Kigali (ots)
Der Klimawandel wird nach Angaben der SOS-Kinderdörfer in den nächsten Jahrzehnten das Leben von Millionen von Kindern in Afrika bedrohen - obwohl der Kontinent lediglich 4 Prozent der weltweiten Emission verursacht. Extremwetterphänomene wie Überschwemmungen, Stürme oder Trockenheit hätten ein nie dagewesenes Ausmaß erreicht. Seit 1970 sei Afrika von über 2000 Naturkatastrophen heimgesucht worden, der Klimawandel habe entscheidenden Anteil daran. "Wir haben so etwas noch nie erlebt!", sagt Ayele Sebaro, SOS-Nothilfekoordinator aus Äthiopien. Allein sieben der zehn am meisten bedrohten Länder lägen in Afrika.
Massiv verstärkt werde der negative Effekt des Klimawandels durch das hohe Bevölkerungswachstum: Nach Prognosen verdopple sich die Einwohnerzahl Afrikas bis zum Jahr 2050. "Wenn sich die Situation so zuspitzt, wie es momentan aussieht, verlieren unzählige Kinder und Familien nicht nur ihre Lebensgrundlage: Sie verlieren ihr Leben", sagt Liberal Seburikoko, Leiter der Hilfsorganisation in Ruanda.
Was auf die Menschen in Afrika zukommt:
- Der Zugang zu Wasser wird immer knapper. Nach Angaben der
Vereinten Nationen wird dies in Afrika die Hauptursache für
Konflikte und Kriege in den nächsten 25 Jahren werden.
- Krankheiten wie Malaria, die besonders für Kinder gefährlich
sind, werden sich weiter ausbreiten. Man rechnet damit, dass die
Malaria-Mücke in Zukunft auch in Höhen von über 2000 Metern
überlebensfähig sein wird.
- Durch die zunehmenden Überschwemmungen wird es außerdem vermehrt
zu Cholera und lebensbedrohlichen Durchfallerkrankungen kommen.
"Cholera kann Kinder innerhalb weniger Stunden töten", sagt
Simiao Mahumana, Leiter der Hilfsorganisation in Mosambik, der
mit seinem Team im März 2019 intensiv Nothilfe geleistet hat,
nachdem der Zyklon Idai das Land verwüstet hatte. Dabei starben
783 Menschen und mindestens 600 000 verloren ihr Zuhause.
- Am meisten vom Klimawandel bedroht sind aufgrund ihrer hohen
Abhängigkeit von wasserintensiver Landwirtschaft und der großen
Armut die Länder südlich der Sahara. In Sambia, Simbabwe und
Angola rechnen die SOS-Kinderdörfer mit den höchsten
Ernteausfällen. Im schlimmsten Fall könnten die Einnahmen bis
2100 um 90 Prozent zurückgehen. Hoch bedrohlich ist die
Situation schon jetzt: In Simbabwe leiden aktuell 3,5 Millionen
Menschen aufgrund von Ernteausfällen in Folge von Dürre an
Lebensmittelknappheit, darunter 1,4 Millionen Jungen und
Mädchen. "Ohne intensive humanitäre Unterstützung sind vor allem
die Kinder vom Hungertod bedroht", sagt Addmore Makunura, Leiter
der Organisation in Simbabwe.
- Laut den SOS-Kinderdörfern ist zu befürchten, dass ganz Afrika,
wenn die Klimaerwärmung fortschreitet, den Getreideanbau
einstellen muss.
- In Äthiopien ist der Kaffeeanbau bedroht, der das
wirtschaftliche Rückgrat des Landes bildet. Bis zum Jahr 2100
könnten 60 Prozent der Anbaugebiete durch die Klimaveränderung
wegfallen - mit Auswirkungen für 15 Millionen Landwirte.
- Auch zahlreiche Küstenstädte werden durch den ansteigenden
Meeresspiegel verschwinden. So könnten laut den
SOS-Kinderdörfern große Teile der Stadt Lagos in Nigeria bis
2050 im Meer versinken. Hier leben 24 Millionen Einwohner.
Liberal Seburikoko, Leiter SOS Ruanda, sagt: "Wenn man mit eigenen Augen sieht, welche Auswirkungen der Klimawandel hat, ist es wirklich furchterregend, dass das weltweite Interesse, hier mit allen Maßnahmen gegenzusteuern, so gering ist."
Quellen: UN, Weltklimarat IPCC, WHO
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