New York/Berlin, 21.3.2017
Die Bundesregierung soll sich an den internationalen Verhandlungen
über ein Atomwaffenverbot beteiligen. Das fordert ICAN Deutschland
gemeinsam mit anderen Nichtregierungsorganisationen in einem offenen
Brief an Außenminister Sigmar Gabriel. Ab 27. März werden die Vereinten
Nationen in New York über einen Verbotsvertrag beraten. Der ehemalige
deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier hatte angekündigt, dass
Deutschland den Verhandlungen fernbleibt.
In dem Brief wird das kritisiert: „Der
Boykott von multilateralen Verhandlungen zu einem Atomwaffenverbot
schadet der Glaubwürdigkeit der Bundesrepublik im Bereich der nuklearen
Rüstungskontrolle.“ Diese Haltung sei mit dem außenpolitischen
Selbstverständnis Deutschlands als fördernde Kraft von Völkerrecht und
Frieden nicht vereinbar. Die NGOs hoffen nun, dass Gabriel die
ablehnende Haltung aufgibt. Unterzeichnet ist der Brief von den
Friedensorganisationen DFG-VK, ICAN, IPPNW, Ohne Rüstung Leben und Pax
Christi, den Entwicklungsorganisationen Medico International und Oxfam
sowie der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald.
Sascha
Hach, Vorstandsmitglied von ICAN Deutschland, zweifelt an der
Ernsthaftigkeit der aktuellen Abrüstungsrhetorik der Bundesregierung:
„Außenminister Gabriel will sich vom Säbelrasseln Trumps und Putins
abgrenzen und betont Deutschlands Rolle als Motor der Abrüstung.
Zugleich verweigern er und die gesamte Bundesregierung den kleinsten
Schritt zur nuklearen Abrüstung, indem sie nicht einmal an
multilateralen Verhandlungsgesprächen teilnehmen. Die Bundesregierung macht sich somit zum Lakaien der US-Administration.“
Das sei besonders fahrlässig, da „Atomwaffen die größte Gefahr in der
Aufrüstungsspirale zwischen Russland und der NATO darstellen”.
Barbara Happe von urgewald fordert eine umgehende Kurskorrektur von Außenminister Gabriel: „Wer
eine Rückkehr in den Kalten Krieg vermeiden will, muss sich zu
nuklearer Abrüstung bekennen und bei den anberaumten Gesprächen dafür
streiten.”
Im vergangenen Jahr hat eine überwältigende Mehrheit der Staatengemeinschaft für Verbotsverhandlungen gestimmt. Deutschland
bildet derzeit mit den USA, einigen weiteren NATO-Staaten und Russland
einen Block gegen jeden Fortschritt in Richtung Ächtung. Dabei
würde mit einem Verbot eine Lücke im Völkerrecht geschlossen:
Nuklearwaffen sind die einzigen Massenvernichtungswaffen, die noch nicht
völkerrechtlich geächtet sind.
Auf
der Welt gibt es noch fast 15.000 Atomwaffen, von denen etwa 1.800
innerhalb weniger Minuten abgefeuert werden können. In dem offenen Brief
heißt es: „Atomwaffen sind eine der größten Bedrohungen für die Menschheit und unseren Planeten.
(…) Es wäre gerade heute unverantwortlich, sich darauf zu verlassen,
dass es einen verantwortungsbewussten Umgang mit diesen Waffen geben
kann.“
Weitere Informationen:
Den offenen Brief an Außenminister Sigmar Gabriel finden Sie hier.
Antworten auf häufige Fragen zu den Verbotsverhandlungen finden Sie hier.

Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen