Deutsche Umwelthilfe und Stiftung „Lebendige Stadt“ ehren Andernach für visionäres Freiflächen-Konzept – Weitere Sieger sind Arnsberg, Bad Hersfeld, Sondershausen und die Bezirke Berlin-Pankow und Hamburg-Mitte – 30.000 Euro Preisgeld
Leipzig/Radolfzell/Hamburg, 26. September 2013: Die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) und die Stiftung „Lebendige Stadt“ haben die Stadt Andernach für die nachhaltige Umgestaltung seiner Grünanlagen als Gesamtsieger des Wettbewerbs „Lebenswerte Stadt“ ausgezeichnet. Die Stadt am Mittelrhein hatte im vergangenen Jahr ihr Projekt „Essbare Stadt“ eingereicht und konnte sich neben fünf weiteren Kommunen gegen bundesweit 154 Bewerberprojekte durchsetzen. Andernach erhält für die Auszeichnung ein Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro. Die Auszeichnungsfeier fand am gestrigen Abend im Neuen Rathaus in Leipzig statt.
Mit seinem Projekt „Essbare Stadt“ macht Andernach aus seinen Parkanlagen begehbare Gärten und ergänzt die gewohnten Grünflächen durch sowohl leckere als auch dekorative Gemüsearten. „Das Andernacher Konzept ist schon allein wegen seiner Einfachheit brillant: der Stadt gelingt ohne aufwendige Baumaßnahmen eine Aufwertung seiner Grünanlagen. Durch die Wahl von essbaren Pflanzen wurde dem öffentlichen Grün eine Multifunktionalität verliehen, die bei der Bevölkerung sehr gut ankommt. Selten wurde mit so einfachen Mitteln so viel bewegt. Aber auch die anderen Bewerberprojekte dokumentieren, mit welcher Kreativität man sich in den Städten für ein attraktives Lebensumfeld engagiert. Das ist Best-practice pur“, so Alexander Otto, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung „Lebendige Stadt“.
„Anfangs herrschte in Andernach natürlich auch Skepsis. Doch relativ schnell wandelte sich die Stimmungslage hin zum absolut Positiven. Vor allem, weil jetzt Bereiche der Stadt, die früher weniger attraktiv waren, aufgewertet worden sind. Uns geht es darum Blühräume nicht nur für Pflanzen und Tiere, sondern vor allem für die Menschen zu schaffen, in denen sie sich wohlfühlen, in denen sie sich entfalten – in denen sie eben aufblühen können“, erläutert Achim Hütten, der Oberbürgermeister von Andernach. Gemeinsam mit der Langzeitarbeitslosen-Qualifizierungsgesellschaft Perspektive GmbH habe man auch ein umfangreiches berufsqualifizierendes Angebot gestrickt. Die hierüber beschäftigten Langzeitarbeitslosen leisteten wertvolle Arbeit in Andernach. So sei die Essbare Stadt wirklich zu einem gesamtstädtischen Konzept geworden, das Menschen jeden Alters und aus allen Bevölkerungsschichten anspricht und mitnimmt.
Neben Andernach wurden auch die Städte Arnsberg, Bad Hersfeld und Sondershausen, sowie die Bezirke Berlin-Pankow und Hamburg-Mitte als „Lebenswerte Städte“ ausgezeichnet. Alle diese Preisträger erhalten ein Preisgeld von jeweils 3.000 Euro. Anlässlich des heute in Leipzig stattfindenden Fachkongresses „Grün, schön und lebendig – Das Potential von Stadtnatur für eine lebenswerte Stadt“ berichten die Siegerprojekte von ihren Erfahrungen und diskutieren mit Kommunalvertretern aus dem ganzen Bundesgebiet.
„Alle sechs Siegerprojekte zeigen, dass Erholung im Grünen mitten in der Stadt nicht nur möglich, sondern stadtplanerische Messlatte ist. Eine sinnvolle und kreative Grünflächenplanung gehört zu modernen Stadtentwicklungskonzepten einfach dazu. Und sie bezieht die Menschen vor Ort aktiv mit ein. So arbeiten Lokalpolitik, Verwaltung und Bürgerschaft gemeinsam daran, dass unsere Städte auch in Zukunft lebenswert bleiben“, so Harald Kächele, Bundesvorsitzender der DUH.
Gesamtsieger: Andernach
Andernach ergänzt die gewohnten Grünflächen und Blumenrabatten in den Stadtparks mit Zucchini, Mangold und anderen Gemüsearten. Die Bürgerinnen und Bürger packen bei der Beetpflege und der Ernte selbst mit an. So hat sich das Stadtbild positiv verändert.
Arnsberg
Jahrzehntelang floss die Ruhr in einem begradigten Flussbett durch Arnsberg. Seit 10 Jahren renaturiert die Stadt den Fluss im ganzen Stadtgebiet. Heute ist die Ruhr ein faszinierendes Naherholungsgebiet mitten in der Stadt.
Bad HersfeldAuf einem vormals vollständig versiegelten Industriegelände direkt an der Bad Hersfelder Altstadt entstand eine weitläufige Parkanlage. Prägendes Element ist ein ehemals unterirdisch verlaufender Bach, der nun wieder an die Erdoberfläche geholt und renaturiert wurde.
Bezirk Berlin-Pankow
Der Bezirk Pankow von Berlin unterstützt seit 10 Jahren die Begrünung von Innenhöfen im größten Gründerzeitviertel Europas. Wo Beton und Parkplätze dominierten schaffen Anwohner und Eigentümer grüne Oasen mitten in eng bebauten Großstadtquartieren.
Bezirk Hamburg-Mitte
Auf einer ehemals nicht zugänglichen Elbinsel mitten in Hamburg ist ein
einzigartiges Naherholungsgebiet entstanden. Das Nutzungskonzept beruht auf
einem Agenda 21-Prozess, bei dem viele Interessengruppen
zusammenarbeiteten.
Hintergrundinformationen zum Wettbewerb
Deutsche Umwelthilfe und Stiftung „Lebendige Stadt“ riefen Städte und
Gemeinden zur Teilnahme am Wettbewerb „Lebenswerte Stadt – Natur und städtisches
Leben ohne Widerspruch“ auf. Gesucht wurden kreative Stadtentwicklungsprojekte,
die städtisches Grün fördern und dabei die Bevölkerung aktiv einbeziehen. Die
Natur ist ein zentrales Element für Umwelt- und Lebensqualität in unseren
Städten und Gemeinden. Stadtnatur bietet den Stadtbewohnern Raum für Spiel,
Sport und Erholung und leistet damit einen wichtigen Beitrag, das Wohn- und
Arbeitsumfeld lebenswert zu gestalten. Gleichzeitig bietet Stadtnatur Lebensraum
für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten. Urbaner Natur- und Artenschutz
steht dabei nicht im Widerspruch zu Wohnen, Arbeiten und Freizeit. Im Gegenteil:
Stadtgrün ist sogar ein wichtiger Standortfaktor. Aus den eingereichten 160
Projekten wurden sechs Siegerprojekte ausgewählt und ausgezeichnet. Nun wurde
aus den sechs Siegerkommunen Andernach als Gesamtsieger gekürt. Die Stiftung
„Lebendige Stadt“ hat den Gesamtpreis mit 30.000 Euro dotiert, wobei der
Gesamtsieger ein Preisgeld von 15.000 Euro und die übrigen Gewinner je 3.000
Euro erhalten.
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