(BUP) Mikroplastik, das in Peelings oder Duschgels eingesetzt wird,
leistet einen mengenmäßig vergleichsweise geringen, gleichwohl unnötigen
Beitrag zur Umweltverschmutzung. Das ergab eine Studie für das
Umweltbundesamt (UBA). Danach werden vermutlich rund 500 Tonnen solcher
primärer Mikropartikel aus Polyethylen, dem weltweit am häufigsten
verwendeten Kunststoff, pro Jahr in Deutschland in kosmetischen Mitteln
verwendet. Die mengenmäßig bedeutsamste Quelle für Mikroplastik im Meer
ist aber die Zersetzung größerer Plastikteile. Wenn großer Plastikmüll –
von der Plastiktüte bis zum Fischernetz – über Flüsse oder direkt ins
Meer gelangt, werden die großen Teile durch Wind, Wetter und Gezeiten zu
sogenanntem sekundärem Mikroplastik zermahlen und zerkleinert. Rund
sechs bis zehn Prozent der weltweiten Kunststoffproduktion landen laut
Studie in den Weltmeeren. Weltweit werden pro Jahr rund 300 Millionen
Tonnen Kunststoffe hergestellt (Stand 2013). Es ist davon auszugehen,
dass bis zu 30 Millionen Tonnen davon pro Jahr weltweit im Meer laden –
davon in Europa allein 3,4 bis 5,7 Millionen Tonnen pro Jahr.
Die
Studie rät daher, sich nicht nur auf das primäre Mikroplastik zu
konzentrieren, sondern den Eintrag von Kunststoffen in die Umwelt
generell viel drastischer zu reduzieren. Nur so kann wirksam der
Entstehung von sekundärem Mikroplastik in Meeren oder Binnengewässern
vorgebeugt werden – und das nicht nur in Deutschland oder der EU,
sondern weltweit. Mittlerweile wurden unter deutscher Federführung
globale und regionale Aktionspläne zur Bekämpfung von Meeresmüll
innerhalb des G7-Prozesses und der Regionalkooperationen OSPAR (Schutz
der Meeresumwelt des Nord-Ost-Atlantiks) sowie HELCOM (Schutz der
Meeresumwelt der Ostsee) verabschiedet. Im Rahmen der Umsetzung der
europäischen Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (2008/56/EG) wird
ebenfalls ein umfassendes Programm für die heimische Nord- und Ostsee
aufgestellt.
In Teilaspekten werden diese Maßnahmen aus den
Aktionsplänen bereits umgesetzt. Ein Beispiel ist die
Fishing-For-Litter-Initiative. Fischerkutter werden hierbei so
ausgestattet, dass sie aus dem Meer gefischten Müll an Bord verstauen
und kostenfrei und sachgerecht in den Häfen entsorgen können. Das
Projekt wird mittlerweile von allen Küstenbundesländern unterstützt und
durchgeführt.
Kunststoffe bedrohen zunehmend die
Meeresökosysteme. Mit durchschnittlich 75 Prozent dominiert Kunststoff
auch an Europas Stränden die Müllfunde. Von 663 Arten ist bekannt, dass
sie negativ von diesem Müll betroffen sind. Mehr als die Hälfte dieser
Arten nimmt Kunststoffabfälle auf oder verfängt sich in ihnen. Auch
Mikropartikel können dabei – je nach Größe des Lebewesens – genauso wie
größere Kunststoffteile zu Verletzungen des Verdauungstraktes führen,
die Verdauung behindern sowie die Nahrungsaufnahme blockieren.
Mikropartikel aus Kunststoff können zudem als Transportmittel fungieren,
an dem sich Schadstoffe, invasive Arten und Krankheitserreger anlagern.
Neben
Polyethylen in kosmetischen Mitteln haben sich die Autoren der
aktuellen Literatur-Studie weitere Anwendungsgebiete des primären
Mikroplastiks analysiert. Für Wasch- und Reinigungsmittel sowie
Strahlmittel in Deutschland schätzen die Autoren das Aufkommen auf
jeweils weniger als 100 Tonnen pro Jahr. Für Kunststoffwachse erwarten
die Autoren dagegen etwa 100.000 Tonnen pro Jahr. Hierbei handelt es
sich um wachsartige Dispersionen von Kunststoffpartikeln, die als
Trennmittel und zur Oberflächenbeschichtung verwendet werden. Weitere
Quellen für sekundäre Mikropartikel aus Kunststoff sind u.a.
Chemiefasern, die aus der Kleidung und sonstigen Textilien ausgewaschen
werden (80-400 t/a), Reifenabrieb aus dem Straßenverkehr (60.000-111.000
t/a) und der Verlust von Rohpellets für die weitere Verarbeitung zu
Kunststofferzeugnissen während Produktion und Transport (21.000-210.000
t/a).
Quelle: umweltbundesamt.de
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