Zur Diskussion um den EU-Türkei Deal erklärt
Luise Amtsberg, Sprecherin für Flüchtlingspolitik:
Dass
die Bundesregierung allen Umständen zum Trotz am Flüchtlingsdeal mit
der Türkei festhält ist zynisch. Die Frage, ob dieses Abkommen weiterhin
Bestand hat oder nicht, sollte nicht der Regierung Erdogan überlassen
werden. Dieser schafft mit seiner autoritären Politik und dem brutalen
Vorgehen gegenüber Oppositionellen und Minderheiten selbst täglich neue
Fluchtgründe; das zeigt die Tatsache, dass
allein in der ersten Jahreshälfte 2016 genauso viele Menschen aus der
Türkei Asyl in Deutschland beantragt haben, wie im gesamten Jahr 2015.
Deshalb
ist es richtig, dass die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung
die Rechtsstaatlichkeit in der Türkei und damit die Grundlage des
Abkommens in Frage gestellt hat. Es ist abstrus, wenn nun
Kanzleramtschef Altmaier das genaue Gegenteil behauptet.
Dass
er keinen Anhaltspunkt für eine schlechte Behandlung von Flüchtlingen
in der Türkei habe, ist schlichtweg unfassbar, denn
Menschenrechtsorganisationen
wie amnesty international berichten seit nunmehr Monaten, dass die
Türkei Flüchtlinge illegal weiter zurückschiebt – auch zum Beispiel nach
Syrien und in den Irak und sogar, dass die Türkei an ihren Grenzen auf
syrische Flüchtlinge schießen lässt.
Wir
haben diesen Deal von Anfang an kritisiert, nicht zuletzt weil er das
individuelle Recht auf Asyl aushöhlt. Auch hier ist es richtig, dass
die Menschenrechtsbeauftragte Bärbel Kofler in Frage gestellt hat, ob
die Verfahren nach denen alle Schutzsuchenden aus Griechenland in die
Türkei abgeschoben werden „rechtlich sauber“ seien. Das sogenannte 1:1
Verfahren, also die Aufnahme eines syrischen
Flüchtlings für jeden aus Griechenland in die Türkei abgeschobenen,
haben wir kritisiert, weil es alle nicht syrischen Schutzsuchenden
vernachlässigt. Nun zeigt sich nach Monaten des Inkrafttretens, dass
noch nicht einmal die Aufnahme syrischer Flüchtlinge
vollends umgesetzt wird.
Bündnis 90/Die Grünen Bundestag
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen