„Wie in Ägypten geht es der
Bundeskanzlerin auch bei ihrem Besuch in Tunesien nicht um
gleichberechtigte entwicklungsförderliche Zusammenarbeit, sondern um
Abschottung vor Flüchtlingen“, erklärt Heike Hänsel, stellvertretende
Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE im Bundestag, anlässlich des Besuchs
von Kanzlerin Angela Merkel in Tunesien. Hänsel weiter:
„Entwicklungspolitische Ansätze wie ein Beratungszentrum und
Jobprogramme für Rückkehrer nach Tunesien stehen im Widerspruch zur
neoliberalen Handelspolitik der EU, die den Menschen in den
Maghreb-Staaten beständig die Grundlage für Wohlstand und Entwicklung
entzieht.
Organisationen der Zivilgesellschaft in Tunesien haben die sogenannte
Europäische Nachbarschaftspolitik und die damit einhergehende
‚Privilegierte Partnerschaft‘ immer wieder kritisiert, weil Perspektiven
für eine wirtschaftliche Entwicklung des Landes fehlen. Derweil gehen
die Preise für Grundnahrungsmittel in Tunesien massiv in die Höhe:
Fisch, Fleisch und Gemüse sind in wenigen Wochen um bis zu 15 Prozent
teurer geworden und der Internationale Währungsfonds (IWF) drängt auf
weitere Deregulierung. Genau dieser neoliberale Kahlschlag hat in
Tunesien aber Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst, in der
Textilindustrie etc. vernichtet und ist damit Fluchtursache Nummer eins.
‚Jobvermittlung‘ für junge Tunesierinnen und Tunesier, wie nun vom
Entwicklungsministerium angekündigt, sind bei knapp 50 Prozent
Jugendarbeitslosigkeit in manchen ländlichen Gebieten reine
Augenwischerei, denn wo es keine Jobs gibt, können auch keine vermittelt
werden. Deshalb braucht die Europäische Nachbarschaftspolitik eine
grundlegende Neuausrichtung, die auf gerechten Handel, Zusammenarbeit im
Bereich der regenerativen Energien und den Aufbau eigener industrieller
Fertigung in Tunesien setzt, statt auf aggressive Marktöffnung und
Migrationsabwehr.“
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