„Ohne
einen ernsthaften und seriösen Friedensprozess werden die Gewalt und
das Leiden der Menschen in Afghanistan andauern“, erklärt Heike Hänsel,
stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE, nach der von
afghanischen Sicherheitskräften beendeten Geiselnahme in einem
Sikh-Tempel in Kabul, die mindestens 25 Menschenleben forderte. Hänsel
weiter:
„Gewalt, Luftangriffe, Attentate und andauernde
innerafghanische Machtrivalitäten machen das zivile Leben in Afghanistan
unerträglich. Die brutale Geiselnahme zeigt, dass für ein Ende der
Gewalt auch die Nachbarstaaten Afghanistans eine wichtige Rolle spielen,
insbesondere der seit Jahren in Afghanistan ausgetragene Konflikt
zwischen Indien und Pakistan. Seriöse Friedensverhandlungen tragen
diesem Umstand Rechnung und beziehen alle Nachbarstaaten und regionalen
Mächte sowie die breite afghanische Zivilgesellschaft ein.
Der nun
vorzeitig begonnene Abzug der Bundeswehrtruppen und die Planungen, bis
Mitte Juli 2020 rund 18 Prozent der Dienstposten im deutschen Kontingent
nicht mehr zu besetzen, ist überfällig. Es ist aber nicht
nachvollziehbar, dass der Bundestag erst vor zwei Wochen das
Afghanistan-Mandat unverändert um ein Jahr verlängert hat. Jetzt muss
ein sofortiger Abzug aller Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr
veranlasst werden und zwar verbunden mit der Umwidmung der Mittel, damit
zivile Maßnahmen ergriffen und die Menschen nicht sich selbst
überlassen werden.
Es darf der Bundesregierung nicht nur um den
gesundheitlichen Schutz der Bundeswehr, sondern es muss auch um die
Bedürfnisse der afghanischen Bevölkerung gehen, die einer drohenden
Corona-Pandemie schutzlos ausgeliefert ist. Durch das aufgrund des
Krieges ohnehin längst an seine Grenzen gestoßene Gesundheitssystem wird
die Situation zusätzlich verschärft. Die Bundesregierung muss sich für
mehr humanitäre Hilfe einsetzen, um das Gesundheitssystem zu stützen und
der verarmten Bevölkerung zu helfen, denn die Schließung der Grenzen
mit den beiden Haupthandelspartnern Iran und Pakistan treibt die
Lebensmittelpreise in die Höhe.“
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