probleme gibt es an den
Universitäten Erlangen, Bielefeld und Düsseldorf sowie in vielen
Behörden.
Rund die Hälfte aller PCB stammt aus den Fabriken
des US-Konzerns MONSANTO. Die BAYER AG liegt mit 160.000 Tonnen – rund
12 Prozent der weltweiten Produktion – auf dem zweiten Platz.
Der nordrhein-westfälische Landesverband des Bund für Umwelt und
Naturschutz (BUND), die Coordination gegen BAYER-Gefahren und der
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) fordern jetzt, die
Produzenten an den horrenden Entsorgungskosten zu beteiligen.
Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „Die
Hersteller, vor allem die Firmen MONSANTO und BAYER, haben die Gefahren
von Polychlorierten Biphenylen jahrzehntelang vertuscht. Wir können
nicht zulassen, dass die Industrie ein halbes Jahrhundert lang Gewinne
einfährt, und die Kosten nun allein von der Allgemeinheit getragen
werden“. Die CBG veröffentlichte heute einen umfangreichen Artikel zur
PCB-Historie.
Prof. Jürgen Rochlitz, Mitglied der Kommission
für Anlagensicherheit beim Bundesumweltministerium: „Als Chemiker und
Politiker, der sich seit den achtziger Jahren mit Dioxinen und anderen
Auswüchsen der Chlorchemie befasst, möchte ich betonen: es wird Zeit,
dass die ungeheuren Sanierungskosten für PCB-kontaminierte Standorte von
den ehemaligen Herstellerfirmen mitgetragen werden!“.
Claudia
Baitinger, ebenfalls Mitglied der Kommission für Anlagensicherheit und
Sprecherin des AK Immissionsschutz des BUND mahnt, dass der bei der
Sanierung anfallende PCB-Abfall leicht zu weiteren Umweltbelastungen
führen kann, wenn aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus die Beseitigung
Billiganbietern der "Entsorgungs"branche überlassen wird: „Dann werden
aus dem einen Skandal weitere Skandale an weiteren Orten“ - wie in den
letzten Jahren landauf landab zu beobachten war.
Dagmar von
Lojewski-Paschke vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU)
fordert besonders eine Sanierung von Schulgebäuden: „Kanzerogene und
neurotoxische Chemikalien wie PCB, die über ihre hormonellen Wirkungen
neben dem Lernen auch das Verhalten beeinflussen können, müssen durch
gründliche Sanierungen schnellstens aus dem Lernumfeld zehntausender
Kinder verschwinden“. Die toxische Wirkung von PCB ist denen von
Dioxinen vergleichbar. Untersuchungen zeigen, dass im Fettgewebe
deutscher Kinder oftmals eine höhere PCB-Konzentration nachgewiesen wird
als bei Erwachsenen in den meisten Industriestaaten. „Die Sanierung
aller kontaminierten Schulgebäude würde Milliardensummen verschlingen,
an denen die Herstellerkonzerne nach dem Verursacherprinzip beteiligt
werden sollten“, so Lojewski-Paschke weiter.
PCB sind
persistente, sehr mobile Verbindungen, die sich aufgrund ihrer hohen
Fettlöslichkeit entlang der Nahrungskette anreichern. Sie können das
menschliche Hormonsystem, das Nervensystem und das Immunsystem
schädigen, die Schilddrüse, Leber und Nieren angreifen und zu
Unfruchtbarkeit führen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die
Substanzklasse jüngst in die Liste krebserzeugender Stoffe der Kategorie
1 hochgestuft.
In Deutschland wurden allein in Fugendichtungen rund
20.000 Tonnen PCB verbaut. Mehr als die Hälfte davon befindet sich bis
heute in den Gebäuden. Die Ausgasungen führen zu einer permanenten
Belastung der Luft.
„Um weitere Vergiftungen zu verhindern,
muss der Gefahrenwert der PCB-Richtlinie von jetzt 3.000 ng/m3 auf 60 ng
PCB/m3 abgesenkt werden. Der Zielwert sollte so nahe wie möglich an
Null liegen, da es keinen unbedenklichen Schwellenwert gibt“, so eine
PCB-Geschädigte, die ihren Namen nicht nennen möchte. Der aktuelle
Gefahrenwert berechnet sich aus dem 1983 vom damaligen
Bundesgesundheitsamt festgelegten Grenzwert von einem Millionstel Gramm
PCB pro kg Körpergewicht und Tag. Aufgrund neuer toxikologischer
Erkenntnisse hat die WHO jedoch 2003 einen fünfzigmal niedrigeren
Richtwert festgelegt, ohne dass die deutsche PCB-Richtlinie entsprechend
angepasst wurde.
=> Informationen zur PCB-Historie: www.cbgnetwork.de/5378.html
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