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BERLIN, 29.02.2020 – Die Dokumentation von David France lief in der
Sektion „Panorama“ der Berlinale. Die Amnesty-Jury begründet ihre
Entscheidung wie folgt:
„Es ist möglich, dass ein Film über
Verfolgte in einem homophoben Unterdrückungsregime Mut macht. Wegen der
expliziten Folterszenen mit den verschwommenen Gesichtern will man
weinen und schreien vor Wut; man will applaudieren und jubeln vor
Begeisterung über Menschen, die ihr Leben aufs Spiel setzen: Liebende
und Helfende. Der Titel greift dabei zu kurz: Denn dieser Film geht
weit über Tschetschenien hinaus. Es ist ein Film über ein Prinzip, in
dem der oder die vermeintlich Andere als krank oder lebensunwürdig
markiert wird, sei er oder sie nun queer, politisch andersdenkend,
jüdisch, muslimisch, BIPoC. In Zeiten, in denen auch in Deutschland
Menschen aufgrund ihres zugeschriebenen Andersseins erschossen werden,
mahnt uns der Film, Position zu beziehen und aktiv zu werden. ‚Welcome
to Chechnya‘ lässt uns ohne Rücksicht die Brutalität und
Unmenschlichkeit erleben, die es bedeutet, als der Mensch, der man ist,
gehasst und mit dem Tode bedroht zu werden. Nur um dann in einem
emotionalen Höhepunkt das eigentlich Nicht-Zeigbare sichtbar zu machen:
Das Glück und die Schönheit, die es bedeutet, der sein zu dürfen, der
man ist; ein freier Mensch.“
In diesem Jahr ist der Amnesty
International Filmpreis zum 16. Mal verliehen worden. Die mit 5.000 Euro
dotierte Auszeichnung soll Filmschaffende ermutigen, ihre Arbeit den
Menschenrechten zu widmen.
Weitere Infos finden Sie auf amnesty.de/berlinale.
Für Interviewanfragen wenden Sie sich bitte an:
Hyun-Ho Cha, Amnesty-Pressestelle, T: +49 30 420 248 306, E: presse@amnesty.de Nikola Mirza, Jelly Press, T: +49 30 2883 3955, E: info@jellypress.de
Hintergrund
Die Jury
Markus N. Beeko
(geboren 1967 in Köln) ist seit 2016 Generalsekretär der deutschen
Sektion von Amnesty International. Er ist seit 2004 für Amnesty in
Führungsfunktionen in Deutschland und auf internationaler Ebene aktiv.
Neben seinen deutschen Ämtern leitet er die internationale
Amnesty-Steuerungsgruppe zu „Menschenrechten im digitalen Zeitalter“.
Anke Engelke
(geboren 1965 in Montreal/Kanada) sammelte bereits als Kind
Synchronerfahrungen und moderierte TV- und Radiosendungen. Engelke
gehörte zum „Wochenshow“-Ensemble, ihre Reihe „Ladykracher“ gilt mit 8
Staffeln als erfolgreichstes deutsches Sketchformat. Im Kino erlebte man
sie zuletzt in Aron Lehmanns „Das schönste Mädchen der Welt“, bei
Amazon Prime Video ist sie in der Spionageserie „Deutschland 86“ und in
2020 in „Deutschland 89“ zu sehen. Als Synchronsprecherin leiht sie
verschiedenen Figuren ihre Stimme: Marge bei den „Simpsons“ und Dorie in
„Finding Nemo“ („Findet Nemo“) und in „Finding Dory“ („Findet Dorie“).
Zwischen 2003 und 2019 war sie insgesamt 13 Mal Host der Eröffnung sowie
Bärenverleihung der Berlinale.
Sebastian Schipper
(geboren 1968 in Hannover) studierte nach dem Abitur Schauspiel an der
Otto Falckenberg Schule in München. Nach ersten Kinoauftritten gab er
1998 mit „Absolute Giganten“ sein Debüt als Drehbuchautor und
Filmregisseur. Nach weiteren Rollen als Schauspieler brachte er mit „Ein
Freund von mir“ (2006 mit Daniel Brühl und Jürgen Vogel) seinen zweiten
Kinofilm als Regisseur und Drehbuchautor heraus. Schipper war unter
anderem in mehreren Folgen des Hamburger „Tatort“ an der Seite von Wotan
Wilke Möhring zu sehen. Schippers Film „Victoria“ (bei dem er nicht nur
als Autor und Regisseur, sondern erstmals auch als Produzent tätig war)
sorgte dann auf der 65. Berlinale für Furore, gewann einen silbernen
Bären, in der Folge sechs deutsche Filmpreise (unter anderem für den
besten Film) und sorgte auch international für Aufsehen. „Roads“ war
2019 die erste internationale Produktion von Sebastian Schipper. Der
Film, der die Geschichte von einem jungen Flüchtling und einem jungen
Londoner erzählt, feierte beim Tribeca Filmfest in New York Premiere.
Maryam Zaree
(geboren 1983 in Teheran) wuchs in Frankfurt a. M. auf und studierte
Schauspiel an der Filmuniversität Babelsberg. Für ihre Rolle in der
Serie „4 Blocks“ gewann sie den Grimme-Preis. Mit dem Regisseur
Christian Petzold arbeitet sie regelmäßig zusammen („Transit“,
„Polizeiruf 110: Tatorte“, „Undine“). Zuletzt war sie im Kino in
„Systemsprenger“ von Nora Fingscheidt zu sehen. Sie ist zudem als
Autorin und Regisseurin tätig, 2017 gewann sie mit ihrem ersten Stück
„Kluge Gefühle“ den Autorenpreis des Heidelberger Stückemarkts, 2019 den
Schiller-Gedächtnispreis. Ihr Regiedebüt, der Dokumentarfilm „Born in
Evin“, feierte seine Premiere auf der Berlinale 2019, wurde in über
dreißig Ländern gezeigt und gewann unter anderem den
Kompass-Perspektive-Preis und den Hessischen Filmpreis.
Bisherige Preisträger des Amnesty-Filmpreises der Berlinale (Auswahl):
- „Espero tua (re)volta“ (2019) von Eliza Capai
- „Zentralflughafen THF“ (2018) von Karim Aïnouz
- „La libertad del diablo – Devil's Freedom“(2018) von Everardo González
- „Royahaye Dame Sobh – Starless Dreams“ (2016) von Mehrdad Oskouei und „Fuocoammare – Fire at the Sea“ (2016) von Gianfranco Rosi
- „Tell Spring Not to Come This Year“ (2015) von Saeed Taji Farouky und Michael McEvoy
- „Al Midan“ (2014) von Jehane Noujaim
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