„Der
‚neue Alltag‘, der jetzt in den Krankenhäusern entwickelt werden soll,
ist auf ‚gefährliche Pflege‘ ausgelegt, denn die angestrebte Rückkehr
zum Normalbetrieb hat eine entscheidende Leerstelle: Personalvorgaben
zum Schutz von Beschäftigten und Patienten gibt es keine“, kritisiert
Harald Weinberg, krankenhauspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE,
das Konzept von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zur Wiederaufnahme
des Normalbetriebs in Kliniken. Weinberg weiter:
„Es ist
zweifelsfrei notwendig, in vertretbarem Maß wieder planbare Operationen
und Eingriffe durchzuführen. Aber es ist unverantwortlich, dies auf dem
Rücken der Beschäftigten zu tun. In Spahns neuer Normalität gelten
keine Personaluntergrenzen, auch Zwölf-Stunden-Schichten sind weiterhin
möglich, Schutzausrüstung ist nach wie vor rar. Wer Kliniken im
Normalbetrieb will, muss die Aussetzung der Personaluntergrenzen
rückgängig machen und darüber hinausgehen: Seit über drei Monaten liegt
das Konzept für eine bedarfsgerechte Personalbemessung (PPR 2.0), das
Verdi, die Deutsche Krankenhausgesellschaft und der Pflegerat entwickelt
haben, unkommentiert im Gesundheitsministerium. Die Einführung der PPR
2.0 muss jetzt auf den Weg gebracht werden – das wäre ein echtes Signal
positiver Wertschätzung, die sich der Gesundheitsminister gegenüber den
Pflegekräften so gerne auf die Fahnen schreibt.
Zudem sind die
Kliniken weiterhin dem irrsinnigen Kostendruck der Fallpauschalen
ausgesetzt. Es ist mindestens blauäugig zu denken, dass medizinische
Entscheidungen darüber, welche Eingriffe durchgeführt werden, unter
diesen Bedingungen nicht von betriebswirtschaftlichem Kalkül überlagert
werden. Denn viele Krankenhäuser stecken durch die Vorhaltung von Betten
für COVID-19-Patienten jetzt tief in den roten Zahlen, weil das
Versprechen des Schutzschirms für Kliniken nicht eingehalten wurde. Die
Pandemie zeigt deutlich, wie unsinnig dieses System der
Krankenhausfinanzierung ist. Es muss endlich durch eine
gemeinwohlorientierte Finanzierung ersetzt werden. Profitinteressen
müssen aus den Krankenhäusern verschwinden.“
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