31. Oktober 2018

Nichtwohngebäude: dena empfiehlt branchenspezifische Lösungen für mehr Energieeffizienz


- dena-Branchenanalysen zeichnen differenziertes Bild für 
Wirtschaftsimmobilien und kommunale Gebäude
- Nachholbedarf vor allem bei Büroimmobilien

Nichtwohngebäude werden in Sachen Energieeffizienz bisher zu wenig differenziert betrachtet. Die Unterschiedlichkeit der Branchen muss sich stärker in Politik, Information, Beratung und Förderung niederschlagen. Das empfiehlt die Deutsche Energie-Agentur (dena) auf Basis von vier Analysen zu Handels-, Büro-, und Hotelimmobilien sowie kommunalen Gebäuden. Nichtwohngebäude sind insgesamt für ein Drittel des Gebäudeenergieverbrauchs in Deutschland verantwortlich.

Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung: "Unsere Analysen zeigen deutlich: Das typische Nichtwohngebäude gibt es nicht. So verschieden die Ausgangssituationen und Hemmnisse der untersuchten Branchen sind, so unterschiedlich agieren sie in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Beim Handel passiert schon recht viel, auch Hotels und Kommunen sehen immer mehr die Notwendigkeit, in Energieeffizienz zu investieren. Bei Büroimmobilien hingegen ist noch sehr viel Luft nach oben."

Aktuell wird in den verschiedenen Branchen vor allem in Technikmaßnahmen wie beispielsweise in Beleuchtung oder Kältetechnik investiert; auch weil sich diese Investitionen schnell rechnen. Weitere Ansätze zur Reduzierung des Energiebedarfs von Nichtwohngebäuden finden nur vereinzelt statt. Vor dem Hintergrund des Ziels eines klimaneutralen Gebäudebestands besteht hier noch deutlicher Nachholbedarf.

Unterschiedliche Voraussetzungen - unterschiedliche Bedürfnisse - ähnliche Probleme

Im Einzelhandel herrscht hoher Konkurrenzdruck. Die Mehrheit der Händler haben ihre Räume nur gemietet. Außerdem besteht der weitaus größere Teil aus kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU). Hemmnisse für Energieeffizienz sind vor allem die mangelnden Ressourcen bei den KMU-Händlern sowie das Nutzer-Investor-Dilemma. Denn häufig muss der Eigentümer in Effizienz investieren, wovon vor allem der Nutzer profitiert.

Die Hotelbranche ist geprägt von kleinen, eigentümergeführten Hotels, die eine Vielzahl existentieller Aufgaben bewältigen müssen. Fehlendes Know-how und fehlende Zeit in Kombination mit schwierigen Finanzierungsbedingungen prägen die Rahmenbedingungen für Energieeffizienz in dieser Branche.

Im Bürosegment bestimmt die Lage den Markt. Büroimmobilien in begehrten Lagen sind knapp. Energieeffizienz ist dort weder beim Verkauf noch bei der Vermietung von größerer Bedeutung. Außerdem fehlt es der Branche an Bewertungskriterien, um Energieeffizienz positiv einschätzen zu können. Das Nutzer-Investor-Dilemma ist ein weiterer Grund für den geringen Stellenwert von Energieeffizienz.

Die öffentliche Hand und insbesondere die Kommunen stehen vor der Herausforderung, ihrer Vorbildrolle für Energieeffizienz und Klimaschutz gerecht zu werden. Dafür fehlen vor allem personelle Ressourcen, zum Teil mangelt es auch an Finanzmitteln.

So unterschiedlich die Ausgangssituationen für Energieeffizienz sind, so ähnlich sind die Hemmnisse, die daraus resultieren: KMU haben grundsätzlich wenig Ressourcen, um sich mit Themen außerhalb ihres Kerngeschäfts zu befassen. Fördermittel werden vor allem im Neubau genutzt - auch weil der Förderaufwand für Einzelmaßnahmen im Bestand oft als zu aufwendig bewertet wird. Das Investor-Nutzer-Dilemma ist zentrales Thema überall dort, wo viele Gebäude vermietet sind. Politik und Branchenvertreter müssen nach Einschätzung der dena in einen engeren Dialog treten, um die Hemmnisse abzubauen und marktfähige Lösungen zu entwickeln, die sich gezielt an die einzelnen Branchen und deren unterschiedliche Segmente wie KMU, Mieter, Vermieter usw. richten.

Vier dena-Analysen zu Nichtwohngebäuden in Deutschland

Die dena befasst sich seit 2014 intensiv mit verschiedenen Branchen und Akteuren im Bereich der Wirtschaftsimmobilien und Liegenschaften der öffentlichen Hand. Die "dena-Insights" bündeln Erkenntnisse aus verschiedenen Studien, Modellprojekten, Beratungsreihen, umfangreichen Befragungen und Branchendialogen, die die dena durchgeführt hat. Sie stellen die politischen und fördertechnischen Rahmenbedingen und den Status Quo der jeweiligen Branche dar. Zugleich beleuchten sie Entscheidungskriterien für die Investition in Energieeffizienz und leiten daraus Empfehlungen für Politik und Branchen zur Verbesserung der energetischen Situation ab.

In Deutschland gibt es rund drei Millionen sogenannte Nichtwohngebäude. Ihre Verbräuche machen ein Drittel am Endenergieverbrauch aller Gebäude aus. Dementsprechend steckt in der energetischen Modernisierung dieser Gebäude großes Potenzial, um Energie und CO2-Emissionen einzusparen. Auch wenn Nichtwohngebäude deutlich weniger im Fokus der öffentlichen und politischen Wahrnehmung stehen, sind sie unverzichtbar für das Erreichen der Klimaschutzziele.

Die Projekte Netzwerk und Modellvorhaben Nichtwohngebäude und Modellvorhaben Check-in Energieeffizienz werden durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert und durch weitere Partner (EHI Retail Institute, Goldbeck, Handelsverband Deutschland, KfW, SPIE, Vattenfall Wärme, Viessmann, Zentraler Immobilien Ausschuss) unterstützt.

Weitere Informationen zu Nichtwohngebäuden und die kompletten Analysen stehen unter https://effizienzgebaeude.dena.de/newsroom/insight-nichtwohngebaeude zur Verfügung.

Die Energiewende im Gebäudebereich ist auch Thema auf dem dena Energiewende-Kongress am 26. und 27. November in Berlin. Weitere Informationen sind unter www.dena-kongress.de verfügbar.

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