Zur Abstimmung über den dritten Entwurf der Vergabestandards im Board der Weltbank am 4. August erklärt
Uwe Kekeritz Sprecher für Entwicklungspolitik:
Deutschland darf dem dritten Entwurf des Umwelt- und Sozial-Rahmenwerks (Environmental and Social Framework, EFS)
nicht zustimmen. Die verbindlichen
Standards der Weltbank werden durch die Überarbeitung ausgehöhlt. Die
Kreditvergaberegeln der größten und wichtigsten Entwicklungsbank der
Welt verkommen zu freiwilligen Richtlinien und unverbindlichen
Absichtserklärungen.
Die
Bundesregierung sieht tatenlos dabei zu, wie zentrale Standards
aufgeweicht werden. Die vollmundigen Versprechen zu Beginn der
Verhandlungen
sind längst wie eine Seifenblase zerplatzt. An diesem Beispiel zeigt
sich wieder einmal, dass Entwicklungsminister Müller zwar ein
Großmeister der tollsten Ankündigungen ist, für die Umsetzung dieser
jedoch so gut wie nichts unternimmt. Dieses Einknicken ist
auch für die Zivilgesellschaft, die bereits Mitte Juli vor einer
Verwässerung der Standards gewarnt hatte, ein Schlag ins Gesicht.
Während die Bundesregierung erklärte, dass sie die überarbeiteten
Standards mittragen wird, setzen sich die USA weiter für strikte
menschenrechtliche Standards ein.
Der
neue Entwurf ist bewusst vage gehalten und lässt ausgerechnet in
Zeiten, in denen die Bank vermehrt Hochrisiko-Projekte auch in
gefährlichen
Kontexten finanziert, große Spielräume. So will die Weltbank Kredite
vergeben ohne zu überprüfen, ob Menschenrechtsstandards und
international anerkannte Umweltabkommen eingehalten werden. Skandalös
ist auch, dass Projekte in Naturschutzgebieten ermöglicht
werden - ein fataler umweltpolitischer Rückschritt. In Frage steht
zudem der Zugang von Betroffenen zu Beschwerdemechanismen der Weltbank.
Damit werden die Opfer negativer Auswirkungen von Weltbankprojekten
weiter marginalisiert und können sich zukünftig noch
weniger oder gar nicht mehr zur Wehr setzen. Besonders verletzliche
Gruppen wie Frauen und indigene Völker werden die Leidtragenden sein.
Dabei wurde die Überarbeitung der Standards als eine Reaktion auf die
zunehmenden Umwelt- und Menschenrechtsverletzungen
im Rahmen von Weltbankprojekten angestoßen. Dieser Reformprozess droht
nun Errungenschaften zum Schutz von Mensch und Umwelt, die über
Jahrzehnte hinweg erkämpft wurden, hinwegzufegen.
Bündnis 90/Die Grünen Bundestag
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