TÜRKEI: AMNESTY FORDERT VERANTWORTLICHE FÜR
POLIZEIGEWALT VOR GERICHT ZU STELLEN
BERICHT ZU DEN GEZI-PARK-PROTESTEN: DREI DEMONSTRANTEN DURCH
POLIZEIGEWALT GESTORBEN / VERANTWORTLICHE BLEIBEN UNBEHELLIGT / PROTESTIERENDE
WERDEN MIT STRAFVERFAHREN ÜBERZOGEN
BERLIN, 02.10.2013 – Amnesty International dokumentiert in einem heute in Istanbul
vorgestellten Bericht die schlimmsten Polizeiexzesse während der Proteste und
fordert die Bestrafung der Verantwortlichen. „Der Versuch, die
Gezi-Park-Proteste zu zerschlagen, führte zu einer ganzen Reihe von
Menschenrechtsverletzungen. Insbesondere dokumentieren wir völlig unangemessene
Gewalt gegen friedliche Demonstranten und Misshandlungen durch die Polizei“,
sagt Selmin Çalışkan, Generalsekretärin von Amnesty International in
Deutschland. „Die türkische Justiz ermittelt aber offensichtlich nicht ernsthaft
gegen die Verantwortlichen für die Polizeigewalt. Stattdessen werden
Demonstranten und die Organisatoren der Proteste mit Verfahren überzogen, zum
Teil mit absurden Vorwürfen.“
Der
Bericht stellt fest, dass während der Proteste im Juni und Juli durch den
Einsatz von scharfer Munition, Tränengas, Wasserwerfern, Plastikgeschossen und
Schlägen mindestens 8000 Menschen verletzt wurden. Der Tod von mindestens drei
Demonstrierenden kann direkt auf den Einsatz von exzessiver Gewalt der
Sicherheitskräfte zurückgeführt werden.
In dem Bericht dokumentiert Amnesty, dass Demonstrierende massiv
geschlagen wurden, was zu einem Toten und vielen Verletzten führte und wirft der
Polizei vor, dass sie Plastikgeschosse auf Köpfe und Oberkörper von
Demonstrierenden geschossen hat. Regelmäßig seien außerdem Tränengaskanister
direkt auf Demonstrierende und Schaulustige, zum Teil auch direkt in Wohnhäuser
oder medizinische Einrichtungen, abgefeuert worden. Das Ergebnis waren hunderte
Verletzte und, Augenzeugenberichten zufolge, ein Toter. Ein weiterer Mann starb
als ein Polizist mit scharfer Munition auf ihn schoss. Darüberhinaus
dokumentiert Amnesty sexuelle Übergriffe von Polizisten gegen Demonstrantinnen.
„Die türkische Regierung muss
endlich lernen, friedlichen Protest zu respektieren. Sie muss sicherstellen,
dass die Polizei legale, friedliche Proteste schützt und Gewalt nur anwendet,
wenn sie tatsächlich notwendig ist, zum Beispiel um Menschenleben zu retten.“

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