• Polen-Recherche: Konzerntöchter Hannover Re und Warta stark beteiligt
• Andere Versicherer ziehen sich aus Kohlemarkt zurück
• Vor Klimagipfel in Polen steigt der Druck für schärfere Kohle-Richtlinien
Hannover/Kattowitz, 22.11.2018
Kurz vor Beginn des Weltklimagipfels im polnischen Kattowitz setzt
eine neue Recherche des NGO-Bündnisses Unfriend Coal den
Versicherungskonzern Talanx mit Sitz in Hannover unter Druck. Dessen
Töchter Hannover Re und Tuir Warta bleiben stark beteiligt an
klimaschädlichen Kohleprojekten in Polen.
Laut
der Recherche hat die Talanx-Tochter Tuir Warta seit 2013 in mindestens
17 Fällen Kohleinfrastruktur wie etwa neue Kraftwerke versichert,
darunter Opole, mit 1.800 Megawatt der größte Kohlekraftwerks-Neubau der
EU. Hannover Re ist durch die Rückversicherung des polnischen
Versicherers PZU beteiligt, der im gleichen Zeitraum mindestens 16
Kohlevorhaben absicherte. Tuir Warta und Hannover Re wollen im Gegensatz
zu anderen Versicherern an dieser Praxis festhalten. Sie bleiben,
gemeinsam mit VIG und UNIQA aus Österreich sowie PZU, eine tragende
Säule der expandierenden Kohleindustrie in Polen.
Regine Richter, Campaignerin bei der Unfriend Coal-Mitgliedsorganisation urgewald, sagt: „Neue
Kohlekraftwerke und -minen sind der direkte Weg in die
Klimakatastrophe. Es ist unbegreiflich, dass ein angesehener Konzern wie
Talanx an Geschäften festhält, die seiner Reputation nur schaden
können. Nach der Münchener Konkurrenz müssen auch die Hannoveraner
anfangen Kohle-Versicherungen zu beenden.“
Insgesamt
hat Unfriend Coal Versicherungsverträge für 33 Kohlevorhaben in Polen
seit 2013 gefunden mit einem Gesamtwert von über 250 Millionen Euro –
und es gibt sehr wahrscheinlich noch mehr. Die Zahlen bilden den
aktuellen Stand einer länger andauernden Recherche, zu der erste
Ergebnisse im Februar diesen Jahres veröffentlicht wurden.
[1]
Mit
der Munich Re-Tochter Ergo Hestia (17 Versicherungsverträge) und
Allianz (13) sind weitere deutsche Versicherer beteiligt. Beide Konzerne
haben jedoch nach der Veröffentlichung der Studie im Februar ihre
Regeln für den Umgang mit Kohle verschärft. Allianz schließt nun die
Versicherung neuer Kohlekraftwerks- und -minenprojekte aus, Munich Re
ebenfalls, allerdings mit Ausnahme von Projekten in
Nicht-Industrieländern.
Die
Talanx-Tochter Hannover Re hat zumindest bei ihren Investitionen auf
den öffentlichen Druck reagiert, sie schließt nun Investitionen in
Firmen aus, die mehr als 25 Prozent ihrer Umsätze mit Kohleverbrennung
oder Kohlebergbau machen. Ähnliche Schritte für den Versicherungsbereich
hat Noch-Konzernchef Ulrich Wallin vor Kurzem jedoch abgelehnt.
Lucie Pinson, Europa-Koordinatorin von Unfriend Coal, sagt: „Wenn
sich die Regierungschefs im Dezember zum Klimagipfel in Polen
versammeln, sollten sie sich daran erinnern, dass Kohleunternehmen nur
dann weiter unsere Luft vergiften und die Klimaziele untergraben können,
wenn Firmen wie Talanx sie weiter versichern.“
Weitere Informationen:
Aktuelle Informationen zu Kohle-Versicherern

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