28. Mai 2019

ATOMKRAFTWERKE RETTEN NICHT DAS KLIMA, SONDERN DIE ATOMWAFFENINDUSTRIE


Antwort der IPPNW auf die Studie der Internationalen Energieagentur

Die Internationale Energieagentur warnt in einer heute veröffentlichten
Studie, dass die Stromerzeugung durch Atomkraftwerke weltweit stark fallen
könnte, da immer mehr Meiler aus Alters- und Sicherheitsgründen vom Netz
gehen müssen. Ohne einen Politikwechsel würden die Industrieländer in
Europa, die USA, Kanada und Japan bis 2025 25% ihrer atomaren
Energiekapazität verlieren. Die Ärzteorganisation IPPNW kritisiert die
präsentierte Lösung durch eine Laufzeitverlängerung und Subventionen
der Atomenergie und fordert stattdessen den weltweiten Ausstieg aus der
Atomenergie und eine Energiewende durch einen Mix aus Energieeinsparung,
Ausbau von Erneuerbaren Energien und Speichertechnologien.

Der Aussage, dass Atomkraft dem Klimaschutz diene und zur Vermeidung von
Versorgungsengpässen benötigt werde, widerspricht die
Ärzteorganisation: Die weltweit installierte Leistung aller regenerativen
Kraftwerke ist sechsmal größer als die weltweit installierte Leistung
aller Atomkraftwerke (2.351 GW vs. 398 GW). Da Atomkraftwerke sich nicht
schnell herauf- und herunterregeln lassen, sind sie für die Vermeidung
bzw. kurzfristige Behebung von möglichen Versorgungsengpässen
ungeeignet. Energieexpert*innen empfehlen hierfür eine Kombination aus
Speicherkapazitäten und Gaskraftwerken. Expert*innen des Deutschen
Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) haben nachgewiesen, dass das
Klimaschutzziel von Paris kostengünstig ohne Atomkraft erreicht werden
kann. Auch die verheerenden ökologischen und gesundheitlichen
Auswirkungen des Uranbergbaus, der Uranverarbeitung und der
Atommülllagerung dürfen nicht außer Acht gelassen werden.

„Dass mächtige internationale Organisation wie die IEA, aber auch die
IAEO und die europäische Atomorganisation EURATOM nach der vermeintlichen
„Klimaretterin“ Atomkraft rufen und Geld fordern für die zivile
Atomindustrie, obwohl die Technologie nur durch dauerhafte staatliche
Subventionen aufrechterhalten werden kann, liegt in der Verquickung von
ziviler und militärischer Nutzung der Atomenergie begründet“, so Dr.
med. Angelika Claußen, europäische Präsidentin der IPPNW.

Führungspersönlichkeiten aus  Industrie- und Sicherheitspolitiker in den
USA sagen inzwischen ganz offen, dass „das gesamte US-amerikanische
Atomunternehmen, also die Atomwaffen, die atomgetriebenen U-Boote, die
Nichtweiterverbreitung, die Urananreicherung, die Brennstoffversorgung,
die Verhandlungen mit internationalen Partnern von einer robusten zivilen
Atomindustrie abhängig sind“.

„Viele Menschen haben die Zusammenhänge zwischen ziviler Nutzung und
militärischer Atomtechnologie verdrängt“, so Dr. Alex Rosen,
Vorsitzender der deutschen Sektion der IPPNW. „Atomwaffen werden zurzeit
in allen Atomwaffenländern modernisiert. Das Militär braucht für ihre
Atomwaffenarsenale ausreichend gut ausgebildete Ingenieure und Fachleute
für Sicherheits-, Material- und Konzeptstudien. Die Kosten für
Ausbildung, Forschung und Entwicklung würden die Militärhaushalte
sprengen. Die staatliche Unterstützung der zivilen Atomenergie in
Ländern wie Großbritannien, Russland, den USA oder Frankreich hat vor
allem den Zweck, die militärische Atomindustrie am Leben zu halten.“

Die Studie der IAE finden Sie unter
https://www.iea.org/newsroom/news/2019/may/steep-decline-in-nuclear-power-would-threaten-energy-security-and-climate-goals.html

Quellen:

Renewable Energy Now Accounts for a Third of Global Power Capacity
(Link:
https://www.irena.org/newsroom/pressreleases/2019/Apr/Renewable-Energy-Now-Accounts-for-a-Third-of-Global-Power-Capacity
), IRENA,
World Nuclear Power Reactors & Uranium Requirements (Link:
http://www.world-nuclear.org/information-library/facts-and-figures/world-nuclear-power-reactors-and-uranium-requireme.aspx
), May 2019
Atomkraft für Klimaschutz unnötig –  Kostengünstigere Alternativen
sind verfügbar (Link:
https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.570194.de/17-47-1.pdf
), DIW Wochenbericht Nr. 47.2017
Mycle Schneider/Anthony Frogatt: World Nuclear Status Industry Report
2018: „The entire US nuclear enterprise – weapons, naval propulsion,
non-proliferation, enrichment, fuel services and negotiations with
international partners – depends on a robust civilian nuclear
industry.“

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...