22. Juli 2017

Offshore-Windenergie: Zwei neue Offshore-Windparks am Netz – Höheres Ausbauvolumen gefordert

108 Offshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von 626 Megawatt (MW)
gingen bis 30. Juni 2017 an das Netz // Nordsee-Windparkprojekte Sandbank und
Veja Mate wurden planmäßig fertiggestellt und der Zubau geht kontinuierlich
voran // Ergebnisse der ersten Offshore-Ausschreibungsrunde sind ein
Meilenstein - sie unterstreichen das Vertrauen in Innovationskraft und
Kostensenkungspläne der Offshore-Industrie // Politik ist gefordert,
industriepolitische und energiewirtschaftliche Chancen zu nutzen und den
Offshore-Ausbaudeckel auf mindestens 20 GW bis 2030 und 30 GW bis 2035
anzuheben // Jahresproduktion von Offshore-Windenergie: 2015 – 8.285 GWh,
2016: 12.365 GWh, 1. Halbjahr 2017: 8.480 GWh (bereits ca. 70% der
Gesamtleistung des Vorjahres)


Berlin (iwr-pressedienst) - Im ersten Halbjahr 2017 speisten 108
Offshore-Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 626 MW in Deutschland
erstmals in Netz ein. Damit waren zum 30. Juni 2017 insgesamt 1.055 Anlagen
mit einer Leistung von 4.749 MW am Netz. Arbeitsgemeinschaft
Offshore-Windenergie (AGOW), Bundesverband WindEnergie (BWE), Stiftung
OFFSHORE-WINDENERGIE, VDMA Power Systems und WAB e.V. bewerten den Zubau des
zurückliegenden Halbjahres positiv. Für das Gesamtjahr 2017 rechnet die
Branche mit rund 900 MW Zubau. Die Offshore Windenergie hat im ersten Halbjahr
2017 bereits 8.480 GWh Strom produziert. Das sind rund 70% der gesamten
Vorjahresarbeit.

Kostensenkungspotenzial nutzen – in Deutschland und Europa
Die Ausschreibungsergebnisse in Deutschland unterstreichen nachdrücklich die
Innovationskraft und Kostensenkungspotenziale der Offshore-Windindustrie.
Erstmals wurden dabei Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien
bezuschlagt, die ab Mitte der 20er Jahre ohne EEG-Förderung auskommen sollen
und sich über den Strommarkt refinanzieren werden. Neue zuverlässige und
leistungsstärkere Anlagen mit größerem Rotordurchmesser, insgesamt
größere Windparkprojekte, Innovationen bei Gründungsstrukturen, bessere
Betriebs- und Wartungskonzepte sowie günstigere Finanzierungskonditionen
haben zu einer deutlichen Senkung der Stromgestehungskosten geführt. 

Durch diesen Paradigmenwechsel ergeben sich für die nächste Bundesregierung
Chancen, die energiewirtschaftlichen und industriepolitischen Potentiale der
Windenergie auf See durch eine Anhebung der Ausbauziele auf mindestens 20 GW
bis 2030 und mindestens 30 GW bis 2035 zu nutzen. Ebenso wurden die
entsprechenden politischen und technologischen Bedingungen geschaffen, um den
notwendigen Netzausbau voranzutreiben. Mit der Begrenzung des Zubaus von
Offshore-Windenergie im EEG 2014 von zuvor 25 GW auf jetzt 15 GW bis 2030
sollten vor allem die Kosten der Energiewende gedämpft werden. 
 
Auch auf europäischer Ebene hat die Offshore-Industrie im Juni 2017 in einer
‘Gemeinsamen Erklärung‘ einen ambitionierteren Zubau bis 2030 gefordert.
Die Industrie bekräftigt dabei ihre Bereitschaft zu einem jährlichen Zubau
von 6 GW in Europa bis 2030. Ein jährlicher Zubau von mindestens 4 GW wäre
für weitere Kostensenkungen notwendig. Regierungsvertreter der belgischen,
dänischen und deutschen Regierung würdigen in der Erklärung die bereits
erreichten Kostensenkungen und sprechen sich ebenfalls für einen
signifikanten Ausbau bis 2030 aus. Zudem sollen auf europäischer Ebene
verstärkt Rahmenbedingungen geschaffen werden, um Investitionen in
Offshore-Projekte, Netze und Infrastrukturen anzureizen.

Deutsche Technologieführerschaft weiter stärken
Die derzeitigen Ausbauziele der Bundesregierung, die in den 20er Jahren einen
jährlichen Zubau zwischen 500 und 840 MW vorsehen, bremsen die Entwicklung
der Offshore-Windindustrie am Standort Deutschland. Ein starker Heimatmarkt,
verlässliche politische Rahmenbedingungen und substanzielle Ausbauvolumina
sind jedoch notwendig, damit die Technologieführerschaft der
Offshore-Windindustrie in Deutschland gehalten und  durch Skaleneffekte im
Wettbewerb weitere Kostensenkungen erreicht werden können. Weitere
Arbeitsplätze, zu den bereits vorhanden 20.000, entstehen nur dann, wenn
deutsche Unternehmen auch weiterhin am internationalen Ausbau der Windenergie
auf See beteiligt sind und erfolgreich Exportmärkte beliefern können.
Zusätzlich müssen kurzfristig weitere Testmöglichkeiten für Prototypen und
innovative Komponenten von Offshore-Projekten in deutschen Gewässern
vorgesehen werden, für die regulatorische Rahmenbedingungen angepasst werden
müssen. Nur durch Investitionen in Forschung und Entwicklung und ein
ambitioniertes Marktvolumen kann Deutschland seine Rolle als
Technologieführer ausbauen.

Netzausbau und Sektorenkopplung: Energiewende erfolgreich umsetzen
Neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien hängt der Erfolg der Energiewende
in Deutschland wesentlich vom Netzausbau und dem Fortschritt der
Sektorenkopplung ab. Daraus resultiert eine ganzheitliche Umstellung unseres
Energiesystems, bei der neue Netzinfrastruktur zügig entsteht und Wärme- und
Mobilitätssektoren ihre Abhängigkeit von CO2-intensiven fossilen
Energieträgern perspektivisch reduzieren. 

Darüber hinaus sollten die verschiedenen technischen Möglichkeiten genutzt
werden, um Netzengpässe an Land vorübergehend oder dauerhaft zu überwinden.
Dazu zählen insbesondere Maßnahmen zur verbesserten Netzauslastung.
Außerdem sollten die notwendigen Must-Run Kapazitäten überprüft werden. 
Auch sollte über eine Erhöhung der Transparenz und die Einführung von mehr
Wettbewerb bei Offshore-Netzanbindungen nachgedacht werden, z.B. durch
kostensenkende Ausschreibungen. Die Unternehmen der Offshore-Windindustrie
möchten diesen gesamtgesellschaftlichen Prozess mit allen Beteiligten aus
Politik, Gesellschaft und Wirtschaft aktiv gestalten. 


Über die jährlichen Zahlen „Status des Offshore-Windenergieausbaus in
Deutschland“
In der Analyse der Deutschen WindGuard werden seit 2012 die Ausbauzahlen für
die Windenergie auf See gesondert von jenen der Windenergie an Land erhoben.
Die Auftraggeber sind VDMA Power Systems, Bundesverband WindEnergie BWE, die
Stiftung Offshore-Windenergie und die Windenergie Agentur WAB sowie die
Arbeitsgemeinschaft Offshore-Windenergie AGOW. 

Über WAB e.V.
WAB e.V. (Windenergie-Agentur) ist das führende Unternehmensnetzwerk für
Windenergie in der Nordwest-Region und bundesweiter Ansprechpartner für die
Offshore-Windenergiebranche in Deutschland. Dem Verein gehören mehr als 350
Unternehmen und Institute aus allen Bereichen der Windenergie-Industrie, der
maritimen Industrie sowie der Forschung an.

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