Berlin (ots) - "Deutschland braucht keine Pkw-Maut, nicht für
Ausländer, nicht für Inländer und auch nicht in Form einer Vignette. Was
Deutschland braucht, ist eine grundlegende Reform seiner verkorksten
Verkehrspolitik", sagte Werner Reh, Verkehrsexperte beim Bund für Umwelt
und Naturschutz
Deutschland (BUND) anlässlich der für morgen angekündigten
Veröffentlichung des Berichts der sogenannten Bodewig-Kommission
"Nachhaltige Verkehrsinfrastruktur-Finanzierung".
So müsse eine neue Bundesregierung
u. a. den Bundesverkehrswegeplan überarbeiten, der 2015 verabschiedet
werde. "Das Geld aus dem Bundesverkehrsministerium muss künftig zum
allergrößten Teil in den Erhalt der vorhandenen Verkehrswege und in die
Sanierung von Brücken fließen", sagte Reh. Auf überflüssige
Prestigeprojekte, die weder wirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll
seien, müsse verzichtet werden. Dazu gehörten u. a. die Küstenautobahn A
20, die A 14 von Magdeburg in Richtung Schwerin und die A 1 durch die
Eifel. Oberste Priorität müsse die Verlagerung von Verkehrsströmen auf
die Schiene und die Wasserwege haben.
"Sparen an den richtigen
Stellen wird genug Geld einbringen, um die nötigen Sanierungen in der
Verkehrsinfrastruktur durchführen zu können. Wer wie Horst Seehofer neue
Einnahmen über die Zahlung einer Pkw-Maut fordert, der will keine
Reformen. Er will, dass die deutsche Verkehrspolitik vor allem eine
Betonpolitik bleibt", sagte der BUND-Experte.
Der Finanzbedarf
zum Erhalt und zur Sanierung sämtlicher Verkehrswege einschließlich von
Brücken und Schleusen betrage rund 7,5 Milliarden Euro pro Jahr. Dies
lasse sich durch die Ausweitung der Lkw-Maut auf sämtliche Straßen und
eine Zweckbindung der Mauteinnahmen ausschließlich für den Erhalt und
die Sanierung vorhandener Verkehrswege abdecken.
"Wenn es die nötigen Reformen
in der Verkehrspolitik gegeben hat, wenn die Geldverschwendung für
Prestigeprojekte und die Spatenstich-Wahlkämpfe der Vergangenheit
angehören, dann kann man auch über neue Finanzierungswege zur Gestaltung
einer zukunftsfähigen Mobilität reden", sagte Reh. Chronisch
unterfinanziert seien vor allem die Verkehrsetats der Kommunen und der
öffentliche Personennahverkehr. Einnahmen aus einer künftig auf allen
Straßen entfernungsabhängig erhobenen Pkw-Maut oder aus einer moderaten
Erhöhung der Benzin- und Dieselsteuer müssten für den klimaverträglichen
Um- und Ausbau der Verkehrsinfrastruktur verwendet werden. Wobei das
letztere Modell am einfachsten umzusetzen sei, so der BUND-Experte.
Hinweis: Ein aktuelles BUND-Hintergrundpapier zur Maut-Debatte finden Sie im Internet unter: http://www.bund.net/pdf/hintergrund_pkw_maut

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