Berlin, 1. März.
Ab 2021 endet die EEG-Vergütung
für mehrere tausend ältere Windenergieanlagen. Eine von NATURSTROM AG
und Deutscher Umwelthilfe (DUH) präsentierte Studie der Deutschen
WindGuard GmbH zeigt: Die alten Mühlen produzieren äußerst günstig.
Langfristig müssen dennoch der Börsenstrompreis steigen
und die Rahmenbedingungen stimmen, um vermehrte Stilllegungen von
Bestandsanlagen ohne EEG-Förderung zu verhindern. NATURSTROM und die DUH
fordern daher, die Kohleverstromung und somit die erheblichen fossilen
Überkapazitäten schnell zu reduzieren. Damit werden
nicht nur CO2-Emissionen vermieden, sondern auch die Bedingungen für
die weitere Erzeugung von günstigem, CO2-freiem Strom durch die alten
Windräder verbessert.
„Gehen die Altanlagen massenweise vom Netz, wird die Energiewende um Jahre zurückgeworfen“,
warnt Oliver Hummel, Vorstand der NATURSTROM AG. Allein am 31.
Dezember 2020 endet für rund 6.000 Windenergieanlagen mit einer Leistung
von zusammen 4.500 Megawatt (MW) die EEG-Vergütung. Bis 2026 kommen von
da an jährlich rund 1.600 Windräder in diese
Situation. „Viele Windmüller stehen schon jetzt vor der Frage, ob
sie Weiterbetriebsgutachten in Auftrag geben und Service- sowie
Pachtverträge neu aushandeln“, erläutert
Anna-Kathrin Wallasch, Abteilungsleiterin Markets & Politics bei der Deutsche WindGuard GmbH und Mitautorin der Studie.
„Denn nur so können sie ihre Anlagen über die Nutzungsdauer von 20
Jahren hinaus weiter betreiben und den Strom nach 2020 am Markt
verkaufen. In Summe entsteht den Windmüllern dadurch erheblicher
Aufwand.“
„Windstrom aus Altanlagen ist sehr günstig, das zeigt die Studie“,
so Oliver Hummel. „Aber die Strompreise am Kurzfristmarkt der Börse,
wie wir Sie aktuell erleben, sind für kein Kraftwerk - gleich welcher
Technologie - auskömmlich.“ In der Studie wurden Abschätzungen dazu
getroffen, wie die Weiterbetriebssituation
im Anlagenbestand unter unterschiedlichen Annahmen für Ertrags- und
Kostenstrukturen aussieht. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass ein
deutlicher Teil der älteren Windenergieanlagen ab einem Erlös von etwa
3,5 Cent pro Kilowattstunden (kWh) weiterbetrieben
werden kann, wirtschaftlich wird es aber für den Großteil der Anlagen
voraussichtlich erst bei über 4 Cent je kWh. Nur sehr wenige Anlagen,
bei denen sowohl die Ertrags- als auch die Kostenstrukturen extrem
günstig ausfallen, könnten ihren Strom schon für
knapp unter 3 Cent je kWh produzieren. „Die Spotmarktpreise lagen
2016 im Mittel bei 2,90 Cent pro kWh. Wenn sich an diesem Preisniveau
nichts ändert, wird nur für sehr wenige Anlagenbetreiber ein
Weiterbetrieb Sinn machen“, warnt NATURSTROM-Vorstand
Hummel.
Dr. Peter Ahmels, Leiter Energie und Klimaschutz
bei der DUH, sieht darin eine verpasste Chance für die deutschen Klimaziele:
„Es wird bei der Windenergie schlimmstenfalls Jahre brauchen, um die
wegfallenden alten Anlagen durch Neubau auszugleichen und wieder auf den
Stand von Dezember 2020 zu kommen. Und dies zu merklich höheren Kosten.
Denn der Bedarf an erneuerbarem Strom nimmt
zu, für den Klimaschutz und für die Bereiche Verkehr und Wärme.“
2021 scheint noch weit weg zu sein, aber die Entscheidung über den Weiterbetrieb treffen die Windmüller nicht erst im Dezember
2020. „Die nächste Bundesregierung muss den Kohleausstieg beschleunigen, um die Energiewende abzusichern“, fordert daher
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH. „Funktionsfähige
und kostengünstige Stromerzeugungsanlagen aus regenerativen Quellen
dürfen nicht ohne Not abgeschaltet werden, solange die Klimaziele noch
in weiter Ferne liegen. Stattdessen
sollten Kohlekraftwerke stillgelegt werden.“
Die
Stilllegung einer großen Anzahl alter Windräder ist kontraproduktiv für
die Umweltschutzziele. Politische Maßnahmen zur
Ermöglichung des Weiterbetriebs sollten Rahmenbedingungen schaffen, die
den Windmüllern eine Vermarktung ihre Stromerzeugung als
gekennzeichneter Ökostrom erlauben.
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