Hamburg, 17. Mai 2019 – Am
22. Mai wird das Direktorium der EBRD (Europäische Bank für
Wiederaufbau und Enwicklung) entscheiden, ob es dem ukrainischen
Geflügelfleischhersteller MHP einen Kredit über 100 Millionen Euro
gewährt. Just jenem Konzern, der vor kurzem in den Schlagzeilen war,
weil er Geflügelimportbestimmungen mit einem Trick umgeht und so
massenhaft billige Hühnerbrüste in die EU bringt. VIER PFOTEN appelliert
an die EBRD, die Finanzhilfe nicht zu gewähren, solange nicht
sichergestellt ist, dass die Mindest-Tierschutzstandards der
Europäischen Union eingehalten werden. Es gibt bei dem Kredit übrigens
auch eine Verbindung zu Österreich: Er soll für die Übernahme des
slowenischen Geflügelfleischproduzenten Perutnina Ptuj verwendet werden,
der im steirischen Seiersberg eine Niederlassung hat.
„Die
EBRD hat 2014 ausdrücklich garantiert, dass künftig nur solche
Tierhalteprojekte Finanzmittel erhalten, die die
EU-Tierhaltebestimmungen erfüllen oder übertreffen. Deshalb fordern wir,
dass sie sich an ihre eigenen Spielregeln hält! Würde dieser Kredit
gewährt, gäben wir Europäer Millionen für einen Konzern aus, der
zumindest in den ukrainischen Standorten seiner Produktion unsere
Tierschutzstandards nicht einhält. Und das mindestens ebenso Absurde
ist: Wir tun dies mit dem Wissen, dass die Tiere für uns, also für den
europäischen Markt produziert werden“, sagt Andreas Manz, Experte für EU-Nutztierpolitik bei VIER PFOTEN.
Für
VIER PFOTEN betreibt MHP klar Etikettenschwindel, auch wenn dieser von
offizieller Seite geduldet wird. Das Fleisch wird unter grausamen
Bedingungen in der Ukraine hergestellt und in Europa weiterverarbeitet.
Dadurch werden die importierten Hühnerbrüste als EU-Produkt
gekennzeichnet. Deshalb ist für europäische Geflügelfleischproduzenten
und letztlich auch aus Verbrauchersicht eine Kreditvergabe durch die
EBRD - eine Institution, die mehrheitlich europäischen Mitgliedstaaten
sowie der EU und der Europäischen Investitionsband gehört - an den
ukrainischen Geflügelfleischhersteller MHP völlig inakzeptabel. „Da es
noch immer keine nachvollziehbare Herkunfts- und Haltungskennzeichnung
für Geflügel vor allem in der Gastronomie gibt, können die Konsumenten
nicht erkennen, dass das Fleisch in Wahrheit aus einem Land kommt, in
denen die Tierschutzstandards als dramatisch zu bezeichnen sind“,
erklärt Manz.
Eine
Umfrage des Eurobarometers der Europäischen Kommission zum Thema
Tierwohl hat ergeben, dass für 90 Prozent der EU-Bürger europäische
Tierschutzstandards auch bei importierten Lebensmitteln wichtig ist.
„Europäische Gelder dürfen nicht dazu verwendet werden, Unternehmen zu
unterstützen, deren Praktiken die Mehrheit der Verbraucher in ganz
Europa ablehnen“, schlussfolgert VIER PFOTEN Experte Manz.
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