Köln,
23.9.2015. Die EU-Kommission hat LobbyControl auf die Petition zur
sofortigen Veröffentlichung des umstrittenen Glyphosat-Berichts
geantwortet: Man werde den Bericht des Bundesinstituts für
Risikobewertung (BfR) herausgeben, wenn die Europäische Behörde
für
Lebensmittelsicherheit (EFSA) ihre Schlussfolgerungen
veröffentlicht
habe, also voraussichtlich Mitte November. Der Bericht des BfR ist
Grundlage für die Entscheidung der EFSA, ob das Ackergift
Glyphosat
für weitere zehn Jahre innerhalb der EU verwendet werden darf.
„Schön,
dass die EU-Kommission uns nun auf unsere Petition, die von 16.000
BürgerInnen unterstützt wird, geantwortet hat“, sagt Nina
Katzemich von LobbyControl. „Die Antwort ist jedoch inakzeptabel.
Wenn der Glyphosat-Bericht erst veröffentlicht wird, nachdem die
EFSA einen Entscheidungsvorschlag an die EU-Kommission gegeben
hat,
dann bleibt der Zivilgesellschaft keine Chance mehr, den
endgültigen
Bericht zu kommentieren und damit Einfluss auf die Entscheidung
der
EFSA zu nehmen. Der Bericht des BfR muss sofort veröffentlicht
werden.“
Die
EU-Kommission hatte darauf hingewiesen, dass die Öffentlichkeit
bereits zwischen März und Mai 2014 Gelegenheit hatte, einen
Entwurf
des BfR-Berichts zu sehen und zu kommentieren: Zu dieser Zeit habe
die damalige Version in einem öffentlichen Konsultationsverfahren
online auf der Webseite der EFSA gestanden. „Es reicht nicht, dass
NGOs und Stakeholder den Bericht in einem frühen Entwurfsstadium
kommentieren konnten“, so Katzemich. „In diesem Jahr hat das BfR
den Bericht nochmal der Industrie vorgelegt. Diese gab noch eine
neue
Studie heraus, die in den Bericht eingebaut wurde. Seitdem durfte
die
Öffentlichkeit keinen Blick mehr in den Bericht werfen. Das ist
ein
äußerst fragwürdiges Verfahren, das kein Vertrauen in die Arbeit
von BfR und EFSA weckt. Beide Behörden standen ohnehin bereits
mehrfach wegen Dominanz von Industrieinteressen im Kreuzfeuer der
Kritik.“
Der
Bericht des BfR wird von verschiedenen Seiten dafür kritisiert, zu
sehr auf Studien der Hersteller zu beruhen. Kürzlich mahnte auch
die
Weltgesundheitsorganisation WHO an, die Glyphosat als
wahrscheinlich
krebserregend einstuft, dass wichtige Studien bei der Erstellung
des
Berichts vom BfR nicht berücksichtigt worden seien. Die
Nichtregierungsorganisation Testbiotech e.V. hat über die
europäischen Informationsfreiheitsvorschriften die Herausgabe des
Berichts beantragt. Die EU-Kommission hatte diese erst verneint,
daraufhin hatte LobbyControl eine Petition zur Herausgabe
gestartet
und über 16.000 Unterschriften gesammelt. Die Frist für die
Bearbeitung des Antrags auf Veröffentlichung von Testbiotech ist
abgelaufen und wurde nun von der EU-Kommission bis zum 9. Oktober
verlängert. LobbyControl fordert die Kommission dazu auf, dem
Antrag
von Testbiotech zu entsprechen und den Bericht zu veröffentlichen.
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