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7. Oktober 2014
„Wir können und wollen nicht mehr stillhalten“ – Kita-Leitungen überreichen 521 unterzeichnete Brandbriefe an den Ersten Bürgermeister
Innerhalb von vier Wochen haben 521 der rund 1.000 Hamburger Kita-Leitungen einen Brandbrief an den Ersten Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg unterzeichnet und auf die „unhaltbaren Rahmenbedingungen“ in Kindertageseinrichtungen hingewiesen. Sie fordern darin den Bürgermeister Olaf Scholz auf, nach dem „massiven Platzausbau und der erheblichen Entlastung der Eltern endlich in die notwendige und überfällige Qualitätsentwicklung der Kindertageseinrichtungen“ zu investieren. Die unterschriebenen Briefe haben zahlreiche Kita-Leitungen heute stellvertretend dem Hamburger Senat im Rathaus überreicht.
In dem Brief machen die Kita-Leitungen u.a. auf die gesundheitlichen Folgen der derzeitigen Bedingungen aufmerksam: „Wir wollen nicht mehr tatenlos dabei zusehen, wie noch mehr pädagogische Fachkräfte bis zum Rande der Erschöpfung – manche auch darüber hinaus – arbeiten und ihre Gesundheit gefährden.“ Immer mehr Kollegen seien demnach überlastet, würden krank oder arbeiten bis zum Burnout. Viele würden nicht bis zur Rente durchhalten.
Die Kita-Leitungen fordern mehr Personal v.a. im Krippenbereich, eine Doppelbesetzung unter Berücksichtigung von Ausfallzeiten wie Urlaub, Krankheit und Fortbildung sowie mehr Zeit für die sog. mittelbare Pädagogik. Das sind „notwendige Arbeitszeiten außerhalb der direkten Kind-Kontakte“ wie z.B. Vorund Nachbereitungszeiten, Zeit für Beobachtung und Dokumentation oder Entwicklungsgespräche.
Verschiedene Studien (u.a. die Studie der Alice-Salomon-Hochschule Berlin „Schlüssel zu guter Bildung, Erziehung und Betreuung in der Freien und Hansestadt Hamburg 2014“ und der „Bertelsmann-Länderreport frühkindliche Bildungssysteme 2013“) kommen zu dem Ergebnis, dass Hamburg im Krippenbereich beim Personalschlüssel im Vergleich der westdeutschen Bundesländer an letzter Stelle liegt. Während Wissenschaftler empfehlen, dass sich ein Erzieher um drei Krippenkinder kümmert, ist in Hamburg eine Fachkraft für mehr als sieben Kinder zuständig.
Heidrun Mildner, Leitung Kinderhaus Osteresch: „Gerade Krippenkinder brauchen besonders viel Bindung und Beziehung. Zunehmende Ausfallzeiten in den Einrichtungen machen es uns aber immer schwerer, diesen Bedürfnissen gerecht zu werden. Es muss sich etwas ändern und zwar schnell.“
Susanne Toelcke, Leitung Kita Kratzbürsten: „Viele Kolleginnen und Kollegen sind mit ihren Kräften am Ende.
Jahr für Jahr kommen neue Aufgaben auf uns zu, ohne dass sich die Ressourcen verbessern. Die personelle Situation muss sich nun endlich verbessern – auch und vor allem für die Kinder.“
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