IPCC-Bericht: Jedes Zehntel Grad zählt – Ampelregierung darf nicht auf riskante technische Lösungen setzen
Zum IPCC-Synthesebericht erklärt Antje von Broock , Geschäftsführerin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND):
„Die Wissenschaft ist sich einig: Die Emissionen müssen in jedem Fall drastisch gesenkt werden. Wenn es darum geht, die verheerenden Folgen für Mensch, Natur und Artenvielfalt in Grenzen zu halten, zählt jedes Zehntel Grad. Priorität muss immer die Reduktion von Emission haben, d.h. in erster Linie ein Ende der Verbrennung fossiler Energieträger. Die aktuelle Debatte über das Auffangen und Verpressen von CO2 (CCS-Technologie), ohne einen klaren Endpunkt für Kohle, Öl und Gas ist ein Irrweg. Wir können es uns nicht leisten, die Hoffnung auf technische Lösungen weiter als Freifahrtschein für ein Nichtstun einzusetzen.
Hitzewellen, Wasserknappheit, Artensterben, Ernteeinbrüche, Extremwetterereignisse sind auch in Deutschland bereits Realität. Die Ampelregierung hat die Verantwortung in dieser krisenhaften Zeit übernommen. Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich im Wahlkampf als Klimakanzler angeboten. Er muss nun endlich handeln und das Nichts-Tun insbesondere im Verkehrsbereich beenden und das Tun, zum Beispiel bei den fossilen Heizungen, unterstützen.
Wir brauchen eine Politik, die die Erderhitzung endlich so behandelt, wie es angemessen wäre: Eine weltumspannende Krise!“
Hintergrund:
- Die Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger (SPM) des Syntheseberichts wurde Sonntagmorgen in der Schweiz verabschiedet.
- Der 6. Sythesebericht (AR6) schließt den etwa achtjährigen Bewertungszyklus des IPCC ab mit dem bahnbrechenden 1,5-Grad-Bericht in 2018, den beiden Sonderberichten über Land und Klima sowie Ozeane und Kryosphäre in 2019 und den drei regulären IPCC-Arbeitsgruppenberichten über die physikalische Wissenschaft, Anpassung und Auswirkungen (in 2021) und Minderung (in 2022).
- Dies wird das letzte Mal sein, dass die Welt vom IPCC in dieser Funktion für mehrere Jahre hört. Das nächste Mal könnten die Berichte um den AR7-Zyklus 2027, 2028 oder später veröffentlicht werden.
- 1,5-Grad als Grenze wird nicht infrage gestellt und bleibt damit ein wichtiges Merkmal in der Klimakrise.
- Die meisten der bewerteten Emissionsreduktionspfade gehen von einer Überschreitung der 1,5-Grad-Marke aus und setzen auf die gefährliche, risikoreiche und unbewiesene Beseitigung des Kohlendioxids wie auf stetiges Wachstum, statt auf den erforderlichen tiefgreifenden und systemischen Wandel. Zudem spielen fossile Brennstoffe noch bis 2050 in den Szenarien eine Rolle.
- Wie Deutschland gerade die 1,5-Grad-Grenze überschreitet: siehe IPCC Briefing Handout von BUND, Heinrich Böll Stiftung und Misereor.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen