Mit
dem Slogan „Diesel-Abgase töten“ und einer riesigen Autoattrappe weist
die Deutsche Umwelthilfe auf schmutzige Diesel-Neufahrzeuge
hin – Euro-6-Pkw deutscher Hersteller stoßen bis zu 25 mal mehr
Diesel-Abgasgifte aus als erlaubt – Viele zehntausend Menschen sterben
jährlich in Deutschland an den Folgen der Luftverschmutzung vor allem
durch Dieselmotoren – DUH fordert Kanzlerin Merkel
auf, ihren Schmusekurs mit den Autobossen zu beenden –
Funktionstüchtigkeit der Abgasreinigung im Realbetrieb muss durch
behördliche Nachkontrollen durchgesetzt werden
Frankfurt am Main/Berlin, 17.9.2015:
Anlässlich der heutigen Eröffnung der Internationalen
Automobilausstellung
(IAA) in Frankfurt durch Bundeskanzlerin Angela Merkel protestiert die
Deutsche Umwelthilfe (DUH) gegen schmutzige Diesel-Fahrzeuge. Vor dem
Haupteingang des Messegeländes hat die Umweltschutzorganisation ein 13
Meter langes und vier Meter hohes aufblasbares
Auto mit Abgaswolke und dem Slogan „Diesel-Abgase töten!“ aufgebaut.
Zahlreiche, vor allem deutsche Autohersteller präsentieren der
Öffentlichkeit auf der diesjährigen IAA ihre neuen Diesel-Autos und
bewerben sie als sauber. Tatsächlich stoßen sie aber nach
wie vor extrem gesundheitsgefährdende und giftige Abgase aus. 2014
waren knapp 48 Prozent der drei Millionen Pkw-Neuzulassungen in
Deutschland Dieselfahrzeuge.
„Herr
Zetsche, Herr Winterkorn und Herr Krüger sind als Chefs von Daimler,
Volkswagen und BMW für jährlich viele zehntausend vorzeitige Todesfälle
durch Dieselabgase persönlich
mitverantwortlich. Um wenige hundert Euro mehr Profit pro Fahrzeug zu
machen, verbauen sie minderwertige Katalysatoren, die auf der Straße bis
zu 25 mal höhere Schadstoffmengen emittieren als erlaubt“,
sagt Jürgen Resch, DUH-Bundesgeschäftsführer.
Die
DUH protestiert in Frankfurt gegen die vorsätzliche Nichteinhaltung
gesetzlicher Grenzwerte für die giftigen Dieselabgase durch die
deutschen Autokonzerne. Und sie kritisiert
die Bundesregierung, die auf jegliche Kontrollen verzichtet. Dies ist
umso unverständlicher, da sich die realen Abgaswerte immer mehr von den
Vorschriften entfernen. Die durch sie verursachten verheerenden
gesundheitlichen Folgen treffen vor allem Kinder,
ältere Menschen und Kranke.
Seit
zehn Jahren werden die Grenzwerte für das besonders
gesundheitsgefährdende Dieselabgasgift Stickstoffdioxid in der Atemluft
deutscher Städte massiv überschritten. Dennoch
werden bis heute keine ausreichend wirksamen Maßnahmen ergriffen. In
dem der DUH vorliegenden Schreiben der EU-Kommission vom 18.6.2015 zur
Einleitung eines Vertragsverletzungsverfahrens kritisiert die
EU-Kommission massiv das Eintreten Deutschlands für schmutzige
Diesel-Pkw und die aktive Verwässerung zukünftiger Abgasstandards auf
EU-Ebene durch die deutsche Bundesregierung.
Dass
es auch anders geht, belegen die Exportmodelle für den
nordamerikanischen Markt. Die dortigen Behörden trauen den Autokonzernen
nicht und überprüfen deshalb die Emissionen
im Realbetrieb. Die Fahrzeuge von Daimler, VW und BMW erhalten deshalb
für den US-Markt eine bessere, im Realbetrieb funktionierende
Abgasreinigung. Resch fordert:
„Frau Merkel muss die Autoindustrie dazu zwingen, diesen Standard
auch in Deutschland einzuhalten. Kurzfristig dürfen nur noch Diesel-Pkw
ausgeliefert werden, die mit einer auf der Straße funktionstüchtigen
Abgasreinigung analog zu den US-Modellen ausgestattet
sind. Alle ausgelieferten Euro-6-Diesel-Pkw müssen wegen nicht
funktionstüchtiger Abgasreinigung zurückgerufen und nachgerüstet
werden.“
Die
DUH verweist auf geltende EU-Verordnungen zur Verbindlichkeit von
Schadstoffgrenzwerten. In Deutschland werden diese jedoch bislang von
den zuständigen Behörden des Bundes
und der Länder auf Druck der Autobauer und ihres Lobbyverbands VDA
nicht umgesetzt.
Die
Verordnungen (EG) Nr. 715/2007 und 692/2008 über die Typgenehmigung
verlangen, dass die Abgasgrenzwerte nicht nur auf dem Prüfstand, sondern
auch im Normalbetrieb eingehalten
werden müssen. Die Verwendung von Abschalteinrichtungen ist verboten –
damit ist die bei vielen Euro-6-Diesel-Pkw in der Software
einprogrammierte Testzykluserkennung illegal. Als Verstoß gilt zudem die
Abgabe falscher Erklärungen bei Genehmigungsverfahren
und Verfälschung von Prüfzeugnissen. Deutschland ist außerdem bei
festgestellten Verstößen verpflichtet, Sanktionen festzulegen. Diese
müssen „wirksam, verhältnismäßig und abschreckend" sein. Schließlich ist
die Übereinstimmung der in Betrieb befindlichen
Fahrzeuge mit dem gemessenen Testfahrzeug nachzuweisen. Die
Funktionsfähigkeit der emissionsmindernden Einrichtung muss während der
normalen Lebensdauer der Fahrzeuge bei normaler Nutzung gegeben sein.
Als
deutscher Vertreter des europäischen Dachverbandes Transport &
Environment (T&E) weist die DUH auf dessen aktuelle Untersuchung vom
14.9.2015 hin, bei der T&E 23 Messungen
zu Realemissionen von Euro 6 Diesel-Pkw ausgewertet hat. Das Ergebnis:
Fast alle Fahrzeuge überschreiten die Grenzwerte für die
gesundheitsschädlichen Stickoxide (NOx) um das bis zu 22-fache.
Negativer Spitzenreiter war ein Diesel betriebenes Fahrzeug von
Audi. Auch bei den von T&E durchgeführten Straßen-Messungen
(Portable Emission Measurement System, kurz PEMS) überschreiten die
tatsächlichen Emissionen den gesetzlichen Grenzwert für NOx im Mittel um
das Fünf- bis Zehnfache.
Fotos von der Protest-Aktion vor der IAA finden Sie unter
http://l.duh.de/p170915. Die aktuelle Untersuchung von T&E finden sie unter
http://l.duh.de/nmuzv.
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