Anlässlich
des achten Deutschen Tafeltags am 4. Oktober 2014 erklärt Wolfgang Strengmann-Kuhn (Grüne),
Sprecher für Sozialpolitik:
Der
deutsche Sozialstaat weist immer mehr Lücken auf. Dies
zeigt auch die immer stärkere Verbreitung und Inanspruchnahme der Tafeln.
Mittlerweile gibt es bundesweit 920 Tafeln und über 3000 Ausgabestellen. So
sehr die Menschen, die sich ehrenamtlich bei Tafeln engagieren, unseren Respekt
verdienen, so wichtig ist zu betonen: Tafeln dürfen von der Politik nicht als
selbstverständlich hingenommen werden und schon gar nicht zum Lückenfüller für
die schlechte staatliche Versorgung werden.
Die
Verbreitung und Professionalisierung der Tafeln birgt die Gefahr, dass sie
staatliche Leistungen ersetzen, weil die Tafeln als immer
selbstverständlicherer Teil der Versorgung der Armen angesehen werden. Auf
diese Weise wird jedoch Armut nicht nachhaltig bekämpft, sondern es entsteht
ein Paradox: Viele möchten Gutes tun, es könnte jedoch sein, dass sie genau
damit zur Stabilisierung eines schlechten Zustandes beitragen.
Eines
dürfen wir nicht vergessen: Es gibt einen zentralen Unterschied zwischen den
Tafeln und den sozialen Rechten in Deutschland. Tafelnutzer sind Empfänger
barmherziger und zweitklassiger Lebensmittelhilfen – auf staatliche
Sozialleistungen besteht hingegen ein Rechtsanspruch für alle, der die
Beziehenden auch als rechtlich Gleiche anerkennt.
Einen
fairen, gerechten und unbürokratischen Zugang zu Sozialleistungen für alle
bedürftigen Menschen kann nur der Sozialstaat mit rechtlich garantierten
Leistungen bieten.
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