Hamburg, 1. November 2018 –
47 Millionen Kilogramm Büffelmozzarella wurden 2017 in Italien
produziert. Um der großen Nachfrage am ‚Mozzarella di Bufala Campana
DOP‘ gerecht zu werden, setzen viele italienische Bauern auf Effizienz
anstatt auf Tierwohl. Die internationale Tierschutzorganisation VIER
PFOTEN veröffentlichte heute Videoaufnahmen aus 12 Büffelfarmen in
Kampanien im Süden Italiens. Es sind erschütternde Bilder: tote Kälber,
verletzte Büffel und verdreckte Ställe. VIER PFOTEN fordert
Supermarktketten, Händler und Produzenten zum Handeln auf.
VIER PFOTEN Nutztier-Expertin Hanna Zedlacher berichtet: „Die
Aufnahmen zeigen Kälber, die offenbar schon länger tot auf dem Boden
liegen – und das vor den Augen der anderen Büffel. Andere lebende Kälber
waren so abgemagert, dass sie kaum noch stehen konnten. Ohne Kontakt zu
anderen Tieren und vernünftiger Versorgung werden die Kälber in viel zu
kleinen, käfigartigen Einzelgehegen gehalten.“
Von
der Unterversorgung sind großteils männliche Jungtiere betroffen. Sie
sind für die Mozzarellaproduktion unwichtig und gelten somit als
lästiges Nebenprodukt. „Rund 30 Tage nach der Geburt sind die Kälber alt
genug für den Transport zum Schlachter. Allein 2017 wurden über 52.000
Büffelkälber legal in Italien getötet. Das Fleisch wird meist zu
Hundefutter verarbeitet. Die Dunkelziffer verhungerter, und damit illegal getöteter Kälber ist unbekannt“, so Zedlacher.
Das Leiden der weiblichen Büffel
Die
von VIER PFOTEN veröffentlichten Aufnahmen zeigen, dass auch die
erwachsenen, weiblichen Büffel unter den miserablen Haltungsbedingungen
leiden. Um der gestiegenen Nachfrage nach Büffelmilch nachzukommen,
setzen viele italienische Bauern auf Intensivtierhaltung mit hohen
Tierzahlen und hohen Besatzdichten. Das bedeutet kaum bis wenig
Grünauslauf für die Tiere. Wasserbecken oder Gruben, die der Abkühlung
dienen, sind selten vorhanden. In den Ställen herrschen sehr schlechte
hygienische Verhältnisse. Viele der Büffel leiden an überwachsenen
Hufen, Geschwülsten und unbehandelten Verletzungen.
Supermärkte stehen mit in der Verantwortung
Bereits
im Sommer 2014 machte VIER PFOTEN auf die schlechte Situation der in
Italien gehaltenen Büffel aufmerksam. Die damals aufgestellten
Forderungen werden aber auch vier Jahre später noch immer nicht überall
erfüllt – auch wenn es gesetzliche Verbesserungen rund um die
Rückverfolgbarkeit gibt. VIER PFOTEN sieht die Verantwortung bei den
Produzenten, aber auch bei den Supermärkten und Händlern. Gespräche mit
den Betroffenen wurden bereits aufgenommen. Viele Supermärkte haben seit
2014 Maßnahmen getroffen und fordern von ihren Lieferanten höhere
Tierschutz-Standards. Wichtig ist dabei die Sicherstellung dieser Standards. „Nur
Büffelmozzarella von tierfreundlichen Farmen sollte in den Supermärkten
angeboten werden. Wir fordern regelmäßige Kontrollen, artgemäße Haltung
und medizinische Versorgung. Wir erwarten zudem humane Lösungen für
männliche Kälber. Das unnötige Töten der Tiere muss ein Ende haben“,
fordert Zedlacher und ergänzt: „Konsumenten sollen sich über die
Herkunft des Büffelmozzarellas genau informieren und im Zweifelsfall vom
Kauf absehen.“
Das Geschäft mit der Büffelmilch
74
Prozent der rund 400.000 in Italien lebenden Büffel werden in Kampanien
gezüchtet. Insgesamt gibt es landesweit 2.212 Büffelfarmen. Die
überwiegende Mehrheit davon – 77 Prozent – sind reine Milchproduzenten,
14 Prozent sind reine Fleischproduzenten und nur 9 Prozent nutzen die
Tiere sowohl für die Milch- als auch für die Fleischproduktion.
Büffelmozzarella aus Kampanien trägt das DOP-Siegel (Denominazione di
Origine Protetta, geschützte Herkunftsbezeichnung) und ist der
Exportschlager Zentral- und Süditaliens. Hauptabnehmer des Luxuskäses
sind Frankreich, Deutschland, Großbritannien, USA, Schweiz und Spanien. |
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