Brüssel/Köln, 27. Januar 2015. Die Nichtregierungsorganisationen
Corporate Europe Observatory (CEO) und LobbyControl warnen, dass
durch TTIP Unternehmensinteressen bei der Aushandlung zukünftiger
europäischer Gesetze mehr Einfluss bekommen sollen. Das zeigt ein
internes EU-Verhandlungsdokument, das beiden Organisationen vorliegt
und über das heute auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ)
berichtet. Das vertrauliche Dokument vom 23. Januar macht deutlich,
dass die EU-Kommission dabei weitreichende Ziele verfolgt. Sie
fordert unter anderem die Schaffung einer neuen Institution, des
"Gremiums für regulatorische Zusammenarbeit" (regulatory cooperation
body). Dieses Gremium sei dafür zuständig, Regulierungsvorhaben auf
beiden Seiten des Atlantiks zu harmonisieren. Vorgesehen ist zudem
eine gegenseitige Berichtspflicht über Regulierungsvorhaben. Mit
diesen Maßnahmen würde TTIP tief in den europäische Politikprozess
eingreifen und dort neue Einflussmöglichkeiten für
Unternehmensinteressen institutionell verankern.
Max Bank von LobbyControl: “Das Kapitel zu regulatorischer
Zusammenarbeit in TTIP gewährt sowohl Unternehmenslobbyisten als
auch der US-Regierung Einfluss auf Regulierungsvorhaben in Europa zu
einem frühen Zeitpunkt der Gesetzgebung. Die Inhalte ähneln stark
den Vorschlägen der US-Handelskammer und des größten europäischen
Arbeitgeberverbands Business Europe. Über regulatorische
Zusammenarbeit droht eine dauerhafte Benachteiligung von
Arbeitnehmern, Verbrauchern und Umwelt."
Eine frühere Version des Verhandlungsdokuments aus dem Dezember 2014
weist ferner darauf hin, dass ursprünglich nicht nur die
EU-Mitgliedstaaten, sondern sogar Bundesländer und Kommunen über die
Auswirkungen von Regulierungsvorhaben auf den internationalen Handel
berichten sollten.
“Wie die umstrittenen Schiedsgerichte könnte regulatorische
Zusammenarbeit unsere demokratischen Entscheidungsspielräume
einschränken. Dass dies sogar für die kommunale und Länderebene
angedacht war, ist inakzeptabel. EU-Handelskommissarin Malmström
sollte bei regulatorischer Zusammenarbeit in TTIP zurückstecken, um
nicht ein weiteres Einfallstor für Unternehmensinteressen zu
schaffen", so Kenneth Haar von CEO.
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