„Wir brauchen einen Paradigmenwechsel
in der Bildungspolitik, denn es tut sich immer noch viel zu wenig in
Sachen Chancengleichheit im Bildungssystem, und das geht zu Lasten der
Zukunftsaussichten der Schülerinnen und Schüler“, erklärt Rosemarie Hein
mit Blick auf den „Chancenspiegel 2017". Die bildungspolitische
Sprecherin der Fraktion DIE LINKE weiter:
„Die Hauptprobleme sind lange bekannt: Nach wie vor hängt in
Deutschland der Bildungserfolg von der sozialen Herkunft ab. Das ist ein
Armutszeugnis für eines der wirtschaftlich stärksten Länder der Welt.
Diese Abhängigkeit ist kein Naturgesetz, sondern ein hausgemachtes
Problem; die Folge falscher sozialpolitischer und bildungspolitischer
Entscheidungen.
Laut Studie verlassen im Bundesdurchschnitt 5,8 Prozent der
Schülerinnen und Schüler eines Jahrgangs die Schule ohne Abschluss. Der
leichte Rückgang darf nicht verschleiern, dass die notwendigen
Änderungen im Bildungssystem viel zu schleppend vorangehen, ob es sich
nun um Ganztagsschulen handelt oder die Umsetzung von Inklusion. Der
hohe Anteil junger Migrantinnen und Migranten ohne Schulabschluss ist
ein beschämendes Zeugnis für die scheiternden Integrationsbemühungen der
Bundesregierung. Wir brauchen Sprachkurse und Alphabetisierungskurse
für junge Flüchtlinge, und wir brauchen Lehrerinnen und Lehrer, die
Deutsch als Fremdsprache unterrichten können. Denn in der
Sprachkompetenz liegt der Schlüssel zum Schulerfolg. Eingestellte
Sprachlehrkräfte wieder zu entlassen, wenn die Zahl der Zuwandernden
zurückgeht, ist eindeutig der falsche Weg.
Offensichtlich reichen ambitionierte Projekte und zeitlich begrenzte
Programme nicht aus. Vielmehr bedarf es qualitativ und quantitativ
besserer Voraussetzungen, um die Arbeit an allen Schulen und den
Bildungserfolg nachhaltig zu verbessern. Lehrkräftemangel,
Unterrichtsausfall und die Schulschließungen sind das Gegenteil einer
verantwortungsbewussten Bildungspolitik.
Wir brauchen eine deutlich bessere Grundfinanzierung für Bildung im
Rahmen der öffentlichen Daseinsvorsorge. Wir fordern, dass die
Kooperationsmöglichkeiten zwischen Bund und den Ländern für den gesamten
Bildungsbereich verbessert werden. Außerdem schlagen wir ein
bundesweites Bildungsrahmengesetz über alle Bildungsbereiche hinweg vor,
mit dem die sozialen Standards und Rechtsansprüche festgeschrieben
werden können.“
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