• Führende Versicherer diskutieren Zukunftsthemen ihrer Branche
• Neueste Schritte gegen Kohle von Swiss Re, Hannover Re und Allianz
• Deutscher Branchenprimus Munich Re steht nun im Zentrum der Kritik
Berlin, 9.7.2018 Das Spitzenpersonal führender globaler Versicherungskonzerne kommt bis Mittwoch auf dem Global Insurance Forum
in Berlin zusammen, um aktuelle Entwicklungen der Branche zu
diskutieren. Thema dürfte dabei die jüngst veröffentlichte Entscheidung
des Schweizer Rückversicherers Swiss Re zu Kohle sein: Der Konzern will
keine Versicherungen mehr für Firmen anbieten, die mehr als 30 Prozent
ihres Geschäfts mit der klimaschädlichen Kohle machen. Bereits im Mai
und Juni hatten die deutschen Konzerne Allianz und Hannover Re teils
deutliche Einschnitte bei ihren Kohle-Geschäften angekündigt.
Regine Richter, Energie-Campaignerin bei urgewald, sagt: „Ausgerechnet
Munich Re als der Versicherer, der als erster vor den Gefahren des
Klimawandels gewarnt hat, hinkt massiv hinterher. Dass direkte
Konkurrenten wie Swiss Re und zum Teil auch Hannover Re bei Kohle
vorangehen, sollte der Konzern nutzen, um ebenfalls umzusteuern.“
urgewald
hat zusammen mit Aktivist*innen der internationalen Kampagne Unfriend
Coal, des europäischen Netzwerks Europe Beyond Coal und der
Kampagnenorganisation Avaaz eine Protestaktion heute Morgen vor dem Tagungsort, dem Berliner InterContinental Hotel, veranstaltet (Fotos, siehe unten).
Die Gruppen forderten von den Versicherern allgemein und insbesondere
von Munich Re Taten für den Klimaschutz [1]. Die Notwendigkeit zeigt
sich am Beispiel Polen: Seit vielen Jahren ist Munich Re einer der
aktivsten Versicherer im polnischen Kohlesektor. Der Konzern ist unter
anderem einer der größten Rückversicherer des staatlich kontrollierten
Versicherers PZU, der als eine der tragenden Säulen der polnischen
Kohlewirtschaft fungiert.
Neue
Recherchen der Unfriend Coal Koalition zeigen, dass Ergo Hestia, ein
Tochterunternehmen der Munich Re, seit 2013 mindestens 18
Versicherungsverträge für polnische Kohlefirmen abgeschlossen hat, unter
anderem für das größte in Bau befindliche Kohlekraftwerk der EU im
polnischen Opole. Jan Chudzyński von der polnischen NGO „Development Yes
– Open-Pit-Mines NO“ sagt: „Die Munich Re ist eine der
Hauptverantwortlichen für die Kohleexpansion in Polen. Sie muss endlich
aufhören, neue und bestehende Kraftwerke und Minen zu versichern. Vor
allem die Rückversicherung der Kohlegeschäfte von PZU muss sie beenden,
wenn ihr der Klimaschutz und die Gesundheit der Bevölkerung am Herzen
liegen.“
Lucie
Pinson von der Kampagne Unfriend Coal ergänzt: „Kohle ist derzeit das
bestimmende Umwelt- und Gesundheitsthema der Versicherungsbranche.
Dennoch hinkt Munich Re der wachsenden Zahl von Versicherern hinterher,
die den Kurs in Richtung nachhaltigerer Geschäfte abgesteckt haben. Auf
äußeren Druck hin haben bereits 17 Versicherer Richtlinien gegen
Kohle-Investitionen verabschiedet und dem Sektor rund 30 Milliarden
US-Dollar entzogen. Allianz, AXA, SCOR, Zurich und nun auch Swiss Re
gehen noch weiter und haben auch Kohle-Versicherungen eingeschränkt.
Hoffentlich rüttelt das die Branchen-Lenker von Munich Re und anderen
Versicherern in Berlin auf.“
[1] An einer Online-Unterschriftenaktion von Avaaz zusammen mit Unfriend Coal haben bislang 739.000 Unterzeichner*innen teilgenommen.
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