Die Deutsche Umwelthilfe mahnt: Baufällige Risikoreaktoren in Deutschland, der Schweiz, Frankreich und Belgien sind eine Gefahr
für Europa und müssen sofort abgeschaltet werden
Berlin, 25.4.2016:
Am 26. April 1986 explodierte der Reaktor
in Block 4 des ukrainischen Atomkraftwerks Tschernobyl nahe der
Landesgrenze zu Weißrussland. Es kam zum Super-GAU. Gewaltige Mengen
radioaktiver Strahlung wurden freigesetzt, die tausende Menschen das
Leben kosteten und ganze Landstriche auf Jahrhunderte
verseuchten. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) warnt angesichts des
Jahrestages der Tschernobyl-Katastrophe vor den Gefahren, die noch immer
von zahlreichen baufälligen und unsicheren Atomkraftwerken in
Deutschland und im angrenzenden Ausland ausgehen. Sie fordert
einen beschleunigten Ausstieg aus der Atomenergie in der Schweiz und in
Frankreich, verbindliche Mindestanforderungen an AKW in Europa und die
sofortige Abschaltung der gefährlichsten Meiler.
„Tschernobyl
hat bewiesen, dass die nukleare Technik nicht beherrschbar ist. Dennoch
war 25 Jahre später eine weitere nukleare Katastrophe
in Japan nötig bis auch die deutsche Bundesregierung endlich erkannte,
dass der Ausstieg aus der Kernenergie unvermeidbar ist. Die nukleare
Gefahr macht aber nicht an der Grenze halt. Deshalb und auch wegen der
jüngsten Zwischenfälle in Frankreich und Belgien
müssen alle Risikomeiler innerhalb der EU sofort vom Netz gehen“,
erklärt DUH-Bundesgeschäftsführer
Sascha Müller-Kraenner.
Im
Südwesten Deutschlands stehen einige der ältesten und baufälligsten
Reaktoren Europas. Wie die jüngsten Vorfälle in Philippsburg
und Biblis gezeigt haben, werden immer wieder Sicherheitsvorschriften
missachtet. Die sich daraus ergebende Kombination von veralteter Technik
und menschlichem Versagen wird nicht nur für Deutschland eine Gefahr,
sondern auch für europäische Nachbarländer.
Besonders die Schweiz und Frankreich wären von einer deutschen
Reaktorkatastrophe betroffen. Umgekehrt verhält es sich genauso: Anfang
2016 ist das direkt an der deutsch-schweizerischen Grenze liegende
Atomkraftwerk Leibstadt wegen unzureichender Wartung eines
der Notstands-Kühlsysteme ausgefallen. Das 47 Jahre alte AKW in Beznau
ist das älteste kommerziell betriebene Atomkraftwerk Europas. Sein
Reaktordruckbehälter weist erhebliche altersbedingte Mängel auf. Obwohl
das Kraftwerk bereits vor 17 Jahren abgeschaltet
werden sollte, läuft es noch immer.
Auch
das im elsässischen Fessenheim stehende AKW sollte aufgrund
gravierender Sicherheitsmängel schon vor einigen Jahren stillgelegt
werden. Das Kraftwerk liegt zudem im Rheingraben und ist hochwasser-
und erdbebengefährdet. Letzte Woche wurde bekannt, dass die
Druckbehälter der belgischen Reaktoren Tihange 2 und Doel 3 Risse
aufweisen. Bezüglich des AKW Philippsburg 2, das seit 1985 in
Betrieb ist und zu den ältesten der noch am Netz befindlichen Reaktoren
gehört, wurde ebenfalls letzte Woche bekannt, dass Sicherheitsprüfungen
vorgetäuscht wurden.
„Die
Liste der Skandalreaktoren in Europa macht deutlich: Die Zeit der
Kernenergie ist vorbei. Wer das, dreißig Jahre nach dem tragischen
Unglück in Tschernobyl, nicht erkannt hat, verleugnet die Gefahr. Das
von veralteten Kraftwerken ausgehende Risiko ist real und nicht zu
rechtfertigen. Deshalb brauchen wir verbindliche
AKW-Mindestanforderungen in Europa im Rahmen des Euratom-Vertrags, der
dringend überarbeitet werden muss. Die gefährlichsten und ältesten
Meiler müssen sofort abgeschaltet werden“, so Müller-Kraenner.
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