„Der
deutsche Mindestlohn bleibt auch künftig ein Mangellohn. Die
beschlossene Erhöhung um sage und schreibe 1,10 Euro in den kommenden
zwei Jahren ist ein schlechter Scherz“, kommentiert Susanne Ferschl,
stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE, den Vorschlag der
Mindestlohnkommission, die Lohnuntergrenze in vier Schritten bis Mitte
2022 auf 10,45 Euro anzuheben. Ferschl weiter:
„Es war
kein großer Wurf zu erwarten, denn die Mindestlohnkommission degradierte
sich dank ihrer Geschäftsordnung letztlich selbst zum Buchhalter der
nachlaufenden Tarifentwicklung. Schon bei seiner Einführung 2015 war der
Mindestlohn mit 8,50 Euro viel zu niedrig angesetzt, und dieses
Grundproblem besteht unverändert fort. Bei einem fortgesetzten Anstieg
wie im Durchschnitt der letzten Jahre würde die Lohnuntergrenze erst
2033 zwölf Euro erreichen. Die aktuelle Krise erfordert aber einen
staatlichen Eingriff und eine deutliche Erhöhung des Mindestlohns auf
wenigstens zwölf Euro. So stärkt man die Konjunktur nachhaltig und
effektiv. Denn nur wenn die Menschen real mehr Geld im Portemonnaie
haben, können sie auch konsumieren.
Eine einmalige Anhebung der
Lohnuntergrenze auf mindestens zwölf Euro durch das Parlament ist keine
Schwächung der Tarifautonomie, sondern eine notwendige Stärkung der
Löhne und Tarifentwicklung gerade in den unteren Lohngruppen. Mit
Niedriglöhnen und Lohndumping – das zeigen nicht zuletzt die aktuellen
Skandale in deutschen Schlachthöfen – muss endlich Schluss sein. Der
Vorschlag der Kommission muss durch eine Verordnung noch für
rechtskräftig erklärt werden. Der Spielraum und die Unterstützung für
eine politische Anhebung auf zwölf Euro sind weiterhin vorhanden.
Niedriglöhne sind kein Sachzwang – sie zu beenden, ist eine Frage des
politischen Willens.“
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