Hamburg, 28. Mai 2020 – VIER
PFOTEN begrüßt die Pläne von Agrarministerin Klöckner, die jetzt im
Rahmen des Corona-Konjunkturpakets eine Förderung von Stallumbauten
vorschlägt.
Es kommentiert Rüdiger Jürgensen, Geschäftsführer VIER PFOTEN Deutschland:
„Eine Abwrackprämie für Ställe wäre ein Schritt in die
richtige Richtung, wenn Umbauten an starke Tierschutzkriterien
gekoppelt werden und keine tierquälerischen Haltungssysteme wie den
Kastenstand unterstützen. Das bisherige – übrigens staatlich
subventionierte – Billigfleisch-System, das nur auf Masse setzt, ist
gescheitert und die Corona-Pandemie hat uns die Probleme in der
Landwirtschaft wie unter einem Brennglas gezeigt. Wir müssen jetzt
fundamental umdenken und die Anzahl der Tiere pro Quadratmeter
reduzieren, den Tieren Beschäftigungsmöglichkeiten, frische Luft und
eine artgemäße Umgebung bieten. Und das Konjunktur-Paket kann nur ein
Anfang sein. Es braucht langfristige und nachhaltige Umbau- und
Finanzierungspläne für eine echte Agrar- und Tierschutzwende.”
Hintergrund
In Deutschland werden derzeit ca. 26,1 Mio. Schweine,
11,8 Mio. Rinder und 150 Mio. Geflügeltiere gehalten. Über das ganze
Jahr verteilt werden etwa 700 Mio. Geflügeltiere in Deutschland
geschlachtet. Dieses System geht auf Kosten des Tierwohls, des Klimas
und der Umwelt. Die Tiere werden immer noch als reine
Produktionsmaschinen gesehen. Masthühner und -puten werden in kürzester
Zeit auf ein Gewicht hochgemästet, so dass viele Tiere am Ende der Mast
nicht mehr richtig laufen können. Mastrinder und -schweine leben ihr
gesamtes Leben auf Beton-Spaltenböden in dunklen Ställen. Sauen müssen
in körperengen Metallkästen wochenlang eingesperrt leben und dort ihre
Ferkel zur Welt bringen. Um artgemäße Lebensbedingungen für die Tiere zu
schaffen, müssen die Tierbestände drastisch reduziert werden. Nur so
ist es möglich, dass letztendlich alle Tiere Auslauf und frische Luft
genießen können, wie dies bislang nur wenigen Tieren, meist in
bestimmten Label-Programmen, vorbehalten ist.
Finanzierung
Laut VIER PFOTEN sollte finanzielle Unterstützung nur
in Verbindung mit Tierwohlmaßnahmen und reduzierten Tierbeständen
erfolgen, denn eine drastische Reduktion der Tierbestände ist eine
Voraussetzung, um überhaupt flächendeckend mehr Tierwohl umsetzen zu
können. Wirkungsvoll wäre die Kombination einer zweckgebundenen
Sonderabgabe auf tierische Produkte, eine Überarbeitung des derzeit
ungerechten EU-Fördersystems und eine Anpassung der Mehrwertsteuer bei
pflanzlichen und tierischen Produkten. Die Mehrwertsteuer sollte bei
pflanzlichen Produkten auf sieben Prozent runter- und bei tierischen
Produkten auf 19 Prozent raufgesetzt werden, um entsprechende
Kaufanreize zu schaffen.
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