27. September 2013


Ausschnitt aus dem exemplarischen Netzplan, der mit dem neuen Verfahren von Agora Energiewende erstellt wurde.


Wie das Stromnetz robuster werden kann

Agora Energiewende hat gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen BET einen Methodenvorschlag vorgestellt, mit dem das bislang angewandte Verfahren zur Planung der Stromübertragungsnetze weiter verbessert werden kann. Er führt sowohl zu einem robusteren Stromnetz als auch zu einem möglichst kostengünstigen Netzausbau.

Der Vorschlag geht von der Prämisse aus, dass die Planer der Stromnetze nicht genau wissen können, welchen Transportbedarf für Strom es in einigen Jahren geben wird, gleichzeitig aber das Netz den dann anfallenden Transportbedarf bewältigen muss. Der Methodenvorschlag berücksichtigt für die Netzplanung daher mehrere wahrscheinliche Varianten technischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Szenarien. Gleichzeitig bezieht das Verfahren wirtschaftlich vernünftige Maßnahmen zur Minimierung des Netzausbaubedarfs mit ein. So werden zum Beispiel Einspeisespitzen abgeregelt, ein Lastmanagement findet statt und neue Kraftwerke werden gezielt an den für das Netz richtigen Standorten errichtet. Seine Funktionsfähigkeit hat das Verfahren in einem Test unter Beweis gestellt, aus dem ein exemplarischer Netzplan hervorgegangen ist.

„Dieses Verfahren macht die Netzplanung noch transparenter. Es bietet daher die Chance, die Akzeptanz in der Bevölkerung für dringend benötigte Stromleitungen zu erhöhen“, sagt Rainer Baake, Direktor von Agora Energiewende. „Unser Testlauf hat gezeigt, dass ein auf diese Weise entwickeltes Netz sogar etwas kürzer und kostengünstiger sein kann, als jenes, das mit den bisherigen Verfahren geplant wurde. Ein solches Netz würde aber vor allem deutlich robuster sein, da es nicht nur ein einziges Szenario, sondern eine Vielzahl möglicher Entwicklungen berücksichtigt.“

Der von Agora Energiewende vorgeschlagene Planungsprozess beginnt bei der Frage, welche technischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Zukunft den Transportbedarf von Strom beeinflussen könnten. Weil die Zukunft ungewiss ist, gibt es darauf viele unterschiedliche Antworten, die daher auch in eine Vielzahl von Szenarien einfließen. Diese Szenarien werden anschließend auf Plausibilität geprüft und auf wenige, unterschiedliche Eingangsszenarien für die Netzplanung reduziert. Diese stecken den Raum der vielen verschiedenen Entwicklungsmöglichkeiten ab. Im nächsten Schritt erfolgt die Netzplanung über ein Marktmodell, in dem alle möglichen Entwicklungen gleichzeitig berücksichtigt und berechnet werden. Die darauf folgende Netzberechnung führt im Ergebnis zu einem robusten Netz. Um dieses immer wieder an die fortlaufende Entwicklung anzupassen, soll der Prozess jeweils im Abstand von mehreren Jahren wiederholt werden.

Erarbeitet wurde das Verfahren gemeinsam von Agora Energiewende und dem auf Stromnetze spezialisierten Beratungsunternehmen BET Aachen. Im nächsten Schritt wird Agora Energiewende – eine gemeinsame Initiative der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation – prüfen lassen, inwieweit rechtliche Rahmenbedingungen geändert werden müssten, damit Netzbetreiber und Bundesnetzagentur das Verfahren übernehmen können.

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