Wie auch der Sachverständigenrat für Umweltfragen
(SRU, Beratungsorgan der Bundesregierung) in seinem kürzlich erschienenen
„Eckpunktepapier“ zur Energiewende anmahnt, sollte die Debatte um die
Stromkosten versachlicht werden. Hierzu müssten folgende Fakten angemessen
bewertet werden:
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Der Anstieg der Energiekosten in den letzten Jahren kann nicht einseitig mit dem Aufbau der erneuerbaren Energieversorgung erklärt werden. An der Tankstelle und auf der Heizölrechnung wird offenkundig, dass die fossilen Vorräte abnehmen und ihre Förderung immer aufwändiger wird.
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Die brennstofflosen Energien wie Sonne und Wind stellen den einzigen Ausweg aus dieser in der Zukunft sich zwangsläufig weiter zuspitzenden Kostenspirale dar. Nur in der Phase des Aufbaus der Infrastruktur für die Vollversorgung durch die erneuerbaren Energien fallen Kosten an. Steht die Infrastruktur, werden die Preise zurückgehen, wie wir es noch nicht erlebt haben.
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Bereits heute drücken die Erneuerbaren bekanntlich den Strompreis an der Börse. Das EEG ist paradoxerweise aber so gestrickt, dass die mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien begründete Umlage umso teurer wird, je billiger die Erneuerbaren Energien werden. Hauptsächlich profitieren nicht die Erneuerbaren Energien hiervon, sondern die großen Versorger, indem sie den an der Börse billig eingekauften Strom an ihre Kunden teuer weiterverkaufen. - Die EEG-Umlage ist also kein Indikator für die Kostenentwicklung der Erneuerbaren Energien. Indikator hierfür ist vielmehr die Einspeisevergütung, die deren Betreiber erhalten. Diese ist z.B. für PV-Strom von ca. 40 Cent auf jetzt ca. 14 Cent (bzw. darunter) gesunken.
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Trotz aller Klagen bleiben bisher 80% der deutschen Stromkunden bei ihren traditionellen Versorgern, obwohl sie die Möglichkeit haben, durch den Wechsel zu einem Ökostrom-Anbieter ab sofort einige Cent pro KWh einzusparen.
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Wenn eine „marktwirtschaftliche Ausrichtung“ gefordert wird, bleiben hierbei in aller Regel die „externen Kosten“ von Atom- und Kohlestrom unbeachtet. Diese Kosten werden nicht auf der Stromrechnung aufgeführt, wir bezahlen sie aber: über Steuern und auf mannigfachen anderen Wegen. - Es sind die Folgekosten der Atomindustrie (Atommüll, Asse, Fukushima strahlt weiter und immer mehr) und der Kohleverstromung (Klima, Umwelt- und Gesundheitsschäden).
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Durch Ausbremsung der Energiewende werden keine Kosten gesenkt, ganz im Gegenteil. Die paradoxe Regelung im EEG muss aber im Zuge von dessen Weiterentwicklung bereinigt werden: Der Verbraucher und nicht der Versorger muss in den Genuss billiger Strompreise durch Sonne und Wind kommen. Es muss sichergestellt werden, dass der Preisaufschlag für den Aufbau der erneuerbaren Vollversorgung diesem Zweck auch zu 100% zufließt.
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In der Diskussion sollte berücksichtigt werden, dass das zeitweise überhöhte Stromangebot an der Börse nicht eigentlich durch die Erneuerbaren verursacht wird, sondern durch Kohle- und Atomkraft, die den gesetzlich vorgeschriebenen Vorrang des erneuerbaren Stroms im Netz nicht realisieren können, weil sie zu unflexibel sind. Die Lösung kann nicht darin bestehen, dass der Vorrang der Erneuerbaren Energien zugunsten der Kohleverstromung aufgegeben wird. Vielmehr müssen die Großkraftwerke zurückgenommen werden. Für die Überbrückung dunkler und windstiller Zeiten sind Speichertechnologien und intelligentes Netzmanagement viel besser geeignet als Großkraftwerke. Der Aufbau dieser Technologien sollte nun zügig in Angriff genommen werden und bei der Weiterentwicklung des EEG entsprechend berücksichtigt werden.
Christfried
Lenz (16.10.2013)

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