„Die
Zahlen des Statistischen Bundesamts sind ein Spiegelbild der Missstände
auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Sie sind eine Folge unzureichender
Regulierung. Der vielgelobte Beschäftigungsboom täuscht: Eine kaum
wachsende Arbeitsmenge verteilt sich auf immer mehr Personen. Es gibt
also nicht mehr Arbeit, sondern nur mehr Menschen, die sie erledigen –
viele davon in miesen Beschäftigungsformen wie Minijobs, unfreiwilliger
Teilzeit, Leiharbeit und Werkverträgen“, kommentiert Sabine Zimmermann,
arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE und Vorsitzende
des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend neue Zahlen
des Statistischen Bundesamts. Zimmermann weiter:
Die Arbeit
ist auch noch ungleich verteilt: Die einen schieben immer mehr
Überstunden vor sich her, die anderen würden gern mehr arbeiten, können
aber ihre Arbeitszeit nicht aufstocken. Wer zu viel arbeitet oder die
Wochenarbeitszeit erhöhen will, hat dafür oft finanzielle Gründe:
Niedriglohn und Arbeitszeitwünsche hängen miteinander zusammen. Manche
brauchen sogar zwei oder drei Jobs, um über die Runden zu kommen.
Es
ist Zeit, endlich gegenzusteuern: Teilzeitbeschäftigte brauchen einen
Anspruch auf eine Mindest-Wochenarbeitszeit von 22 Stunden. Umgekehrt
muss die gesetzliche Wochenarbeitszeit auf 40 Stunden pro Woche begrenzt
werden. Löhne müssen so bemessen sein, dass man davon leben kann. Die
Instrumente dafür sind eine Stärkung der Tarifbindung und eine Erhöhung
des Mindestlohns auf 12 Euro pro Stunde. Wir wollen gute Arbeit statt
mieser Jobs. Minijobs, Leiharbeit und Werkverträge sind durch reguläre
sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu ersetzen.
Ein
Kurswechsel in der Arbeitspolitik wäre von gesamtgesellschaftlicher
Bedeutung, denn gute Arbeitspolitik ist zugleich auch
Gleichstellungspolitik. Das geltende Recht setzt Fehlanreize und hält
Frauen sogar von der Erwerbstätigkeit ab. Der Großteil der
Teilzeitbeschäftigten ist weiblich. Das neue Rückkehrrecht von Teilzeit
in Vollzeit ist viel zu stark eingeschränkt, um daran grundlegend etwas
zu ändern. Auch Minijobs werden überwiegend von Frauen ausgeübt. Sie
fördern finanzielle Abhängigkeiten. Wegen der häufig gewählten Befreiung
von der Rentenversicherungspflicht sind sie auch ein Motor von
Altersarmut, von der Frauen ohnehin stärker betroffen sind. Wer es mit
der Frauenpolitik ernst meint, muss bei der Arbeitspolitik ansetzen.“
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen