Berlin/Iserlohn (ots) - Das Wasserwerk Wald und damit auch das Trinkwasser - unser Lebensmittel Nr.1 - werden weiter zunehmend von Säuren im Waldboden geschädigt. 34% aller Waldböden weisen Versauerungsschäden auf.
Waldbesitzer und Unternehmen der Forstwirtschaft haben sich daher für eine Bodenschutzdekade als flankierende Maßnahme zur Waldstrategie 2020 der Bundesregierung ausgesprochen.
Der Präsident des Forstwirtschaftsrats, Georg Schirmbeck, sagte auf der Waldkonferenz in Menden bei Iserlohn, dass für die kommenden Jahre mehr zielgenaue Anstrengungen beim Boden- und Trinkwasserschutz insgesamt zum Wohle der Allgemeinheit erforderlich seien.
Wald-Experten zufolge sollten in Deutschland jährlich rund 190 000 ha versauerte Waldböden zur Vitalisierung und mit Blick auf den Trinkwasserschutz bzw. angestrebten Waldumbau mit Naturkalk kompensiert werden. Derzeit würden aber lediglich jährlich rund ein Drittel der stark versauerten Böden mit Naturkalk kompensiert.
Die geschätzten Kosten - so Wissenschaftler - dafür liegen bei voller Förderung bei etwa 50 Millionen Euro im Jahr. Die Kosten pro Hektar betragen bei Ausbringung von rund 3 t Dolomitkalk pro Hektar unterm Strich rund 290 Euro. Diese Summen könnten die Waldbesitzer allein nicht aufbringen.
Georg Schirmbeck machte deutlich: "Für die seit vielen Jahrzehnten von der Gesellschaft verursachten Wald- und Bodenschäden können die Waldbesitzer nichts. Deswegen sind Waldbesitzer bei der Reparatur der Böden auf die faire Hilfe der Gesellschaft angewiesen."
Für Forstwissenschaftler Dr. Frieder Leube sind Bodenschutzkalkungen die "Zinszahlungen" für die im Langzeitgedächtnis der Böden über lange Zeiträume gespeicherte "ökologische Hypothek." Er nannte dazu Versauerung, Basenarmut, Rohhumusauflagen und Schwermetalldepots in den Waldböden. Bodenschutzkalkungen minderten Risiken und Gefahren für die wichtigen Schutzgüter Boden, Wald und waldbürtige Wässer.
Sie dürften aber nicht wie eine Feuerwehraktion ablaufen, sondern vielmehr zwingend durch einen standortsgerechten Waldumbau begleitet werden, um die ausgebrachten Kalke biologisch in den Stoffkreislauf zu fixieren und um den durchwurzelbaren Bodenraum dauerhaft zu regenerien. Diese Bodenschutzmaßnahmen gingen über "Zinszahlungen" hinaus und seien eine Investition in den Wald der Zukunft.
Ähnlich äußerte sich auch Eberhard Freiherr von Wrede vom Waldbauernverband NRW mit Blick auf klimabeständige Zukunftswälder. Diese müssten in den folgenden Jahrzehnten mit weniger Wasser auskommen. Gute, lockere und kompensierte Böden seien Garanten für künftige intakte heimische Wälder.
Sieben Jahre nach den katastrophalen Folgen des Orkan Kyrill für die Forstbestände - in Deutschland fielen rund 37 Millionen Kubikmeter Holz dem Sturm zum Opfer - sei nach den bewältigten Notmaßnahmen eine flankierende Bodenschutzdekade bis 2024 im Wald als flankierendes Maßnahmenbündel zur Umsetzung der Waldstrategie 2020 erforderlich, fügte Detlef Scholz von der Aktionsgemeinschaft Bodenschutz hinzu.
Im Rahmen der Waldstrategie 2020 habe sich die Bundesregierung zu Recht die nachhaltige Bewirtschaftung unserer Wälder als Grundlage für den Erhalt ihrer vielfältigen ökologischen, ökonomischen und sozialen Funktionen zur Aufgabe Zukunftsaufgabe gemacht.
Mit der 'Waldstrategie 2020" werden seit 2011 sinnvolle Wege aufgezeigt, wie den Herausforderungen an unsere Wälder - etwa durch Klimawandel und die notwendige gesteigerte Nutzung des Rohstoffs Holz - begegnet werden kann. Mit zahlreichen Projekten setzt die Bundesregierung seitdem die Intention der Strategie in die Praxis um.
Scholz fügte hinzu: "Für die zuvor im Bundeshaushalt eingestellten rund 2 Mio. Euro zur Förderung der Bodenschutzkalkungen in Deutschland können jedoch nur etwa 7.500 ha geschädigte Waldböden mit Kalk pro Jahr kompensiert werden. Werden diese Mittel auf 5 Mio. Euro aufgestockt steigt die gekalkte Fläche auf rund 19 000 ha - also auf ca. 10% der insgesamt erforderlichen Flächen-Bodenschutzkalkungen. Ein Haushaltsansatz mit z.B. 5 Mio. Euro ermöglicht die Bodenschutzdekade 2014-2024 und damit die dringendsten voll geförderten Kompensationen von besonders stark geschädigten Waldböden. Das sind in 10 Jahren insgesamt rund 190 000 ha mit Kalk kompensierte Flächen z.B. auch im Kleinprivatwald. Dieses Ziel sollten alle Verantwortlichen in der Praxis anstreben.
In etlichen Bundesländern nehmen die Bodenschutzkalkungen drastisch ab, gehen gegen Null, weil Waldbesitzer und Landesregierungen ihre Eigenanteile zuzüglich der Umsatzsteuer nicht aufbringen können. Dieser in seinen negativen Auswirkungen bedeutende Nachteil untergräbt die Ziele der Waldstrategie 2020 in Deutschland nachhaltig.
Ein Haushaltsansatz mit z.B. 5 Mio. Euro ermöglicht die Bodenschutzdekade 2014-2024 und damit die dringendsten voll geförderten Kompensationen von besonders stark geschädigten Waldböden. Das sind in 10 Jahren insgesamt rund 190 000 ha mit Kalk kompensierte Flächen z.B. auch im Kleinprivatwald."
Burkhard Eusterwinter von der Aktionsgemeinschaft Bodenschutz und andere Verbandsrepräsentanten regten an: "In die grundsätzlichen finanzpolitischen Überlegungen sollte zudem einmünden, dass die Wasserwirtschaft von intakten Waldböden besonders profitiert. Aufwändiges Verschneiden von Trinkwasser spart z.B. über ein intaktes "Wasserwerk Wald" viele Millionen Euro ein."
Der Bund sollte sich die zuvor für Bodenschutzkalkungen bereitgestellten Gelder über die Wasserrechnungen im Promillebereich oder über eine Pauschale von der Wasserwirtschaft zumindest anteilmäßig zurückholen.
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