25. Mai 2016

Erdgas kontra Grundwasser - Sanierung großer Bohrschlammgrube seit Jahrzehnten überfällig, Bohrschlammgrube Brüchau


Das Wirtschaftsministerium Sachsen-Anhalts will noch vor der Sommerpause eine Veranstaltung zur altmärkischen Bohrschlammgrube Brüchau (im Volksmund „Silbersee“ wegen darin lagernden hunderten Tonnen Quecksilber) durchführen.

Dies teilte Staatssekretär Wünsch in einem Gespräch mit der Landtagsabgeordneten Dorothea Frederking (Grüne) und Dr. Christfried Lenz (Sprecher der Bürgerinitiative „Saubere Umwelt und Energie Altmark“) am Montag, dem 23.05. mit. Man wolle Experten der Landesregierung und des Erdgasförderkonzerns Gaz de France (seit einiger Zeit umbenannt in „Engie“) zu Wort kommen lassen. Frederking und Lenz befüworteten das Vorhaben, sofern auch von ihnen zu benennende Experten aus Sicht des Grundwasserschutzes vom Podium aus Stellung nehmen können. Dies wurde seitens des Ministeriums zugestanden.


Hintergrund:

Auf einer teilweise nur 70 cm mächtigen Schicht aus Geschiebemergel lagert außer dem Quecksilber ein Mix aus Cyaniden, Phenolen und weiteren toxischen und teilweise radioaktiven Substanzen. Die genaue Zusammensetzung ist nicht bekannt. Trotz 2002 versagter wasserrechtlicher Genehmigung leitete Gaz de France noch bis 2012 Giftstoffe ein – mit Duldung durch das zuständige Landesamt für Geologie und Bergwesen (LAGB).

Dass die Deponie nicht dicht ist und im Bereich des abfließenden Grundwassers ein Grundwasserschaden vorliegt, ist unbestritten.

Das LAGB hält diesen allerdings für so gering, dass eine Abdeckung der Deponie nach oben durch Kunststofffolie als Problemlösung ausreichen würde.

Die im Umfeld lebenden Menschen, die Stadt Kalbe (Milde), der Altmarkkreis Salzwedel und die BI „Saubere Umwelt und Energie Altmark“ fordern eine Grundsanierung, indem das Material ausgekoffert und auf eine geeignete Deponie verbracht wird.

Im Gespräch wurde seitens des Ministeriums erklärt, dass die Entscheidung, welche der beiden Maßnahmen gewählt werde, derzeit völlig offen und vom Ergebnis weiterer Untersuchungen im Deponiebereich abhängig sei. Vom Altmarkkreis war anderntags jedoch zu erfahren, dass die Abdeckvariante vom LAGB dort kürzlich erneut als seine aktuelle Position vorgelegt worden war. - Dieser Vorgang vertieft den Vertrauensschaden, der – Monate zuvor – dadurch eingetreten ist, dass das LAGB eine um 20 Jahre veraltete Aufstellung des Deponie-Inhaltes als aktuellen Sachstand ausgegeben hatte.

„Das Bergamt hat – ebenso wie „Engie“ – die Gasförderung im Blick. Das Grundwasser sauber zu halten, erscheint aus dieser Perspektive eher als lästige Pflicht, der man so wenig nachkommen möchte, wie es rechtlich gerade noch machbar ist. - Man vergisst hierbei, dass es für Gas Alternativen gibt (die erneuerbaren Energien), für das Lebensmittel Nr. 1, sauberes Wasser, jedoch nicht. Wir fordern daher, unverzüglich eine Grundwasser-Kläranlage einzurichten, damit nicht noch mehr sauberes Grundwasser durch die Giftmüllgrube kontaminiert wird", so Christfried Lenz von der BI "Saubere Umwelt und Energie Altmark".

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