30. April 2020

Kein Bau eines Atommülllagers im Länderdreieck Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen

Atomkraftwerk Würgassen in Nordrhein-Westfalen. Bild: "Puschel62", 2002, Wikipedia, GNU Lizenz 1.2

Die Ärzteorganisation IPPNW fordert die Abgeordneten des Deutschen Bundestages auf, den Bau eines Atommülllagers im Länderdreieck Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen zu verhindern. Auf dem Gelände des früheren Atomkraftwerks Würgassen südlich von Höxter soll eine oberirdische Halle errichtet werden, die als zentrales Lager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle aus ganz Deutschland dienen soll.
Dabei handelt es sich um Teile von Reaktorkernen und Ionenaustauschharze, die in der Aufbereitung von Reaktorwasser genutzt werden (mittelgradig radioaktiver Atommüll) sowie um zahlreiche kontaminierte und radioaktive Materialien aus dem Reaktorgebäude – zum Beispiel Röhren, Filter und Schläuche oder Planen, Schuhhüllen, Sicherheitskleidung, Waschlappen, Gerätschaften und Werkzeug (schwach radioaktiver Atommüll).
Auch wenn sich diese Materialien, anders als der hoch radioaktive Atommüll, nicht durch massive Wärmeentwicklung auszeichnen, benötigen sie ebenfalls aufwendige Maßnahmen der Abschirmung und der langfristigen Lagerung für Hunderttausende von Jahren, wenn ernsthaft versucht werden soll, dass radioaktive Materialien Mensch und Umwelt möglichst wenig gefährlich werden.
Die IPPNW weist darauf hin, dass auch geringe Dosen ionisierender Strahlung  nachweislich gesundheitliche Folgen haben können, wie zahlreiche epidemiologische Studien der letzten dreißig Jahre überzeugend gezeigt haben. Das Risiko für Fehlbildungen, Mutationen und strahlenbedingte Erkrankungen wie Krebs oder Herz-Kreislaufkrankheiten ist schon durch geringe zusätzliche Strahlendosen messbar erhöht. Dies betrifft vor allem die strahlenbiologisch empfindlichsten Mitglieder unserer Gesellschaft – Kinder, Säuglinge, das ungeborene Leben und Menschen mit geschwächten Abwehrmechanismen. Erst kürzlich sind drei Neuerkrankungsfälle von Non-Hodgkin-Lymphomen bei drei Arbeitern aufgetreten, die im Rückbau kerntechnischer Anlagen beschäftigt waren. Alle Arbeiter waren mit Abrissarbeiten u.a. bei derselben ehemaligen Brennelementefabrik beschäftigt, wo neben Uran auch Plutonium verarbeitet wurde.
„Für uns Ärzt*innen steht die Gesundheit jedes einzelnen Bürgers im Fokus. Jegliche Strahlenbelastung bedeutet eine gesundheitliche Gefahr und insbesondere ein erhöhtes Krebsrisiko“, erklärt IPPNW-Mitglied Jürgen Bretschneider, der an den Protesten gegen das Lager in Würgassen beteiligt ist.
Die Ärzteorganisation IPPNW unterstützt eine Onlinepetition, die sich gegen den Bau einer oberirdischen Lagerhalle für den schwach - und  mittelaktiven Atommüll aus ganz Deutschland auf dem Gelände des Kernkraftwerkes Würgassen an der Weser richtet. Geplant ist dort die Lagerung und Vorbereitung für die Einlagerung in den Schacht Konrad in Salzgitter. Die Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung will mit der Behauptung, dass dort kein Platz sei für den Bau einer Lagerhalle, verhindern, dass das Genehmigungsverfahren für die Einlagerung von Atommüll dort neu aufgerollt werden muss.
Kontakt:
Angelika Wilmen, Pressesprecherin IPPNW, Tel. 030 69807415, E-Mail: wilmen@ippnw.de

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