Greenpeace-Bericht: Jährliche Belastung der Nordsee entspricht Tankerunglück
Hamburg, 30. 7. 2020 – Der
Nordostatlantik ist eine riesige Industrielandschaft mit 727
umweltrelevanten Öl- und Gasförderanlagen, deren Normalbetrieb Klima und
Meer dramatisch belasten, wie ein aktueller Greenpeace-Bericht zeigt [https://act.gp/Nordsee].
Mehr als 95 Prozent dieser Anlagen befinden sich in der Nordsee. 2017
stießen die Öl- und Gasplattformen 30 Millionen Tonnen CO2 aus, das ist
beinahe so viel wie die CO2 Emissionen Dänemarks (2018: ca. 36 Millionen
Tonnen). Außerdem verschmutzten sie das Meer mit 9200 Tonnen Öl und
182.000 Tonnen Chemikalien durch den regulären Betrieb, das entspricht
einem jährlichen Tankerunglück sowie einem täglichen Chemieunfall. „Die Öl- und Gasindustrie befeuert seit Jahrzehnten die Klimakrise und verschmutzt unsere Meere – das muss endlich aufhören“, fordert Greenpeace-Meeresbiologin Sandra Schöttner. „Diese Industrie ist veraltet, gefährlich und gehört nicht in die neue grüne Welt,
die wir nach der Pandemie aufbauen müssen. Die Öl- und Gaswirtschaft
zerstört den Planeten, sie darf keine weiteren Investitionen dafür
erhalten. Wir brauchen einen schnellen Wandel zu Erneuerbaren Energien.“
Allein
die bereits entdeckten Öl- und Gasvorkommen in der Nordsee
überschreiten das CO2-Kontingent der Anrainerstaaten Großbritannien und
Norwegen, das das Pariser Klimaabkommen vorgibt. Zudem
nehmen die CO2-Emissionen pro geförderter Tonne Öl oder Gas zu. Im Jahr
2017 waren es rund 50 Prozent mehr als im Jahr 2001. Demnach steigen
die Klima- und Umweltschäden je produzierter Tonne Öl und Gas in der
Nordsee. Viele Schäden bleiben unentdeckt oder werden von den
Aufsichtsbehörden geduldet.
Greenpeace startet Schiffstour zum Schutz der Nordsee
Heute
bricht Greenpeace in Hamburg mit den Schiffen Esperanza und Rainbow
Warrior in Richtung Nordsee auf. Die Umweltschützerinnen und
Umweltschützer wollen die Zerstörung des Meeres und die Belastung des
Klimas durch die Öl- und Gasindustrie weiter dokumentieren. Sie fordern
einen schnellen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen auf europäischer
Ebene und effektiven Schutz für Klima und Meere.
Der
Ölpreiskampf und die Corona-Krise stürzen die Ölindustrie in ihre
schwerste Krise. Technisch und geologisch gesehen könnte selbst im Jahr
2050 in der Nordsee noch Öl gefördert werden. Ohne verschärfte
klimapolitische Maßnahmen wird die Nordsee also eine Industrielandschaft
für die Öl- und Gasproduktion bleiben. Um die Zukunft der Nordsee grün
und nachhaltig zu gestalten, muss es einen schnellen Ausstieg aus der
Öl- und Gasindustrie geben. Die deutsche Bundesregierung muss während
ihrer EU-Ratspräsidentschaft Ziele im Sinne von „Green Recovery“
verfolgen, um verstärkt Klima- und Umweltschutz in Europa durchzusetzen.
„Die Krise ist eine Chance: Auf europäischer Ebene muss für den
Wiederaufbau der Wirtschaft ein Fahrplan zum schnellen Ende der Öl- und
Gasindustrie in der Nordsee beschlossen werden. Das Meer ist keine
Müllkippe“, so Schöttner.
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