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DUH-Umfrage
zeigt: Extrem klima- und gesundheitsschädliche FCKW-Gase entweichen
aufgrund unsachgemäßer Kühlgeräteentsorgung in Deutschland und schädigen
Ozonschicht
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Geschäftsführende
der Hersteller sind verantwortlich: Carla Kriwet (Bosch/Siemens) für
266.000 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr, Michael Geisler (AEG) für
150.000 Tonnen CO2 und Jens-Christoph Bidlingmaier
(Bauknecht) für 92.000 Tonnen CO2
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DUH fordert Bosch, AEG, Miele & Co. auf, klimagerechte Entsorgung nach europäischen Standards zu garantieren
Berlin,
25.3.2021: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert
Kühlgerätehersteller für Klimagasemissionen von umgerechnet einer
Million Tonnen CO2 pro Jahr durch die unsachgemäße Entsorgung alter
Kühlgeräte in Deutschland. Besonders schlecht schneiden die Hersteller
Bosch, AEG und Bauknecht ab. Dies ist das Ergebnis einer neuen Umfrage
der DUH unter den zehn größten Kühlgeräteherstellern in Deutschland.
Keines der befragten Unternehmen kann eine umweltgerechte
Entsorgung gemäß aktueller EU-Entsorgungsstandards (EN 50625-2-3 und
CLC/TS 50625-3-4) garantieren. Längst verbotene, extrem klimaschädliche
Gase wie FCKW gelangen durch die Nachlässigkeit der Hersteller noch
immer in die Atmosphäre und belasten so nicht nur
das Klima, sondern zerstören auch die Ozonschicht, gefährden die
menschliche Gesundheit und verursachen beispielsweise Hautkrebs. Die DUH
fordert alle Hersteller auf, umgehend die europäischen
Entsorgungsstandards einzuhalten.
Dazu Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH: „Bosch,
Miele und AEG brüsten sich gerne mit ihrem Umwelt- und Klimaengagement.
Ein Blick in die Praxis zeigt aber, dass die Hersteller ohne
Not jährlich große Mengen extrem klimaschädlicher FCKW freisetzen,
indem sie auf den europäischen Mindeststandard bei der Entsorgung
verzichten. Dies nehmen die Hersteller zugunsten höherer Gewinne bewusst
in Kauf. Verantwortungsvolles Handeln sieht anders
aus. Wie es gehen kann, zeigen Hersteller in Tschechien und vielen
anderen EU-Staaten, die alte Kühlgeräte umweltgerecht recyceln und
nachweislich europäische Standards einhalten. Wir fordern die
verantwortlichen Geschäftsführenden der großen Kühlgerätehersteller
Carla Kriwet, Michael Geisler und Jens-Christoph Bidlingmaier auf,
Klimaschutz endlich ernst zu nehmen und die Einhaltung der EU-Standards
auch in Deutschland sicherzustellen.“
Die DUH hat im letzten Jahr die Geschäftsführenden der zehn größten
Hersteller von Kühlgeräten persönlich angeschrieben und die notwendigen
Schritte für ein klimagerechtes Recycling eingefordert. Auf diese
Forderungen hat bisher kein Hersteller mit konkreten
Lösungsansätzen reagiert. Beispielsweise verweigerte der Hersteller
Bosch auch nach mehrmaligem gezielten Nachfragen den Nachweis dafür,
dass die beauftragten Recycler Kühlgeräte unter vollständiger Einhaltung
der EU-Entsorgungsstandards verwerten. Auch AEG
gibt zwar an, eine klimagerechte Entsorgung anzustreben, lässt diesen
Worten aber keine Taten folgen. Die DUH wird von Herstellern und
Händlern weiterhin die Einhaltung von EU-Entsorgungsstandards einfordern
und positive sowie negative Entwicklungen transparent
machen.
Die Geschäftsführenden der Kühlgerätehersteller tragen stellvertretend
für die Unternehmen die Verantwortung für den unnötigen Ausstoß von
Klimagasen. Die Geschäftsführerin des Marktführers BSH (Bosch/Siemens)
Carla Kriwet verantwortet in Deutschland jährliche
Emissionen von umgerechnet 266.000 Tonnen CO2.
Electrolux-Geschäftsführer Michael Geisler, Hersteller von AEG-Geräten,
ist für jährliche Emissionen von 150.000 Tonnen CO2-Äquivalenten
verantwortlich. 92.000 Tonnen CO2-Äquivalente entstehen jährlich durch
die
unsachgemäße Kühlgeräteentsorgung des Herstellers Bauknecht, dem
Jens-Christoph Bidlingmaier vorsitzt. Die Geschäftsführer Andreas Böhm
und Kristian Koch für Liebherr-Geräte sowie Jacek Rutkowski für Amica-
und Samsung-Geräte verantworten jeweils Emissionen
von umgerechnet 69.000 Tonnen CO2 jährlich. Während die Geschäftsführer
Lu Hou für Gorenje und Mario Vogl für die Marken Beko und Grundig
jeweils 58.000 Tonnen CO2-Äquivalente verantworten, sind es bei Markus
Miele und Reinhard Zinkann für Miele jährlich 35.000
Tonnen CO2-Äquivalente.
„Besonders
erschreckend sind Unternehmen wie Miele oder Liebherr, die eine
Zertifizierung der von ihnen beauftragten Recycler nach europäischen
Entsorgungsstandards überhaupt nicht für notwendig halten. Dabei
könnten die Hersteller den Recyclern einfach die Standards
verpflichtend vorgeben. Wenn die Recycler keine Nachweise zur
klimafreundlichen Entsorgung erbringen, dürfen sie auch keine Geräte
mehr recyceln“, fordert der Stellvertretende DUH-Leiter
für Kreislaufwirtschaft Philipp Sommer.
Eine aktuelle Studie im Auftrag der EU-Kommission zeigt, dass
unsachgemäße Praktiken beim Kühlgeräterecycling in Europa jährlich für
Emissionen von 6,3 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten verantwortlich
sind. Die Problematik besteht insbesondere bei der Entsorgung
in Deutschland, denn hier gibt es im Gegensatz zu anderen EU-Staaten
keine gesetzlichen Vorgaben oder Herstellerverpflichtungen, die die
Einhaltung von EU-Standards garantieren würden. Gesetzlich sind die
Hersteller für die Entsorgung der bei Händlern und
kommunalen Wertstoffhöfen abgegebenen Altgeräte verantwortlich.
Hintergrund:
Viele ältere Kühlgeräte enthalten noch immer FCKW
(Fluorchlorkohlenwasserstoffe), obwohl diese aufgrund ihrer
Schädlichkeit für die Ozonschicht und das Klima schon lange verboten
sind. Die FCKW-haltigen Kühl- und Treibmittel in einem einzigen
Kühlschrank können
das Klima mit 2,7 Tonnen CO2 belasten. Nach dem gesetzlich vorgegebenen
Stand der Technik müssen aus alten Kühlgeräten mindestens 90 Prozent
der enthaltenen Treibhausgase entnommen und zerstört werden. Tatsächlich
sind es in deutschen Recyclinganlagen deutlich
weniger, da viele Anlagen etwa FCKW aus der Isolierung der Kühlgeräte
nur unzureichend zurückgewinnen oder bei der Mengenermittlung fälschlich
Wasser als FCKW werten. Die Einhaltung der europäischen Standards EN
50625-2-3 und CLC/TS 50625-3-4 stellt eine umweltgerechte
Entsorgung nach dem Stand der Technik sicher. Die Anforderungen aus
diesen Normen müssen vollständig und zumindest über staatlich
akkreditierte Prüfgesellschaften kontrolliert werden. Aktuell können nur
6 von 18 Anlagen in Deutschland eine Zertifizierung nach
diesen Standards nachweisen.
Links:
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Eine Übersicht zur vermeidbaren Belastung des Klimas durch die zehn größten deutschen Kühlgerätehersteller finden Sie unter:
http://l.duh.de/p210325
- Grafiken, Flyer, Hintergrundpapiere sowie weitere Informationen zur Kühlgeräteentsorgung finden Sie unter: http://l.duh.de/kuehlgeraete
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