Berlin, 27.5.2019
Menschenrechtler*innen aus Südafrika und Deutschland werden morgen
auf der Rheinmetall-Hauptversammlung Kritik üben an skrupellosen
Exportgeschäften und fehlenden Entschädigungen für Explosionsopfer in
Fabriken des Konzerns.
Mit seiner
Internationalisierungsstrategie trägt Rheinmetall stark dazu bei,
Krisenherde weiter anzuheizen. Ein Beispiel sind Munitionsexporte an
Saudi-Arabien, das seit vier Jahren Krieg im Jemen führt. Rund die
Hälfte der Rüstungsumsätze macht der Konzern außerhalb Europas.
Rheinmetall modernisiert und erweitert derzeit seine Munitionsfabriken in Italien und Südafrika.
Das zeigt: Der Konzern möchte an der scharf kritisierten
Umgehungsstrategie für deutsche Rüstungsexportverbote festhalten. Mit
seinen Auslandsfabriken beliefert Rheinmetall weiterhin Länder, für die
das Unternehmen in Deutschland kaum noch Exportgenehmigungen erhält.
Hintergrund sind die derzeitigen Rüstungsexportbeschränkungen für
Saudi-Arabien, auf die der Konzern mit Klageandrohungen reagiert hat.
So exportiert die italienische Rheinmetall-Tochter RWM-Italia noch immer Tausende Bomben nach Saudi-Arabien.
Über das Partnerunternehmen Raytheon in Großbritannien liefert
Rheinmetall zudem Sprengkörper für Lenkwaffen an den gleichen Empfänger.
Rheinmetall Denel Munition in Südafrika hat Exportlizenzen für
Mörsergeschosse erhalten, die ebenfalls von Saudi-Arabien bestellt
wurden.
Terry
Crawford-Browne ist südafrikanischer Friedensaktivist und langjähriger
Beobachter der Rüstungsindustrie in seinem Land. Er wird auf der
Hauptversammlung Forderungen an den Konzernvorstand stellen. Er
sagt: „Das Unternehmen ist Verursacher massiver Umweltverschmutzungen
bei seinen Werken in Südafrika. Es missachtet den Schutz und die
Interessen seiner Mitarbeiter.“ Bei einer Explosion in einer
RDM-Munitionsfabrik im September 2018 starben acht Arbeiter. Ihre
Familien haben seitdem keine Unterstützung oder Entschädigung erhalten.
„Die Menschen haben ein Recht auf Anerkennung“, so Crawford-Browne. Er
will auf der Hauptversammlung Kompensationen für die Opferfamilien
einfordern.
Deutsche
Rüstungskritiker*innen stellen dem Konzern ein Armutszeugnis aus:
„Laufende Kriege beliefern, deutsches Exportrecht umgehen, gegen
humanitär begründete Exportbeschränkungen klagen. Die Geschäftspraktiken von Rheinmetall offenbaren das Versagen deutscher Rüstungsexportregeln.
Die Bundesregierung muss endlich handeln und Rheinmetall in die
Schranken weisen“, fordert Barbara Happe, Rüstungsexpertin bei urgewald.
Otfried Nassauer vom Berliner Informationszentrum für Transatlantische
Sicherheit ergänzt: „Wer mit Despoten und kriegführenden Staaten Geschäfte machen will, muss damit rechnen, keine Genehmigungen zu erhalten.
Rheinmetall hat offensichtlich mehr Interesse an finanziellen Gewinnen
als an der Sicherung der Menschenrechte und des Friedens.“
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